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3.3. 1809 193
schen Schönberg und dem Bergisel am 11. August. Schon bei Matreiwald hätten
Pfurtscheller und „eine Abteilung des Stubaier Landsturmes“ durch einen Verhau
und Angriffe aus den Wäldern seitlich der Straße die vorrückenden Truppen kurz
aufgehalten, seien dann jedoch wieder „in ihre Schluchten“ zurückgejagt worden.602
In der Nähe von Mieders hätte Pfurtscheller dann rund 600 Mann, „die freiwillige
Scharfschützenkompanie des k.k. Hofgerichts Stubai“ unter Anton Danler mit rund
120 Mann, 178 Mann Neustifter Landsturm unter Stefan Schönherr, 101 Mann
Fulpmer Landsturm unter Michael Pfurtscheller selbst, 87 Landstürmer aus Mieders
und Schönberg unter Joseph Lener und rund 120 Mann von der „Sonnenburger
Kompanie“ unter Paul Hilber gesammelt.603 Mit diesen Aufgeboten hätte Pfurt-
scheller dann die Gegend um Schönberg besetzt und den Marsch der gegnerischen
Truppen wiederholt gestört. Den Landsturm von Telfes und Kreith, 73 Mann unter
Hauptmann Sebastian Gleirscher604, hätte Pfurtscheller „auf die Thalstufe von Kreit
entsendet, um den Übergang über den Rutzbach bei Unter-Schönberg im Auge zu
behalten“, so die Analyse Maretichs605, die zwar mit Blick auf die Landkarte, nicht
jedoch mit Blick auf die vorhandenen Quellen, nachvollziehbar ist.606
602 Diese Formulierung erinnert stark an die Ausführungen Völderndorffs aus dem Jahr 1826. Völ-
derndorff schreibt, beim „Dorfe Wald“ – es dürfte wohl Matreiwald gemeint sein – seien „Speckba-
chers verwegene Leute in ihre Schluchten“ zurückgejagt worden. (Vgl. Völderndorff und Waradein,
Kriegsgeschichte, 1826, S. 311.) Maretich dürfte diese Passage von Völderndorff übernommen ha-
ben, sie jedoch in seiner Analyse an die geografischen Gegebenheiten angepasst haben. Mit Blick auf
diese erscheint ein Auftreten eines Stubaier Aufgebotes unter Michael Pfurtscheller plausibler als das
von „Speckbachers verwegenen Leuten“ in der Version Völderndorffs. (Vgl. Maretich, Vierte Berg
Isel-Schlacht, 1899, S. 69.)
603 Vgl. Maretich, Vierte Berg Isel-Schlacht, 1899, S. 66–75. – Die Zahlenangaben Maretichs beru-
hen wiederum auf den bereits mehrfach zitierten Standeslisten aus dem Jahr 1830, die im Tiroler
Landesarchiv einzusehen sind. (Vgl. Standeslisten Gericht Mieders, TLA, Standeslisten der Landes-
schützen und Landsturmkompanien 1809, Bündel VII, Abt. 27, Gericht Mieders.) Die Mitwirkung
der Scharfschützenkompanie unter Hauptmann Anton Danler geht aus diesen Listen jedoch nicht
dezidiert hervor. Die Mannschaftsstärke dieser Kompanie, die Maretich hier mit „circa 120 Mann“
– den Standeslisten zufolge waren es 117 Mann – angibt, lässt sich aus den Standeslisten nur für
deren erste Ausrückung zum Grenzschutz in Scharnitz von Anfang Mai bis Mitte Juni nachvollzie-
hen. (Vgl. „Summarischer Ausweis“, 30. Juni 1830, TLA, Standeslisten der Landesschützen und
Landsturmkompanien 1809, Bündel VII, Abt. 27, Gericht Mieders, Nr. 20.)
604 Auch diese Angabe Maretichs beruht auf den Standeslisten im Tiroler Landesarchiv. (Standesliste
Telfes und Kreith von 11. bis 17. August 1809, 20. Mai 1830, TLA, Standeslisten der Landesschüt-
zen und Landsturmkompanien 1809, Bündel VII, Abt. 27, Gericht Mieders, Nr. 5.)
605 Vgl. Maretich, Vierte Berg Isel-Schlacht, 1899, S. 69.
606 Kreith liegt oberhalb der Ruetzschlucht gegenüber von Schönberg. Noch heute gelangt man nur
über einen erheblichen Umweg über Telfes und Mieders von Kreith nach Schönberg. Die von Ma-
retich beschriebene Disposition der Aufgebote von Telfes und Kreith ist daher durchaus plausibel,
geht jedoch aus den von ihm angeführten Quellen nicht hervor.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435