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3.3. 1809 151
er häufig verhindert sein werde, da er von Chasteler beauftragt sei, die Arbeiten zur
Anlegung von Verschanzungen am Brenner zu beaufsichtigen. Als sein Stellvertreter
sei aus diesem Grund Michael Pfurtscheller aus Fulpmes ernannt worden.420
Damit sind nun auch jene drei Akteure – die Schutzdeputation in Innsbruck,
Joseph von Stolz und Michael Pfurtscheller – genannt, welche in den nächsten Mo-
naten für die Organisation der Landesverteidigung beziehungsweise des Aufstandes
gegen die bayerische Obrigkeit im Stubaital von zentraler Bedeutung sein sollten.
Martin Schennachs Urteil, wonach für den April 1809 „nur im Inntal“ besondere
Anstalten der Schutzdeputation zu einer einheitlicheren Organisation von Landes-
verteidiger-Aufgeboten nachweisbar wären,421 lässt sich in Anbetracht der Quellen
in Pfurtschellers Nachlass auf das Stubaital ausweiten. Aus offensichtlichen Gründen
– Joseph von Stolz und sein Stellvertreter Michael Pfurtscheller sind hier zu nennen
– hatte die Region wohl nicht nur ein geografisch begründetes Naheverhältnis zur
Schutzdeputation in Innsbruck.
Eine von ebendieser Innsbrucker Schutzdeputation erlassene Verfügung zur Neu-
ordnung des Schützen- und Milizwesens findet sich abschriftlich auch im Nachlass
Pfurtschellers. Es handelt sich dabei um eine Abschrift der Bestimmungen für das
unter der bayerischen Regierung in dieser Ausdehnung eingerichtete Landgericht
Innsbruck, angefertigt in Innsbruck am 25. April 1809.422 Pfurtscheller wird durch
das der Abschrift zugrundeliegende Schreiben der Schutzdeputation von offizieller
Stelle mit Verteidigungsaufgaben betraut. Allerdings geht aus dem Schreiben nicht,
wie Pfurtscheller selbst auf der Rückseite anmerkt, hervor, dass er für das Stubai
„zum Schaarführer vorgeschlagen“ worden sei. Pfurtscheller wird in dem Schriftstück
lediglich zu einem von fünf „Schutzmännern“ ernannt, die mit der Organisation
der von der Schutzdeputation geforderten Freiwilligenkompanien im Stubai betraut
waren.423
420 Vgl. J. Hirn, Tirols Erhebung, 1909, S. 345–347.
421 Vgl. Schennach, Revolte, 2009, S. 426.
422 Aus den 35.549 „Köpfen“ des Landgerichtes sollten zwei Miliz- beziehungsweise Schützenbataillone
zu jeweils 876 Mann Freiwilligen zusammengestellt werden. Diese 1752 Mann sollten in zwölf
Kompanien organisiert werden, wobei bei der Einteilung der Kompanien auf die vorbayerischen
Verwaltungssprengel, namentlich die Gerichte Sonnenburg, Amras, Stubai, Axams, Wilten und
Steinach, das Stadtgericht Innsbruck und das Marktgericht Matrei, zurückgegriffen wurde. (Vgl.
Abschrift Bestimmungen Schutzdeputation für das LG Innsbruck, 25. April 1809, TLMF, Hist.
Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 11.)
423 Michael Pfurtscheller, Peter Hofer und Peter Volderauer aus Neustift, Joseph Lener aus Mieders und
Franz Ralling aus Telfes waren im Stubaital als „Schutzmänner“ für die Anwerbung der Freiwilligen
sowie die Beschreibung und Einteilung der Mannschaft in Standeslisten zuständig. (Vgl. ebd.)
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435