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156 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
men, so Pfurtscheller. Die Männer aus Mieders und Schönberg würden in Sistrans,
jene aus Telfes in Rinn übernachten, während das Neustifter Aufgebot – wohl auf-
grund des längeren Anmarschweges – noch nicht vor Ort gewesen zu sein scheint.443
Am kommenden Morgen werde mit dem Patrouillieren begonnen, so Pfurtscheller,
um erst einmal die Situation zu erkunden und die Positionen der übrigen Aufgebote,
der österreichischen sowie der gegnerischen Truppen festzustellen. Die Stimmung sei
sehr gut, betont er, und versucht die Daheimgebliebenen zu beruhigen:
„Von alle – an alle Einen herzfreundlichen Gruß, Lebet wohl, den hier näher beim Feint –
ist der lärm viel kleiner als zu Hause – adio.“444
Pfurtscheller schien jedenfalls die Sorgen der Angehörigen in Fulpmes ernst zu neh-
men. Wohl aus diesem Grund fügte er, nach der angekündigten ersten Erkundung
der Lage, früh am nächsten Morgen, dem bereits zitierten Schreiben eine ausführ-
liche Nachschrift an, in der er die Daheimgebliebenen über die aktuelle Lage des
Landsturmaufgebotes informierte. Vom Adjutanten Ignaz von Buols445 hätten die
Stubaier den mündlichen Auftrag erhalten, bis auf weiteres ihre Stellung zu halten
und die Anhöhen Platten und Windegg südlich oberhalb der Volderer Karlskirche zu
besetzen. Pfurtscheller demonstriert in seinem Schreiben Optimismus. Die gegneri-
schen Truppen stünden bei Brixlegg, die nach der Niederlage bei Wörgl zerstreuten
kaiserlich-königlichen Truppen hätten sich wieder gesammelt, zwischen Hall und
Schwaz stehe „eine starke Anzahl“ Landstürmer, „und alles ist wieder gutes Muths“.446
Auch die Daheimgebliebenen spielten jedoch bei weitem keine völlig passive
Rolle. Sie waren in die Organisation des Landsturmauszuges mit eingebunden, in-
dem sie für die Nachlieferung der Verpflegung zu sorgen hatten. Dabei wurden jene
nach Fulpmes geschickt. (Vgl. Pfurtscheller an Gemeindevorstehung Fulpmes, 14./15. Mai 1809,
TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 26.)
443 Dieser Umstand scheint Pfurtscheller zu beunruhigen. Er rechnet damit, dass es zum Kampf kom-
men wird und hofft daher auf Verstärkung aus Neustift: „Ich wünschte das die Neustifter sich an uns
anschlüssen möchten, weil es wahrscheinlich zu Einem gefecht kommen dürfte.“ (Vgl. Pfurtscheller
an Gemeindevorstehung Fulpmes, 14./15. Mai 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2,
Nr. 26.)
444 Pfurtscheller an Gemeindevorstehung Fulpmes, 14./15. Mai 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl.
MP, III, Bund 2, Nr. 26.
445 Generalmajor Ignaz von Buol-Bernberg (1749–1817) war am 15. April an der Seite Chastelers in
Innsbruck eingezogen. Nach dem Abzug Chastelers aus Tirol übernimmt er das Oberkommando
über die im Land verbleibenden k.k. Truppen. (Vgl. Albrich/Sila, Schwarzbuch, 2010, S. 58.)
446 Pfurtscheller an Gemeindevorstehung Fulpmes, 14./15. Mai 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl.
MP, III, Bund 2, Nr. 26.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435