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208 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
Feindschaft aufgefordert werden“.657 Er wisse bereits davon, habe er Lener daraufhin
geantwortet, und weiter:
„‚Mein Schwager, ich wage es nicht mich mit meinen Leuten aus dem Lager nach Stubai zu-
rückzuziehen, um nicht in den Verdacht eines schlechten Patrioten zu gelangen, ich fürchte
mehr die Schüsse der eigenen Landsleute als die der Feinde.‘“658
Aus Angst vor den möglicherweise gewalttätigen Reaktionen fanatischer „Falken“
habe es Pfurtscheller also vorgezogen, trotz der Friedensnachricht weiter in der Stel-
lung am Bergisel zu verharren.659 Der Rückzug ins Stubaital erfolgte dann erst am fol-
genden Tag, den 1. November. Nach dreistündigem Kampf gegen die anstürmenden
bayerischen Truppen „traten [die Stubaier] auf der Straßen u. durch die Waldungen
des Iselberges den Rückzug an“.660
Auch ein Schreiben Pfurtschellers an Joseph Rapp vom 20. September 1837 be-
schäftigt sich mit den Tagen in den Verschanzungen am Bergisel. Einige Angaben
Pfurtschellers aus diesem Schriftstück unterscheiden sich jedoch von den soeben ge-
nannten. So habe er, Pfurtscheller, bereits am 27. Oktober 1809 – also drei Tage
früher als oben erwähnt – „den Friedensabdruk zu Innsbruk […] aus der Hand eines
Wohlgekleideten betagten Bürger […] empfangen“.661
Hinsichtlich der Reaktion der Kommandaten Aschbacher und Thalguter stimmen
die beiden Berichte an Joseph Rapp allerdings überein: „Ich mußte Schweigen – die
Leute waren durch die Comandanten Aschbacher und Thalguter – ganz zur Unglau-
bigkeit gestimmt.“662
Die oben erwähnte, von Joseph Lener663 überbrachte Aufforderung der Stubaier
Gemeindevorstehungen, Pfurtscheller solle mit dem Aufgebot des Tales heimkehren,
da die Friedensnachricht durch den kaiserlichen Kurier Lichtenthurn bestätigt wor-
den sei, wird in diesem Schreiben an Rapp nicht erwähnt. Pfurtscheller führt jedoch
657 Bericht 4. Bergiseltreffen, o. D., TLA, Materialiensammlung Rapp, Schuber 18 e, Nr. 6.
658 Ebd.
659 Einen Einblick in die Stimmungslage in den Stellungen der Tiroler vermittelt Pfurtscheller an dieser
Stelle mit einer kleinen Anekdote: „Die Feinde waren so nahe, daß eben der Fürst Wrede höchstens
nur 2 Scheibenschüße weit bei der Kognoszierungerung von uns entfernt war. (Ein Schmid von
Fulp mes zeigte ihm den bloßen Hintern)“ (Bericht 4. Bergiseltreffen, o. D., TLA, Materialiensamm-
lung Rapp, Schuber 18 e, Nr. 6.)
660 Ebd.
661 Pfurtscheller an Rapp – Begleitschreiben, 20. September 1837, TLA, Materialiensammlung Rapp,
Schuber 18 e, Nr. 10.
662 Ebd.
663 Vgl. Anm. 655.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435