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3.3. 1809 195
schaft in Tyrol vom 18ten d. M.“612 ruft der Gemeindevorsteher diese dazu auf, „ihre
Waffen – und jene welche sie von der Dorfvorstehung Lehenweiß [leihweise] emp-
fangen hatten, alsogleich recht fleißig zu putzen; und mit fette einzuschmieren, daß
zerbrochene auszubessern“, um für eventuelle neuerliche Kämpfe gerüstet zu sein.
Außerdem solle Munition nicht unnütz verschossen werden.613
Die Landesverteidigung, speziell die Sicherung der Nordgrenze zu Bayern, blieb
auch in den folgenden Wochen ein bestimmendes Thema für die Gemeindevorsteher
des Stubaitales, im Besonderen wohl auch für Michael Pfurtscheller. In einer Bekannt-
machung von Matthias Purtscher614, Adjutant des Oberkommandanten Andreas Ho-
fer, ausgestellt am 1. September 1809 in Innsbruck, wurden die Stubaier Gemeinden
aufgefordert, eine freiwillige Schützenkompanie zur Verteidigung der Landesgrenzen
zur Verfügung zu stellen. Purtscher argumentiert mit der einseitigen Lastenverteilung
im bisherigen Verlauf der Erhebung. Das Passeier habe bislang ungleich größeren
Einsatz gezeigt als andere Regionen Tirols, vor allem durch die Stellung von freiwil-
ligen Schützenkompanien, deren militärische Effektivität die des Landsturmes bei
weitem übertreffe.615 Außerdem sei man es dem Oberkommandanten Hofer, „wel-
cher unverkennbar, ja fast augenscheinlich ein Werkzeug des Allgütigen Gottes ist“
geradezu schuldig, einen Beitrag zur Landesverteidigung zu leisten. Schließlich sei
es Hofer zu verdanken, dass „viele Tausende junge Tyroler“ nicht schon längst in die
Dienste der bayerischen oder französischen Armeen eingezogen worden seien.616
„Der Herr Oberkommandant Sandwirth […] wünschet ebenfalls aus dem Thale Stubay –
auf eine kurze Zeit, von etwa 3 Wochen Dienstdauer, eine solche Freywillige Schützenkom-
pagnie – unter Anführung eines würdigen Hauptmans zu bekommen.“617
612 Pfurtscheller bezieht sich hier also auf die erwähnte gedruckte Proklamation Hofers. (Vgl. Oberho-
fer, Weltbild, 2008, S. 289.)
613 Aufruf Pfurtschellers an die Fulpmer, 20. August 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund
2, Nr. 55.
614 Matthias Purtscher (1777–1846), aus Bludenz in Vorarlberg stammender Lehrer, war ab August
1809 als Schreiber und Adjutant Andreas Hofers aktiv. (Vgl. Albrich/Sila, Schwarzbuch, 2010, S.
173 f.)
615 Auch Michael Pfurtscheller spricht in verschiedenen Quellen die zweifelhaften militärischen Quali-
täten des Landsturmes an. (Vgl. z. B. Michael Pfurtscheller an Elias Domanig, 18. Mai 1809, TLMF,
Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 36.)
616 Vgl. Abschrift Mathias Purtscher an die Gemeinden des Stubaitales, 1. September 1809, TLMF,
Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 57.
617 Ebd.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435