Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Page - 298 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 298 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850

Image of the Page - 298 -

Image of the Page - 298 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850

Text of the Page - 298 -

298 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal Kaiser selbst, der von 19. bis 26. Oktober dieses Jahres auf seiner Reise nach Ober- italien in Innsbruck gastierte, ehe er über Schönberg, den Brenner, Brixen und Bozen nach Oberitalien weiterreiste.47 Da ein früheres Ansuchen an Landesgouverneur von Bissingen48 bislang keine Berücksichtigung erlangt habe, wende man sich nun noch einmal an den Kaiser, heißt es im Entwurf des Bittschreibens: „Die allergehorsamst Unterzeichneten Deputierten des Thal u. Landgerichts Stubaj – erküh- nen sich anmit auf jene Vorstellung ddo. Wien 23 Juni 1814 zu berufen – welche die Tiroler Bauern Deputazion Eurer Majestat in Schönbrun zu überreichen die hohe Gnade hatte.49 Auch waren selbe – ihre an Se. Excellenz Titl. Hrn. Landes Gouverneur Graf v. Bissingen untern 18ten Juni d. J. mittels Deputazion unterlegte Vorstellung! Insonderheit erinnern Stolz, 1810, und Desch, 1813, im Namen der Stubaier Gemeinden um eine Verlegung des Ge- richtssitzes nach Mieders bemüht, so berichtet Gertha Hofmüller. (Vgl. Gertha Hofmüller, Das „Fürstenhaus“ in Mieders und seine Beziehungen zum Gericht Stubai, in: Tiroler Heimat 51/52 (1989), S. 37–46, hier: S. 38.) Auch Karlheinz Töchterle berichtet in seinem Stubai-Buch ohne Angabe von Quellen von weiteren Bemühungen der Stubaier Gemeinden um eine Verlegung des Gerichtssitzes in den Jahren 1813 und 1818. (Vgl. Töchterle, Stubai, 1988, S. 74.) Die Akten des Generalkommissariates des Innkreises bestätigen zwar die Bemühungen Deschs, Landrichter von Stolz hingegen ersuchte im Herbst 1810 ausdrücklich um die Beibelassung des Gerichtssitzes in Schönberg – schließlich hatte er hier ja auch seinen Wohnsitz. (Vgl. Akten zur Frage des Gerichts- sitzes, 5. November 1810 und Juli 1813, TLA, Generalkommissariat des Innkreises, Karton Nr. 24, 3/I/F-II/LG Stubai.) In der Aktensammlung des Landgerichtes Mieders finden sich Hinweise auf Diskussionen um eine Gerichtssitzverlegung nach Mieders in den Jahren 1816 und 1821. (Vgl. Protokoll Gerichtsausschusssitzung, 29. März 1821, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 35, 1800– 1827, Bündel „1821 Publicum“.) 47 Vgl. Der Bote von Tyrol, Nr. 84, 85 u. 86, 21., 25. u. 28. Oktober 1815, S. 805 f., 812 f. u. 821 f. 48 Gemeint ist hier wohl das bereits erwähnte Bittschreiben an Gouverneur Bissingen, welches diesem Entwurf zufolge am 18. Juni 1815 an diesen übergeben worden war. (Vgl. Entwurf Bittschreiben an Gouverneur von Bissingen, 21. Mai 1815, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, II, Bund 1, Nr. 8.) 49 Tatsächlich wurde am 27. Juni 1814 eine Tiroler „Bauerndeputation“ zum Kaiser vorgelassen und übergab diesem eine mit 23. Juni 1814 datierte Bittschrift. Diese ersuchte allerdings vor allem um die Wiedereinführung der „alten Verfassung“ Tirols und erinnerte im Zusammenhang damit an die von den Tirolern vor allem im Jahr 1809 für das Kaiserhaus erbrachten Opfer. Eine Verlegung des Stubaier Gerichtssitzes war nicht Gegenstand dieser Bittschrift. Dass dieses Ansinnen vom Depu- tierten des Landgerichts Schönberg, den im Zusammenhang mit den Ereignissen des Jahres 1809 bereits mehrfach erwähnten Schupfenwirt Johann Etschmann, im Rahmen der 45-minütigen Au- dienz gesondert überreicht oder verbal vorgebracht wurde, ist zweifelhaft. (Vgl. Franz von Krones, Tirol 1812–1816 und Erzherzog Johann von Österreich, Innsbruck 1890, S. 178–186; sowie: [Hör- mann], Tirol, 1816, S. 427–436.) Hinsichtlich der „Erinnerung“ an frühere Ansuchen um eine Gerichtsverlegung sind die Formulierungen im gegenwärtigen Entwurf eines Bittschreibens an den Kaiser daher wohl als ausschließlich auf die bereits erwähnte, frühere diesbezügliche Eingabe an Gouverneur von Bissingen (18. Juni 1815) bezogen zu verstehen. Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
back to the  book Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850"
Ein Bürger unter Bauern? Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Title
Ein Bürger unter Bauern?
