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Vor 1918
Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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3.5. 1848 269 Wahl des Jahres, bereits am 3., beziehungsweise 5. und 6. Mai war Landgerichtsak- tuar Anton Wallnöfer in den Stubaier Gemeinden unterwegs, um die Kürung von Wahlmännern zu leiten.910 Es handelte sich also um indirekte Wahlen. Die „Be- völkerung“ – Frauen, Dienstboten und „Arme“, die auf Unterstützungsleistungen der Gemeinden angewiesen waren, waren vom Wahlrecht ausgenommen – war aufgerufen, Wahlmänner zu bestimmen,911 die dann in einer gesonderten Abstim- mung den eigentlichen Abgeordneten wählten.912 Jeweils 500 Einwohner sollten 2012.), wäre – vor allem in Anbetracht der vermutlich auch in den Aktensammlungen der anderen Landgerichte hierzu erhaltenen Quellen – auch für Tirol lohnenswert, muss im Rahmen dieser Ar- beit jedoch unterbleiben. 910 Vgl. Reisekostenabrechnungen Anton Wallnöfer, 9. Mai 1848, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 56, 1848, Abt. XVI. – Der Beschluss des Bundestages vom 7. April 1848 sah vor, dass „jeder voll- jährige, selbstständige Staatsangehörige“ das aktive und passive Wahlrecht haben sollte. Diese und andere Bestimmungen des Bundestages und des Frankfurter Vorparlaments zur Wahlordnung zur Nationalversammlung finden sich in: Ernst Rudolf Huber (Hg.), Dokumente zur deutschen Verfas- sungsgeschichte, Bd. 1: Deutsche Verfassungsdokumente 1803–1850, Stuttgart 1961, S. 271–275.) 911 Vgl. Heiss/Götz, Rand der Revolution, 1998, S. 81. – Laut Bundeswahlgesetz vom 7. April 1848 waren Volljährigkeit, Staatsangehörigkeit und „Selbstständigkeit“ die Voraussetzungen zur Teilhabe an den Wahlen. Besonders letzteres Kriterium bot den Regierungen der Mitgliedsstaaten des Bun- des erheblichen Spielraum in der Ausgestaltung ihrer jeweiligen Wahlordnungen. (Vgl. Stockinger, Dörfer und Deputierte, 2012, S. 407.) Uneinigkeit herrscht in der Literatur hinsichtlich der Frage, ob in Österreich auch Tagelöhnern und Handwerksgesellen das Wahlrecht vorenthalten wurde. (Vgl. etwa: Heiss/Götz, Rand der Revolution, 1998, S. 81; sowie: Ernst Rudolf Huber, Deutsche Ver- fassungsgeschichte seit 1789, Bd. 2: Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850, Stuttgart 1960, S. 607 f.) Thomas Stockinger verweist auf unterschiedliche Auslegungen durch die einzelnen Landesbehörden. (Vgl. Stockinger, Dörfer und Deputierte, 2012, S. 407.) Die in den Ausgaben des Tiroler „Bothen“ vom 20. und 22. April veröffentlichten Kundmachungen hinsichtlich der Abhal- tung der Wahlen beinhalten keine das Kriterium der „Selbstständigkeit“ näher definierenden Infor- mationen hinsichtlich des Wahlrechts. (Vgl. Kaiserlich Königlich privilegirter Bothe von und für Tirol und Vorarlberg, Nr. 37 u. 38, 20./22. April 1848.) In einem Rundschreiben des Landesgouverneurs vom 20. April, veröffentlicht in der Ausgabe vom 22. April, heißt es unter Berufung auf einen Er- lass des Innenministeriums vom 16. April lediglich, dass jene vom aktiven und passiven Wahlrecht ausgeschlossen seien, „welche an der Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte gesetzlich gehindert sind“. (Circulare des Landespräsidiums zur Wahl zur Nationalversammlung, 20. April 1848, in: Kaiserlich Königlich privilegirter Bothe von und für Tirol und Vorarlberg, Nr. 38, 22. April 1848, S. 189.) Laut Oswald Gschließer waren nach einem Erlass des Landespräsidiums vom 24. April 1848 neben jenen Personen, die aus Gemeindemitteln finanziell unterstützt wurden, jene vom Wahlrecht ausgenommen, die „in einem Dienstverhältnis stehen“. In diese Kategorie fielen seiner Auffassung nach neben den Dienstboten „wohl auch die gewerblichen und Handelsangestellte“. (Vgl. Oswald Gschließer, Die nationale Einheitsbewegung in Deutschtirol im Jahre 1848 (Schlern-Schriften 43), Innsbruck 1938, S. 35, Anm. 1.) 912 Vgl. Circulare des Landespräsidiums zur Wahl zur Nationalversammlung, 20. April 1848, in: Kai- serlich Königlich privilegirter Bothe von und für Tirol und Vorarlberg, Nr. 38, 22. April 1848, S. 189.
