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3.3. 1809 171
den Iselberg zeugend) auch von die verpfluchten bauern nicht schlagen lassen. Ich trage
Ihnen zugleich auf, unverweilt eine Deputatzion nach München – an meinen besten König
Max zu schicken, welche Gnade und Schonung erflehen kann, bis ich nicht weittere Befehle
empfange – behandle ich euch als Feinde; Nicht destoweniger muß gesorgt werden, daß
eine Deputazion an den Siegreichen Kaiser Napoleon zu Seinden, um Pardon zu erbitten!
Indem Hochselber über euch Rebellen sehr stark erbittert ist[.]‘“517
Umgehend wurden die von Wrede geforderten Deputationen gebildet. An den Hof
des bayerischen Königs nach München wurden Graf Tannenberg, der Abt des Stiftes
Stams, der Innsbrucker Kaufmann Franz Joseph Habtmann und der Wirt Joseph
Lener aus Mieders entsandt.518 Letzterer sei jedoch lediglich als Ersatzmann für Mi-
chael Pfurtscheller geschickt worden. Graf Tannenberg habe ihn, Pfurtscheller, er-
sucht, die Deputation nach München als Vertreter des Bauernstandes zu begleiten.
Pfurtscheller habe jedoch erwidert, er würde „lieber nach Wien gehen“. Diese Bitte
sei von Tannenberg ohne weitere Umschweife berücksichtigt worden. Pfurtscheller
sollte nun, gemeinsam mit dem Pfarrer des Innsbrucker Stadtteils Mariahilf, Baron
Lichtenthurn und Kaufmann Karl Carnelli am 24. Mai nach Wien zu Napoleon
abreisen.519 Doch dazu kam es nicht, da von Süden durch das Wipptal Tiroler Aufge-
517 Pfurtscheller an „Hr. Professor“, 25. August 1833, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2,
Nr. 77. – Vgl. auch: Einzug der bayerischen Truppen in Innsbruck am 19. Mai 1809, in: Innsbrucker
Zeitung, Nr. 37, 23. Mai 1809.
518 Die Angaben Hormayrs (1845), Rapps (1852) und Hirns (1909) – alle drei geben keinerlei Quellen
an – decken sich mit denen Michael Pfurtschellers aus dem Jahr 1833. (Vgl. [Joseph von Hormayr],
Geschichte Andreas Hofer’s. Sandwirths aus Passeyr, Oberanführers der Tyroler im Kriege von 1809,
Bd. 2, Leipzig 18452, S. 153; sowie: Rapp, Tirol 1809, 1852, S. 379; sowie: J. Hirn, Tirols Erhe-
bung, 1909, S. 437; sowie: Pfurtscheller an „Hr. Professor“, 25. August 1833, TLMF, Hist. Samml.,
Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 77.) Der aus Schwaz stammende Kaufmann Franz Joseph Habtmann
(1778–1850) übersiedelt in der Zeit der bayerischen Regierung nach Innsbruck. 1807 kauft er ein
Haus in der heutigen Maria-Theresien-Straße, 1809 ist er Offizier der Bürgermiliz der Stadt. Ge-
meinsam mit dem in Wilten ansässigen Kaufmann Josef Simon Kapferer sei er, so Granichstaed-
ten-Czerva, als „Bankier“ der „Regierung Hofers“ aufgetreten. (Vgl. Granichstaedten-Czerva, Alte
Garde, 1932, S. 35 f.; sowie: O. A., Kapferer Josef Simon, in: ÖBL, Bd. 3, Wien 1963, S. 219 f.)
Zu Roger Schranzhofer (1746–1816) vom Stift Stams als Vertreter des Klerus: Vgl. Granichstaed-
ten-Czerva, Alte Garde, 1932, S. 180.
519 Vgl. Einzug der bayerischen Truppen in Innsbruck am 19. Mai 1809, in: Innsbrucker Zeitung,
Nr. 37, 23. Mai 1809; sowie: J. Hirn, Tirols Erhebung, 1909, S. 437. – Ursprünglich sollten zwei
Vertreter aus dem nördlichen und zwei aus dem südlichen Tirol nach Wien geschickt werden. Das
geht aus einem der Berichte Pfurtschellers an Joseph Rapp hervor, dessen Darstellung sich dann in
weiterer Folge auch an die Informationen Pfurtschellers hielt. (Vgl. Pfurtscheller an Rapp – Nach-
trag und Ergänzung zur Schilderung von 1819, o. D., TLA, Materialiensammlung Rapp, Schuber
18 e, Nr. 9; sowie: Rapp, Tirol 1809, 1852, S. 301.) Wohl aus Zeitgründen beziehungsweise der
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435