Subtitle
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Author
Michael Span
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20144-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
470
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. 1. Einleitung 9
    1. 1.1. Begriffe 9
      1. 1.1.1. Sattelzeit 9
      2. 1.1.2. Mikrogeschichte 11
      3. 1.1.3. Protoindustrialisierung 16
      4. 1.1.4. Bürger und Bauern 19
    2. 1.2. Fragestellungen und Forschungsstand 23
    3. 1.3. Quellen 31
      1. 1.3.1. Nachlass Michael Pfurtscheller 32
      2. 1.3.2. Verfachbuch, Verlassenschaftsabhandlungen, Kuratelrechnungen 34
      3. 1.3.3. Gerichtsakten 35
      4. 1.3.4. Materialiensammlung Rapp 36
      5. 1.3.5. „Statistische“ Daten zum Stubaital 37
      6. 1.3.6. Sonstige Quellen 38
  2. 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
    1. 2.1. Schulbildung in Tirol an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert 41
    2. 2.2. Die Trivialschule in Fulpmes im Jahre 1785 44
    3. 2.3. Wander- und Lehrjahre 51
  3. 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
    1. 3.1. 1797 58
      1. 3.1.1. Der Krieg erreicht Tirol 58
      2. 3.1.2. Quellen zu Michael Pfurtscheller und 1797 59
      3. 3.1.3. Der Stubaier Landsturm zieht aus 64
      4. 3.1.4. Die Einsatzgebiete des Stubaier Landsturms 68
      5. 3.1.5. Das Ergebnis der Kämpfe 75
    2. 3.2. 1799/1800, 1805 77
      1. 3.2.1. Tirol und der zweite Koalitionskrieg 77
      2. 3.2.2. Die Stubaier Schützenkompanie an der Grenze zu Graubünden 78
      3. 3.2.3. Stubaier Aufgebote an der Grenze zu Bayern 83
      4. 3.2.4. Der dritte Koalitionskrieg 1805 84
      5. 3.2.5. Das Stubaital und der Krieg 1805 86
    3. 3.3. 1809 88
      1. 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
      2. 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
      3. 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
        1. 3.3.3.1. Katastrophenbewältigung und Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 93
        2. 3.3.3.2. Neuordnung der Verwaltungssprengel 100
        3. 3.3.3.3. Währungsreform und wirtschaftliche Schwierigkeiten 109
      4. 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
      5. 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
        1. 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
        2. 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
        3. 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
        4. 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
        5. 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
        6. 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
        7. 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
        8. 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
        9. 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
        10. 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
        11. 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
        12. 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
        13. 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
        14. 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
      6. 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
    4. 3.4. Erbhuldigung 1838 236
      1. 3.4.1. Erbhuldigung im Staat des 19. Jahrhunderts 236
