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3.3. 1809 229
„Der gehorsamst unterzeichnete ist gester Nachts unverhindert u. gesund hier [im Stubai-
tal] eingetroffen, er fande die Einwohner dieser Thalgegend sogleich entschlossen und sehr
willig, nicht weniger kamen Deputierte von Axams und Selrain entgegen, welche versi-
chern, daß die rechte Innseite bis Silz bei bestgesinten im Bereitschaft sind! und sich auf den
ersten gegründeten winck – zur befreyung unsers gedrückten Vaterlandes brauchen lassen
wollen, und thätig mitwirken werden.
An brauchbaren gewehren und Munition fehlet es wesentlich; jedoch würde man – nach
aussage der Deputierten, im Stubay über 120, in Axams und Selrain bey 300 Feuergewehre,
und bis Silz beyläufig 300 Stück ebenfalls finden.
Es wird demnach dringend um Nachschub an Munition – auch um Feuergewehre ge-
bethen! […]
Indessen habe ich [Rangger] dem Schreiber dieß – Michael Pfurtscheller Ortsvorsteher
dahier zum Anführer für Thal Stubay ernannt – und Bevollmächtiget; und wegen Ordo-
nanzen bis zu die ersten Vorposten nöthiges eingeleitet.
Auch jenseits zu Axams – Selrain und hinauf bis Silz werde näheres veranstalten,
Schlüßlichen wird um weitere Verhaltungs Ordre flehentlich gebethen!“740
Die Pläne zu einer neuerlichen Erhebung gegen die bayerische Regierung stießen die-
sen beiden eben zitierten Abschriften zufolge also durchaus auf positive Resonanz im
Stubaital.741 Allerdings würde man es vorziehen, so die Nachschrift des eben zitierten
Schreibens an Fenner, sich nicht ohne Unterstützung durch reguläre österreichische
Truppen mit der bayerischen Armee einzulassen.742
Zu einer wirklichen Volkserhebung kam es in der Folge jedoch nicht, lediglich lokal
flammten einige Unruhen auf. Angesichts der Verhandlungen Metternichs mit Bayern
nem Beitrag aus dem Jahr 1866 von „Joseph Rangger, den F.M.L. v. Fenner mit offener Ordre nach
Axams, Stubay und Selrain zur Werbung von Schützencompagnien gesandt hatte“. (Vgl. Joseph
Streiter, Der Tiroler Befreiungskampf von 1813, in: Historische Zeitschrift 15 (1866), Heft 2, S.
359–374, hier: S. 364.)
740 Abschrift Rangger an General Fenner, 24. September 1813, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, II,
Bund 1, Nr. 4, S. 2.
741 Die Resonanz war wohl nicht nur im Stubaital positiv. Bernhard Mertelseder spricht in diesem
Zusammenhang von „extremem Missmut im nördlichen Landesteil“ gegenüber der bayerischen Re-
gierung. (Vgl. Mertelseder, Wege zur Rückkehr, 2009, S. 101.)
742 „Gesamte Deputierte – rathen unmaßgeblich, und bitten angelegentlich (wenn es die Umstände
erlauben) um Unterstitzung an etwas Millitair, da sie dadurch daß gelingen – sicherer Hofen! und
mehr Ordnung gehalten werden kann etc. etc.“ (Abschrift Rangger an General Fenner, 24. Septem-
ber 1813, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, II, Bund 1, Nr. 4, S. 2.) Dass sich Rangger, wie Streiter
angibt, die „Bedingung“ habe stellen lassen müssen, ohne Unterstützung durch reguläre österrei-
chische Truppen würde man nicht ausrücken, geht aus diesen Zeilen jedoch nicht eindeutig hervor.
(Vgl. Streiter, Befreiungskampf 1813, 1866, S. 364.)
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435