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280 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
berg.957 Es war also wohl mehrmals zu Umstrukturierungen gekommen. Insgesamt
erscheint das obrigkeitliche Engagement zur Organisierung der Landesverteidigung
– sowohl vonseiten der ständischen Landesschutzdeputation als auch vonseiten Erz-
herzog Johanns – im Licht der diesbezüglichen Quellen sowie auch der betreffenden
Literatur zufolge als wenig klar strukturiert.958 Vor diesem Hintergrund sind wohl
auch die Bemerkungen Anton Pachers, selbst Hauptmann einer Freiwilligenkompa-
nie im Jahre 1848, in der Tiroler Schützen-Zeitung zu verstehen:
„Ende März wurde die Schutzdeputation, Mitte April die Defensionskomités zu Innsbruck
und Botzen und erst am Ende desselben Monats die lokalen Defensionskommissäre ein-
gesetzt. Der Aufrufe erschienen viele, aber die Organisirung wurde häufig den Gemeinden
oder der Energie einzelner Männer überlassen, daher es nicht zu wundern, daß kein ganzer
Guß erschien. Es wäre daher sehr zu wünschen, daß ein anderesmal nicht bloß der Aufruf
von den Behörden erfolgte, sondern auch thatkräftige Einwirkung, daß bestimmte Stel-
lungsgrößen und Sammlungspunkte angedeutet würden, und für nöthige Waffen gesorgt
würde.“959
957 Vgl. General Roßbach an Erzherzog Johann, 3. Juni 1848, TLA, Abt. LV., 1848, Landesschutzde-
putation, Fasz. 263, Nr. 620. – Kufstein: Alois Kraft; Kitzbühel: Joseph von Ottenthal, Hopfgarten:
Johann Aschaber, Rattenberg: Stanislaus Kink, Schwaz: Johann Margreiter [wurde durchgestrichen
und ersetzt durch Marktvorstand Halbeis], Fügen: Johann Penz, Hall: Johann Niederwieser, Steinach
u. Mieders: Michael Pfurtscheller, Telfs: Alois Köfler, Ehrenberg: Johann Kink, Landeck-Ried-Ischgl:
Johann Witting, Nauders-Glurns-Schlanders: Joseph Dietl, Meran-Lana-Passeier-Sarnthal: Peter von
Sölder, Karneid-Kaltern-Neumarkt-Bozen: Johann Kiechl, Brixen-Sterzing-Mühlbach: Friedrich Graf
v. Wolkenstein, Bruneck-Taufers-Welsberg-Eneberg-Buchenstein-Ampezzo-Silian-Lienz-Windisch
Matrei: Peter Graf von Marzani, Feldkirch-Sonnenberg-Bludenz-Montafon: Lukas von Zwickle, Bre-
genzer Wald-Dornbirn: Johann Nepomuk Reiner. – Heinrich Freiherr von Roßbach (1789–1867)
hatte bereits eine lange militärische Karriere hinter sich. Unter anderem war er seit 1838 Oberst des
Kaiserjägerregiments. Auch nach 1848 war er noch weiterhin für die Organisation des Landesvertei-
digungswesens zuständig. (Vgl. Wurzbach, Lexikon, Bd. 27, 1874, S. 59–61.)
958 Vgl. TLA, Abt. LV., 1848, Landesschutzdeputation, Einlaufprotokolle 1848–1850; sowie: Oswald
Gschließer, Erzherzog Johann und Tirol seit der Wiedervereinigung des Landes mit Österreich
(1814) bis zum Tode des Prinzen, in: Erzherzog Johann und Tirol (Schlern-Schriften 201), hg. v.
Hans Kramer, Oswald Gschließer und Georg Mutschlechner, Innsbruck 1959, S. 73–123, hier: S.
105 f.; sowie: Heiss/Götz, Rand der Revolution, 1998, S. 68–72; sowie: Helfert, Landesvertheidi-
gung 1848, 1904, 37–42; sowie: Ulrich Nachbaur, Für Gott, Kaiser und Vaterland? Oberschüt-
zenmeister Carl Ganahl und seine Feldkircher Standschützen in den Revolutionsjahren 1848/49,
in: „… haßt als warmer Republikaner die Fürsten“. Beiträge zur Revolution 1848/49 in Vorarlberg
(Alemannia Studens, Sonderband 4), hg. v. Alois Niederstätter und Wolfgang Scheffknecht, Regens-
burg 1998, S. 75–139, hier: S. 108–125; sowie: Alois Adolf Luggin, Beiträge zur Geschichte Tirols
im Jahre 1848 unter besonderer Berücksichtigung der Landesverteidigung, phil. Diss., Innsbruck
1979, S. 74–82 u. 116–130; sowie: M. Egger, Akademische Kompanie, 2010, S. 181.
959 A. [Anton – vgl. Tiroler Schützen-Zeitung, Nr. 41, 12. Oktober 1848, S. 330.] Pacher, Die Landes-
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435