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3.3. 1809 147
soll. Die Offiziere hätten ihn gebeten, ihnen „Hauben“ zu besorgen, da sie ihre Kopf-
bedeckungen verloren hatten. Da jedoch die Läden alle geschlossen waren, habe er
diesem Wunsch nicht nachkommen können.397
Will man den Ausführungen des Wilteners Joseph Patsch Glauben schenken,
war Pfurtscheller wohl nicht der einzige Anführer, der sich für eine Beruhigung der
Situation stark machte.398 Er dürfte jedoch als einer der wenigen auch über einen
schriftlichen Beweis für sein edles Verhalten an diesem Tag verfügt haben. Als Be-
stätigung seines persönlichen Einsatzes für die beiden gefangenen Offiziere ließ sich
Pfurtscheller nämlich ein Zeugnis als Lebensretter ausstellen.399 Der Großteil der
Stubaier Mannschaft war währenddessen über Mittag im Gasthof „Weißes Kreuz“400
in Innsbruck eingekehrt. Die von Martin Schennach als „erklecklich“401 bezeichnete
Zeche von 70 Gulden402 wurde aus der Gemeindekasse beglichen, so Pfurtscheller in
397 Vgl. Pfurtscheller an Rapp – Nachtrag und Ergänzung zur Schilderung von 1819, o. D., TLA, Ma-
terialiensammlung Rapp, Schuber 18 e, Nr. 9.
398 Martin Schennach nimmt auf eine Aussage im Bericht Patschs an Joseph Rapp Bezug, wonach sich
mehrere „Milizkommandanten“ um „die Hintanhaltung derartiger Übergriffe“ bemühten. (Schen-
nach, Revolte, 2009, S. 523.)
399 Pfurtscheller bemerkt in seinem Bericht an Joseph Rapp, das fragliche Zeugnis habe er seinen Un-
terlagen beigelegt. (Vgl. Pfurtscheller an Rapp – Nachtrag und Ergänzung zur Schilderung von
1819, o. D., TLA, Materialiensammlung Rapp, Schuber 18 e, Nr. 9.) In der Materialiensammlung
Rapp im TLA findet sich jedoch kein Hinweis auf ein solches Zeugnis Pfurtschellers. Auch in einem
Schreiben Pfurtschellers an Rapp vom 11. April 1838 gibt Pfurtscheller an, neben weiteren Hand-
schriften zu den Ereignissen des Jahres 1809, Rapp auch das Zeugnis zweier französischer Offiziere
zu senden. (Vgl. Pfurtscheller an Rapp, 11. April 1838, TLA, Materialiensammlung Rapp, Schuber
18 e, Nr. 1.) In einem anderen Bericht Pfurtschellers für Joseph Rapp erwähnt Ersterer die Namen
der beiden Offiziere, die ihm das Zeugnis ausgestellt haben sollen: „Dann in Wilten nahm ich zwej
Hrn. Franz. Officier vom II. leicht. [leichten] Inf. Regim. [Infanterieregiment] Gefangen, welche
mir Nahmens Duichange Hauptmann + Brèchèret Lieut. ein Zeugnis ausstellten – daß ich im Stru-
del ihnen daß Leben gerettet habe; ddo. Innsbruk 13 April.“ (Pfurtscheller an Rapp – Begleitschrei-
ben, 20. September 1837, TLA, Materialiensammlung Rapp, Schuber 18 e, Nr. 10.) Auch in der
bereits mehrfach erwähnten Zusammenstellung der Urkunden und Zeugnisse Pfurtschellers wird
das Zeugnis der beiden französischen Offiziere angeführt, das Original des Zeugnisses ist jedoch
leider nicht mehr auffindbar. (Vgl. Verzeichnis Zeugnisse, Urkunden und Diplome, TLMF, Hist.
Samml., Nachl. MP, I, Bund 1, Nr. 13, Eintrag zum 13. April 1809.)
400 Pfurtscheller kürzt das Wort „Kreuz“ hier mit einem „+“ ab. (Vgl. Pfurtscheller an Rapp – Nachtrag
und Ergänzung zur Schilderung von 1819, o. D., TLA, Materialiensammlung Rapp, Schuber 18 e,
Nr. 9.)
401 Schennach, Revolte, 2009, S. 466.
402 Eine von Michael Pfurtscheller wohl 1812 verfasste Zusammenstellung von „Viktualienpreisen“ für
die Jahre 1809, 1810 und 1812 erleichtert die Einschätzung dieser Summe. So kostete ein 1 ½
Pfund schwerer Laib Brot im Aufstandsjahr 1809 6 Kreuzer, ein Zentner (100 Pfund) Rindfleisch
18 Gulden, eine Yhre (rund 78 Liter) Wein 20 Gulden und eine Yhre Branntwein 50 Gulden, so
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435