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Ein Bürger unter Bauern? Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Title
Ein Bürger unter Bauern?
Subtitle
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Author
Michael Span
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20144-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
470
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. 1. Einleitung 9
    1. 1.1. Begriffe 9
      1. 1.1.1. Sattelzeit 9
      2. 1.1.2. Mikrogeschichte 11
      3. 1.1.3. Protoindustrialisierung 16
      4. 1.1.4. Bürger und Bauern 19
    2. 1.2. Fragestellungen und Forschungsstand 23
    3. 1.3. Quellen 31
      1. 1.3.1. Nachlass Michael Pfurtscheller 32
      2. 1.3.2. Verfachbuch, Verlassenschaftsabhandlungen, Kuratelrechnungen 34
      3. 1.3.3. Gerichtsakten 35
      4. 1.3.4. Materialiensammlung Rapp 36
      5. 1.3.5. „Statistische“ Daten zum Stubaital 37
      6. 1.3.6. Sonstige Quellen 38
  2. 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
    1. 2.1. Schulbildung in Tirol an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert 41
    2. 2.2. Die Trivialschule in Fulpmes im Jahre 1785 44
    3. 2.3. Wander- und Lehrjahre 51
  3. 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
    1. 3.1. 1797 58
      1. 3.1.1. Der Krieg erreicht Tirol 58
      2. 3.1.2. Quellen zu Michael Pfurtscheller und 1797 59
      3. 3.1.3. Der Stubaier Landsturm zieht aus 64
      4. 3.1.4. Die Einsatzgebiete des Stubaier Landsturms 68
      5. 3.1.5. Das Ergebnis der Kämpfe 75
    2. 3.2. 1799/1800, 1805 77
      1. 3.2.1. Tirol und der zweite Koalitionskrieg 77
      2. 3.2.2. Die Stubaier Schützenkompanie an der Grenze zu Graubünden 78
      3. 3.2.3. Stubaier Aufgebote an der Grenze zu Bayern 83
      4. 3.2.4. Der dritte Koalitionskrieg 1805 84
      5. 3.2.5. Das Stubaital und der Krieg 1805 86
    3. 3.3. 1809 88
      1. 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
      2. 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
      3. 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
        1. 3.3.3.1. Katastrophenbewältigung und Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 93
        2. 3.3.3.2. Neuordnung der Verwaltungssprengel 100
        3. 3.3.3.3. Währungsreform und wirtschaftliche Schwierigkeiten 109
      4. 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
      5. 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
        1. 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
        2. 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
        3. 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
        4. 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
        5. 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
        6. 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
        7. 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
        8. 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
        9. 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
        10. 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
        11. 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
        12. 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
        13. 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
        14. 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
      6. 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
