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308 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal
neuer Gemeindevorsteher gewählt werden. Diesmal traf es Joseph Kolb aus Medraz.
Anton Lutz wurde aus dem Amt entlassen.82
Tatsächlich hatten Georg Denifle und Anton Lutz das Recht auf ihrer Seite, wenn
sie sich weigerten, das Gemeindevorsteheramt länger als ein Jahr lang auf sich zu
nehmen. Wie bereits angedeutet, verpflichtete die 1819 verabschiedete Gemein-
deordnung die Untertanen lediglich dazu, Gemeindeämter wie das des Vorstehers,
Gemeindekassiers oder -beisitzers „wenigstens auf ein Jahr ohne Widerrede anzu-
nehmen“.83 Daraus ergibt sich allerdings die Frage, weshalb im Zusammenhang mit
der eben erörterten Wiederwahl Anton Lutz’ offenbar eine dreijährige Amtszeit zur
Debatte stand.84
Offenbar herrschte im Stubaital schon seit längerem die Gepflogenheit vor, die
Gemeindeämter in einem Dreijahresrhythmus neu zu verteilen. Dies geht aus einem
Bericht des Landrichters von Guggenberg an das Kreisamt in Schwaz aus dem Jahr
1846 hervor:
Am 23. September 1846 forderte das Kreisamt im Namen der „hohen Landes-
stelle“ vom Landgericht Berichterstattung zu folgender Frage:
„Nach den §§ 6 u. 11 des Gemeinde-Regulierungs-Gesetzes vom Jahre 1819 ist eine jähr-
liche Wahl der Gemeinde-Vorsteher angeordnet, jedoch die Verwaltung eines Gemeinde-
Amtes auf mehrere Jahre gestattet, wenn die Gemeinden es wünschen, und die Behörden
es begutachten.
Mit a.h. Entschließung vom 6ten März 1832 aber ist den Gemeinden Vorarlbergs über
besonderen Antrag gestattet, daß die Dauer des Gemeinde-Vorsteher-Amtes auf 3 Jahre
festgesetzt werde.
Gelegentlich einer Verhandlung über die Vortheile und Nachtheile einer auch über diesen
3-jährigen Termin aus gedehnten Verwaltung […] wurde nun beschlossen, von den übrigen
Kreisämtern das Gutachten abzufordern, ob jene a.h. Entschließung für die Gemeinden
Vorarlbergs nicht auch auf die Kreise Tirols auszudehnen […] wäre […]?“85
82 Vgl. Wahlprotokoll Gemeindevorsteher Fulpmes, 25. November 1832, TLA, Aktenserie LG Mie-
ders, Fasz. 40, 1832, Abt. XVI.
83 Gemeindeordnung 1819, in: Provinzial-Gesetzsammlung von Tyrol und Vorarlberg 6 (1823), S. 763.
84 Vgl. Wahlprotokoll Gemeindeausschuss Fulpmes, 29. November 1831, TLA, Aktenserie LG Mie-
ders, Fasz. 39, 1831, Abt. III; sowie: Kompromiss Anton Lutz-Georg Denifl, 6. Dezember 1831,
TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 39, 1831, Abt. III.
85 KA Schwaz an LG Mieders, 23. September 1846, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 54, 1846, Abt.
III. – Auf der Rückseite findet sich eine Abschrift des Anwortschreibens: Abschrift LG Mieders an
KA Schwaz, 28. September 1846, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 54, 1846, Abt. III.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435