      2. 3.4.2. Michael Pfurtscheller und das Großereignis Erbhuldigung 239
    5. 3.5. 1848 251
      1. 3.5.1. Die Revolution erreicht Tirol 251
        1. 3.5.1.1. Stubaier Reaktionen auf revolutionäre Ereignisse 257
        2. 3.5.1.2. Das Stubaital wählt 268
      2. 3.5.2. Defensionskommissär Pfurtscheller 273
  4. 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
    1. 4.1. Michael Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 288
      1. 4.1.1. Pfurtscheller und die dörfliche Infrastruktur 291
      2. 4.1.2. Die Verlegung des Gerichtssitzes 294
    2. 4.2. „Lästige“ administrative Ämter 300
    3. 4.3. Exkurs: Anton Lutz und die Unbeliebtheit von Gemeindeämtern 307
    4. 4.4. Michael Pfurtschellers „Feinde“ 310
  5. 5. Familie Pfurtscheller 315
    1. 5.1. Michael Pfurtschellers familiärer Hintergrund 315
    2. 5.2. Michael Pfurtscheller heiratet 321
      1. 5.2.1. Anna Lener 321
        1. 5.2.1.1. Stubaier Heiratskontrakte aus dem Jahr 1805 im Vergleich 328
        2. 5.2.1.2. Michael Pfurtscheller und das Netzwerk der Leners 332
      2. 5.2.2. Elisabeth Wolf 333
    3. 5.3. Michael Pfurtscheller als Familienvater 337
      1. 5.3.1. Der rechtliche Rahmen 337
      2. 5.3.2. Säuglingssterblichkeit und Kinderzahl 339
      3. 5.3.3. Emotionale Bindungen im Hause Pfurtscheller 343
      4. 5.3.4. Die Ausbildung der Söhne Michael Pfurtschellers 349
      5. 5.3.5. Michael Pfurtschellers Söhne und der Militärdienst 352
  6. 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
    1. 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
    2. 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
      1. 6.2.1. Die Informationsbasis zeitgenössischer Beiträge 364
      2. 6.2.2. Zur Verlässlichkeit bislang rezipierter Quellen zur Stubaier Wirtschaft 367
      3. 6.2.3. Zeitgenössische obrigkeitlich-statistische Erhebungen 372
        1. 6.2.3.1. Das Stubaital in der Staatsgüterbeschreibung von 1802 372
        2. 6.2.3.2. Das Stubaital in der „Montgelas-Statistik“ 375
    3. 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
      1. 6.3.1. Die Metallwarenerzeugung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 383
      2. 6.3.2. Die Handelskompanien 391
      3. 6.3.3. Die Jahrhundertwende als wirtschaftliche Krisenzeit 394
      4. 6.3.4. Die Wirtschaftskrise und Michael Pfurtschellers Aufstieg als Verleger 398
        1. 6.3.4.1. Das Handelsmodell Pfurtschellers 398
        2. 6.3.4.2. Michael Pfurtscheller als Krisenretter und Krisenprofiteur 401
        3. 6.3.4.3. Exkurs: Michael Pfurtscheller gegen Anna Maria Heilig, verwitwete Schmid 408
    4. 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
      1. 6.4.1. Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Wirten 414
      2. 6.4.2. Stubaier Wirte gegen illegale Konkurrenz 420
    5. 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
  7. 7. Schlussbemerkungen 425
  8. 8. Anhang 435
    1. 8.1. Abkürzungsverzeichnis 435
    2. 8.2. Quellenverzeichnis 436
      1. 8.2.1. Archivalien 436
      2. 8.2.2. Gedruckte Quellen 437
      3. 8.2.3. Zeitungen, zeitgenössisch 438
      4. 8.2.4. Gesetzes- und Verordnungstexte 439
    3. 8.3. Literaturverzeichnis 440
    4. 8.4. Personenregister 460
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ein Bürger unter Bauern?