    4. 3.4. Erbhuldigung 1838 236
      1. 3.4.1. Erbhuldigung im Staat des 19. Jahrhunderts 236
      2. 3.4.2. Michael Pfurtscheller und das Großereignis Erbhuldigung 239
    5. 3.5. 1848 251
      1. 3.5.1. Die Revolution erreicht Tirol 251
        1. 3.5.1.1. Stubaier Reaktionen auf revolutionäre Ereignisse 257
        2. 3.5.1.2. Das Stubaital wählt 268
      2. 3.5.2. Defensionskommissär Pfurtscheller 273
  4. 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
    1. 4.1. Michael Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 288
      1. 4.1.1. Pfurtscheller und die dörfliche Infrastruktur 291
      2. 4.1.2. Die Verlegung des Gerichtssitzes 294
    2. 4.2. „Lästige“ administrative Ämter 300
    3. 4.3. Exkurs: Anton Lutz und die Unbeliebtheit von Gemeindeämtern 307
    4. 4.4. Michael Pfurtschellers „Feinde“ 310
  5. 5. Familie Pfurtscheller 315
    1. 5.1. Michael Pfurtschellers familiärer Hintergrund 315
    2. 5.2. Michael Pfurtscheller heiratet 321
      1. 5.2.1. Anna Lener 321
        1. 5.2.1.1. Stubaier Heiratskontrakte aus dem Jahr 1805 im Vergleich 328
        2. 5.2.1.2. Michael Pfurtscheller und das Netzwerk der Leners 332
      2. 5.2.2. Elisabeth Wolf 333
    3. 5.3. Michael Pfurtscheller als Familienvater 337
      1. 5.3.1. Der rechtliche Rahmen 337
      2. 5.3.2. Säuglingssterblichkeit und Kinderzahl 339
      3. 5.3.3. Emotionale Bindungen im Hause Pfurtscheller 343
      4. 5.3.4. Die Ausbildung der Söhne Michael Pfurtschellers 349
      5. 5.3.5. Michael Pfurtschellers Söhne und der Militärdienst 352
  6. 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
    1. 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
    2. 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
      1. 6.2.1. Die Informationsbasis zeitgenössischer Beiträge 364
      2. 6.2.2. Zur Verlässlichkeit bislang rezipierter Quellen zur Stubaier Wirtschaft 367
      3. 6.2.3. Zeitgenössische obrigkeitlich-statistische Erhebungen 372
        1. 6.2.3.1. Das Stubaital in der Staatsgüterbeschreibung von 1802 372
        2. 6.2.3.2. Das Stubaital in der „Montgelas-Statistik“ 375
    3. 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
      1. 6.3.1. Die Metallwarenerzeugung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 383
      2. 6.3.2. Die Handelskompanien 391
      3. 6.3.3. Die Jahrhundertwende als wirtschaftliche Krisenzeit 394
      4. 6.3.4. Die Wirtschaftskrise und Michael Pfurtschellers Aufstieg als Verleger 398
        1. 6.3.4.1. Das Handelsmodell Pfurtschellers 398
        2. 6.3.4.2. Michael Pfurtscheller als Krisenretter und Krisenprofiteur 401
        3. 6.3.4.3. Exkurs: Michael Pfurtscheller gegen Anna Maria Heilig, verwitwete Schmid 408
    4. 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
      1. 6.4.1. Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Wirten 414
      2. 6.4.2. Stubaier Wirte gegen illegale Konkurrenz 420
    5. 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
  7. 7. Schlussbemerkungen 425
  8. 8. Anhang 435
    1. 8.1. Abkürzungsverzeichnis 435
    2. 8.2. Quellenverzeichnis 436
      1. 8.2.1. Archivalien 436
      2. 8.2.2. Gedruckte Quellen 437
      3. 8.2.3. Zeitungen, zeitgenössisch 438
      4. 8.2.4. Gesetzes- und Verordnungstexte 439
    3. 8.3. Literaturverzeichnis 440
    4. 8.4. Personenregister 460
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