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3.3. 1809 197
habe vier bis fünf solcher Kompanien zu stellen. Die Dienstzeit wird auf vier Wochen
festgelegt, täglich sollten 30 Kreuzer Lohn ausbezahlt werden. Die Verpflegung sollte
durch das Gericht selbst erfolgen, fehlende Waffen würde das Oberkommando zur
Verfügung stellen. Gemeindevorsteher und Posthalter sind vom Ausrücken befreit,
sollte sie jedoch das Los treffen, sollten sie einen „verhaltnismassigen Beytrag fur
arme Landes Vertheidiger“ leisten. Schließlich bemerkt Hofer noch, dass auch „im
Auslande Befindliche“ zur Landesverteidigung beitragen müssten.620
Besonders wichtig war für Michael Pfurtscheller in der Folge wohl die abschlie-
ßende Bemerkung im Schreiben der Oberkommandantschaft:
„Auch ist in Stubey über die zu organisierenden Compag ein ordentlicher Commandant
zu ernennen und anhero anzuzeigen, welcher sich diesem Geschefte zu widmen und die
Aufforderungen und Stellungen der Compagnien, nur den Defensionsplan so kurz und
schnell als möglich zu machen, zu besorgen hat. Dieser ist von allen Geenden [Gehenden,
d.h. Ausrückenden] zu wählen.“621
Warum diese Bemerkung für Pfurtscheller besondere Bedeutung erlangte, erschließt
sich aus der Abschrift des Schreibens, die in seinem Nachlass erhalten ist. Auf der
Rückseite dieses Schriftstückes findet sich nämlich folgender Vermerk aus Pfurtschel-
lers Hand:
„1809 den 23 7ber Abschrift – Eines Organis. Auftrags der Oberkomandantschaft in Tyrol
– für Thal Stubaj, Wornach die Wahl auf Michael Pfurtscheller in Fulpmes, als Organisie-
rungs Comisair, u. Sturm Comandant gefallen ist.“622
Michael Pfurtscheller war also, der Verfügung Hofers folgend, zum Organisie-
rungs-kommissär und Kommandanten der Stubaier Landsturmmannschaften gekürt
worden. In den folgenden Wochen bis Ende Oktober 1809 scheint Michael Pfurt-
scheller auch tatsächlich im Mittelpunkt der Verteidigungsorganisation im Stubaital
gestanden zu sein. Darauf weist auch die Häufung von diese Thematik betreffenden
620 Vgl. Abschrift Hofer an Elias Domanig, 22. September 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III,
Bund 2, Nr. 59. – Das Original des Schreibens findet sich in der Unterlagensammlung Joseph Rapps
in der Bibliothek des Ferdinandeums. (Unterlagen zu J. Rapp Tyrol 1809, TLMF-Bib., FB 1651,
Periode IV, Nr. 107.) In edierter Form findet sich das Schreiben in Andreas Oberhofers „Weltbild
eines ‚Helden‘“. (Oberhofer, Weltbild, 2008, S. 423 f.)
621 Unterlagen zu J. Rapp Tyrol 1809, TLMF-Bib., FB 1650, Periode IV, Nr. 107.
622 Abschrift Hofer an Elias Domanig, 22. September 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund
2, Nr. 59.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435