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128 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
– ich u. andere Stubajer vor allem Peter Hofer ein Herzhafter Scheibenschütz aus Neustift
– misriethen solchen blinden Angriff – und Riethen an, alsbald Nachtfeuer anzuschürren
– Pickete u. Patroulen aufzustellen! u. den folgenden Morgen 12ten April ja frühzeittig
gewärttig zu sein!!“313
Am selben Abend noch sei es dann gelungen, zwei gegnerische Kuriere gefangen
zu nehmen, die, wie Pfurtscheller mutmaßt, die Sillbrücke überqueren sollten, um
sodann über den Paschberg auf das östliche Mittelgebirge südlich von Innsbruck,
dann über Patsch, Ellbögen und Matrei nach Steinach zu eilen, um die aus Süden
anrückende Verstärkung, Pfurtscheller spricht von „Franzosen“, über die Vorgänge
rund um Innsbruck zu informieren:
„Diese 2 gefangenen wurden mir zugeführt, ich fragte selbe um Schriften u. die Absicht
ihrer Wege – allein ich könnte nichts herausbringen, ich ließ selbe nach Unterschönberg
mit Bedeckung schicken, u. verfügte mich spätter mit mehreren Fulpmer selbst dahin, alle
Höfe u. Weiler und Dörfer um Wilten wurden von Landvolk besetzet.“314
Weit weniger ausführlich als im Vorangegangenen äußert sich Pfurtscheller im dem
weiter oben als Begleitschreiben an Joseph Rapp identifizierten Schriftstück zur Aus-
rückung der Stubaier am 11. April 1809. Hier heißt es ganz lapidar: „Daige Bewohner
zogen auf vorläuffige Vertheilung von Hormairs Libel ohne Dattum + Unterschrift
mit einer Fahne u. Musik über Schönberg – ein Theil über Mutters am 11 April 1809
dem Bergisel zu, wo man mit den Bayern tüchtig handgemein wurde.“315 Wiederum
wird hier deutlich, dass die Stubaier Aufgebote über zwei verschiedene Routen, eine
über die Telfer Wiesen und Kreith nach Mutters, die andere über Schönberg und
Unterberg führend, in die Stellungen am Bergisel südlich von Innsbruck einrückten,
die sie bis zum nächsten Morgen beibehalten sollten.
Bezüglich der Größe des Stubaier Aufgebotes geben gleich mehrere verschiedene
Quellen Aufschluss. Hinsichtlich der Gesamtzahl der ausgerückten Stubaier ergibt
sich zwar ein klares Bild, wie sich die Truppe jedoch nach Gemeinden zusammen-
setzte, dafür finden sich divergierende Angaben. Pfurtscheller erstattete, wie bereits
erwähnt, dem Landgericht Matrei im März 1819 Bericht über die Mitwirkung von
Stubaiern an der Erhebung des Jahres 1809. Es seien, so Pfurtscheller in diesem
313 Pfurtscheller an Rapp – Nachtrag und Ergänzung zur Schilderung von 1819, o. D., TLA, Materiali-
ensammlung Rapp, Schuber 18 e, Nr. 9.
314 Ebd.
315 Pfurtscheller an Rapp – Begleitschreiben, 20. September 1837, TLA, Materialiensammlung Rapp,
Schuber 18 e, Nr. 10.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435