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3.3. 1809 157
Haushalte, in denen kein Landstürmer zu Hause war, zur Leistung größerer Verpfle-
gungsbeiträge angehalten:
„Meine Unterhabende Mannschaft ist bis zur Stunde voll guten Willens, sie äußerte den
wunsch – daß uns Ein Proviantwagen mit brod und Krapfen & Käß nachgeschicket werden
möchte; Die Krapfen möchten hauptsächlich in jene bessere Häuser erhoben werden, wo
keine Landes Vertheidiger zu Hause, oder keine aus zu ziehen sich wagten.“447
Die von Gemeindebeisitzer Michael Falbesoner verfasste Aufstellung „Brodempfang
für Sturm“ dokumentiert das Zustandekommen der von Pfurtscheller angeforderten
Proviantlieferung. In dem provisorischen Verzeichnis wird festgehalten, aus welchen
Haushalten was geschickt wurde. Auf dem Speiseplan der ausgerückten Mannschaft
standen demzufolge Brot, Käse, Fleisch, Kiechl, Krapfen, Strauben, Schmalz sowie ein
„Schafel“, also ein Lamm.448 Dabei erfasst die Liste Falbesoners nur die Verpflegung
für die „Allgemeinheit“. Daneben wurden wohl auch noch, wie von Pfurtscheller in
seinem Schreiben angeregt, „aus die beßeren Häuser – Extra bakl mit Addressenzedel“
geschickt.449 Insgesamt lassen die Schriftstücke in Pfurtschellers Nachlass auf drei Lie-
ferungen aus Fulpmes nach Tulfes schließen. Neben den bereits genannten Lebensmit-
teln wurden noch Wein, Branntwein, Rosolio-Likör, Tabak und 50 Gulden Bargeld,
letzteres zuhanden Michael Pfurtschellers, geschickt.450 Die Ausgabe des Proviants er-
folgte in Tulfes. Die auf verschiedene Standorte am Kleinvolderberg aufgeteilte Mann-
schaft kam wohl zu den Essenszeiten und zu den heiligen Messen ebendorthin. Diesen
Schluss erlaubt Pfurtschellers in Tulfes verfasste Beantwortung einer Anfrage des in
Platten postierten Leutnant Gleirscher nach Branntwein, vom Morgen des 16. Mai:
„brandwein ist wenig zu haben – ich bestellte also Supen – rükke mit unserer Compagnie
anhero – um dieß frühestük einzunehmen und hier die Hl. Messe anzuhören, es ist beides
alhier für die Compagnie bestellet. Jene aber die schon geeßen haben, bleiben oben bis
weittere Schriftlichen Befehl auf den Posten stehen.“451
447 Ebd.
448 Vgl. „Brodempfang für Sturm“, 15. Mai 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr.
24.
449 Vgl. Pfurtscheller an Gemeindevorstehung Fulpmes, 14./15. Mai 1809, TLMF, Hist. Samml.,
Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 26.
450 Vgl. Verzeichnis der Proviantlieferungen für den Landsturm nach Tulfes, o. D., TLMF, Hist. Samml.,
Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 2; sowie: Michael Falbesoner und Johann Lutz an Michael Pfurtscheller,
16. Mai 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 27.
451 Pfurtscheller an Leutnant Gleirscher, 16. Mai 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2,
Nr. 28.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435