Page - 281 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Image of the Page - 281 -
Text of the Page - 281 -
3.5. 1848 281
Das bereits erwähnte Schreiben von Guggenbergs vom 16. April 1848 ist die frü-
heste im Nachlass Michael Pfurtschellers erhaltene Quelle, die auf dessen Tätigkeit
als Defensionskommissär hinweist. Der Inhalt des Schreibens lässt auf den Ablauf der
Schützenwerbungsaktivitäten im Landgericht Mieders schließen. Landrichter von
Guggenberg informiert Pfurtscheller im genannten Schreiben nämlich vom Erfolg
des Gemeindevorstehers von Schönberg: „So eben sagt mir der Gemeindevorsteher
von Schönberg, daß er 7 freiwillige Schützen geworben hat.“960 Die Schützenwer-
bung vor Ort oblag also den jeweiligen Gemeindeobrigkeiten, die Informationen
liefen dann beim Landgericht in Mieders und bei Defensionskommissär Pfurtscheller
in Fulpmes zusammen, dem es dann zukam, die Freiwilligenaufgebote aus den einzel-
nen Gemeinden in Standeslisten zu erfassen und zu koordinieren.
Hatte Pfurtscheller noch am 11. April über die mageren Ergebnisse der Freiwilli-
genwerbung geklagt,961 so scheinen seine Bestrebungen in den folgenden Tagen weit
erfolgreicher gewesen zu sein. Bereits am 22. April 1848 – also nicht einmal zwei
Wochen nach Pfurtschellers Klage über die geringe Zahl an Freiwilligen – ersuchte er
das „Artillerie Districts Comando zu Innsbruck“ um Zuteilung von Munition:
„Der Unterz. hat eine Schützenkopmagnie von 124 Mann im Thale Stubaj soweit organi-
siert und mit Stutzen bewaffnet, wozu nun die Munition fehlt;
Demnach wird ein Lobl. Artillerie Comando ersucht, dem Unterzeichneten zwej hundert
pfund pulver, auch 6 Pfund eines zindpulver, und vier hundert pfund blei gegen seperate
Quittung ausfolgen zu lassen!
Michael Pfurtscheller bevollmacht. Organisierungskomißair.“962
vertheidigung und das Schützenwesen in Tirol im Jahre 1848, in: Tiroler Schützen-Zeitung, Nr. 8,
22. Februar 1849, S. 58–60; sowie: Nr. 9, 1. März 1849, S. 65–68; sowie: Nr. 10, 8. März 1849, S.
74–76; hier: S. 74.
960 LG Mieders an Michael Pfurtscheller, 16. April 1848, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, IV, Bund 1,
Nr. 26.
961 Vgl. Briefwechsel Michael Pfurtscheller und Landesschutzdeputation, 11./12. April 1848, TLA,
Abt. LV., 1848, Landesschutzdeputation, Fasz. 262, Nr. 95.
962 Abschrift Michael Pfurtscheller an Artillerie Districts Comando Innsbruck, 22. April 1848, TLMF,
Hist. Samml., Nachl. MP, IV, Bund 1, Nr. 39. – Bezüglich der Mannschaftsstärke finden sich ver-
schiedene Angaben. In einer tabellarischen Auflistung der im Jahre 1848 zum Grenzschutz aus-
gerückten Schützenkompanien in der Tiroler Schützenzeitung wird die Zahl der Freiwilligen aus
dem Landgericht Mieders mit 112 beziffert. (Vgl. Auflistung der ausgezogenen Schützenkompanien
1848, in: Tiroler Schützen-Zeitung, Nr. 41, 12. Oktober 1848, S. 330 f.; sowie: Nr. 42, 19. Oktober
1848, S. 338–341; sowie: Nr. 43, 26. Oktober 1848, S. 346–350, hier: S. 330.) Auch Anton Eberle,
selbst als Feldkaplan mit den Schützen ausgerückt, nennt die Zahl 112. (Vgl. Eberle, Eine Tiroler
Schützen-Kompagnie, 1849, S. 4.) Diese Zahl wurde auch von Adolf Hueber übernommen. (Vgl.
Hueber, Michael Pfurtscheller, 1891, S. 40.) Der Bote für Tirol und Vorarlberg beziffert die Mann-
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435