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168 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
brachte die Nachrichten der Schutzdeputation in Vomp, am nördlichen Innufer.504
Im selben Schreiben nach Fulpmes, in dem Pfurtscheller von der Kapitulation
der Schutzdeputation berichtet, leitet er auch die Zurückbeorderung der in Tulfes
verbliebenen Landstürmer aus Fulpmes und Neustift in die Wege. Er wendet sich
mit seinem Aufruf zum Rückzug jedoch nicht direkt an die Landsturmaufgebote. Die
Kommunikation läuft über seine Heimatgemeinde. Von dort aus sollen die Landes-
verteidiger schriftlich nach Hause beordert werden:
„Demnach rathe ich wohlmeinend daß unsere Landes Vertheidiger durch Eilbothen vom
Amras Rinn und Tulfes und Volderer Brücke – Schriftlich Haim zu berufen werden, welche
sich aber wie Anno 1805 nur ganz ruhig betragen möchten […]“505
Pfurtscheller war jedoch offensichtlich der Ansicht, die Aufforderung würde nur mit
seiner Unterschrift befolgt werden. Das kann wohl als weiterer Hinweis auf die in
dieser Situation herrschende Uneinigkeit hinsichtlich des weiteren Vorgehens zur
Landesverteidigung interpretiert werden. Aus diesem Grund schickte Pfurtscheller
zwei blanko unterzeichnete Blätter an Gemeindebeisitzer Michael Falbesoner und
wies diesen an, die Rückzugsaufforderung hinzuzufügen und per Boten in die Stel-
lungen der Stubaier Landstürmer zu senden:
„Zu diesem Ende folgen hiermit 2 von mir unterzeichnete Bogen Pappier, und ich bitte
Hrn. Falbesoner, daß solche durch kurz verfaßte Aufsätze – unverzüglich und nur eilligst
befördert werden möchten.“506
504 Vgl. Rapp, Tirol 1809, 1852, S. 296. – Einem Bericht Pfurtschellers an Joseph Rapp ist die Emp-
fangsbestätigung für eine „Depesche von hochlöbl. Schutzdeputation in Innsbruck“, ausgestellt in
Vomp, beigefügt. (Pfurtscheller an Rapp – Nachtrag und Ergänzung zur Schilderung von 1819, o.
D., TLA, Materialiensammlung Rapp, Schuber 18 e, Nr. 9.) Im selben Bericht verweist Pfurtscheller
auf ein nicht überliefertes Zeugnis Joseph Hutters, – laut Rapp war auch dieser unter den Gesandten
der Schutzdeputation – welches bestätige, dass Pfurtscheller „am 18 Maj mit Depeschen von der
Lobl. Landschaft nach Vomp abgeschikt wurde“. (Ebd.) Im bereits erwähnten Schreiben Pfurtschel-
lers an „Hr. Professor“ aus dem Jahr 1833 schildert Pfurtscheller den Ablauf seiner „Mission“ aus-
führlich. Er und Stolz seien bis Volders gemeinsam unterwegs gewesen, dort hätten sich ihre Wege
getrennt. Pfurtscheller sei dann alleine über Baumkirchen, Fritzens und Terfens nach Vomperbach
gezogen, wo er noch vor vier Uhr morgens die Mitteilung der Schutzdeputation an einen Haupt-
mann Jakob Lauterer übergeben habe. (Vgl. Pfurtscheller an „Hr. Professor“, 25. August 1833,
TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 77.)
505 Pfurtscheller an Gemeindevorstehung Fulpmes, 18. Mai 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III,
Bund 2, Nr. 37.
506 Ebd.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435