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3.3. 1809 179
In seinem Bericht aus dem Jahr 1838 bemerkt Pfurtscheller immerhin, dass die
Stubaier „bey diesen Treffen und Verfolgung [er bezieht sich damit auf den 24. und
den 29. Mai 1809] keinen Menschenverlust“ erlitten hätten.549 Das spricht zumin-
dest für eine Beteiligung eines Stubaier Aufgebotes an den Kämpfen am 29. Mai. In
Pfurtschellers Nachlass finden sich jedoch keinerlei Quellen, die konkret die Orga-
nisation und Koordination des neuerlichen Angriffes auf die in Innsbruck stationier-
ten bayerischen Truppen in den fraglichen Tagen zwischen 24. und 29. Mai 1809
betreffen. Schließlich sei die Aufforderung des „Oberkomandanten Andreas Hofer“
lediglich mündlich erfolgt, so Pfurtscheller im Entwurf seines Berichtes an das Land-
gericht Matrei aus dem Jahre 1819.550
Neben dem bereits erwähnten Schreiben Danlers an Pfurtscheller sind lediglich
noch zwei weitere aus diesen Tagen überliefert, die die Organisation der Fortsetzung
der Tiroler Erhebung im Stubaital betreffen. Diese sind jedoch nicht sehr ergiebig:
Das erste stammt von Joseph von Stolz, wurde ausgestellt am 26. Mai 1809 in des-
sen Wohnort, dem zeitweiligen Hauptquartier Andreas Hofers, Schönberg. In dem
Rundschreiben an die Gemeindevorstehungen von Telfes, Mieders und Fulpmes, ver-
langt von Stolz die Zurverfügungstellung von Fuhrwerken zum Abtransport der vom
Bergisel ankommenden Verletzten. Bemerkenswert ist dabei vor allem der Nachsatz
bewachen half. Laut Maretich waren demzufolge Georg Nagiller aus Mieders als Oberleutnant, Ge-
org Gschließer aus Fulpmes als Leutnant und Ignaz Hofer aus Mieders als Fähnrich in der Kompanie
von Hauptmann Danler am 29. Mai 1809 an den Kämpfen beteiligt. (Vgl. Maretich, Zweite und
dritte Berg Isel-Schlacht, 1895, S. 107.) Diese Angaben entsprechen jenen aus der Standesliste für
Danlers Kompanie von 13. Juli bis 1. August 1809. (Vgl. Standesliste Schützenkompanie Danler,
22. April 1817, TLA, Standeslisten der Landesschützen und Landsturmkompanien 1809, Bündel
VII, Abt. 27, Gericht Mieders, ad Nr. 17.) Die Informationen sind jedoch nicht einfach für den
Mai 1809 zu übernehmen. Die 1830 erstellte Standesliste der Gemeinde Fulpmes zur Ausrückung
am 29. Mai 1809 bezeichnet Georg Gschließer als Anführer des Fulpmer Aufgebotes an diesem Tag
und somit als Teil der 100-köpfigen Mannschaft, auf die bereits eingegangen wurde, und nicht als
Teil der Kompanie Danler, wie von Maretich angegeben. Dieser hat sich Gschließer wohl erst später
angeschlossen. (Vgl. Standeslisten Gericht Mieders vom 29. Mai bis zum 1. Juni 1809, 16./18./20.
Mai 1830, TLA, Standeslisten der Landesschützen und Landsturmkompanien 1809, Bündel VII,
Abt. 27, Gericht Mieders, Nr. 3.) Die Angabe Maretichs, die Kompanie unter Hauptmann Danler
hätte sich 117 Mann stark an den Kämpfen am 29. Mai 1809 beteiligt, ist eine zwar plausible, aber
dennoch eine Annahme. Dafür, dass Danler tatsächlich an den Kämpfen um den Bergisel beteiligt
gewesen sein könnte, spricht indes eine Beilage der Innsbrucker Zeitung vom 12. Juni 1809. Der
Autor, laut Joseph Rapp war es von Hormayr selbst, erwähnt darin neben anderen Hauptleuten auch
einen gewissen Danler lobend. (Vgl. Beilage zur Innsbrucker Zeitung, Nr. 38, 12. Juni 1809.)
549 Vgl. Pfurtschellers „Kurzgefaßte Beiträge zur Kriegsgeschichte“, o. D. [1838], TLA, Landtagsakten
1839, Fasz. 75, Nr. 1105, S. 9 [vgl. Anm. 6].
550 Vgl. Entwurf Bericht Pfurtschellers betreffend 1809 an das LG Matrei, 18. März 1819, TLMF, Hist.
Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 79.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435