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6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 395
reichischen Staaten, der ehemals gering auf 600 Zentner verarbeitete Waaren jährlich an-
genommen werden konnte, ganz dadurch aufhörte, da es den Handelsleuten wegen den
Unterschied des Papiergeldes nicht mehr vortheilhaft sein konnte, Stubayer Waaren an sich
zu kaufen.“129
An anderer Stelle führt von Anreiter die Hauptgründe für die Krise des Stubaier Han-
dels aus seiner Sicht an. Dies seien die Folgen der Inflation durch das „österreichische
Papiergeld“, der hohe Preis des Roheisens, die Armut der Fabrikanten, aufgrund de-
rer sich diese keine Maschinen leisten könnten, die Handelssperre nach Italien und
Österreich und „allgemeiner Geldmangel im In- und Ausland“. Außerdem seien die
Zollbestimmungen des benachbarten Auslandes für die Absatzschwierigkeiten der
Stubaier verantwortlich, so von Anreiter.130 Ganz ähnlich sind auch die Schilderun-
gen Joseph von Stolz’ aus dem Jahr 1807, der auch für die Zukunft ein düsteres Bild
zeichnet:
„a) [fehlt] b.) Die Erschwerung des Verkehrs in den Würtembergischen Staaten, wo Waa-
ren Stempel und enorme Inposten [Einfuhrzölle] sind, und die neuerliche Verfügung des
helvetischen Freystaates, durch welche die Einfuhr fremder Fabrikate in manchen Kanto-
nen ganz verbothen wurde. c.) Mangel des Holzes und ausserordentliche Theuerung der
Kohlen. d.) Die Gleichstellung des Münzfußes. e.) Abwürdigung der Bankozettel. f.) Ho-
her Preis der übrigen Feilschaften [Waren]. Als Folgen sind zu erwarten Stockungen aller
Gewerbe und des Kunstfleißes überhaupt, sonderbar aber 1. Ein fallender Anwerth der
Häuser, Werkstätten und der Gründe, 2. Eine starke Entvölkerung des Gerichtes, durch
Auswanderung brodloser Fabrikanten und unbeschäftigter Handelsleute, 3. Viele Vergan-
tungen [Zwangsversteigerungen] und allgemeine Verarmung.“131
Tatsächlich lassen sich auch zwei Kennzahlen ausmachen, aus denen sich die von
von Stolz skizzierten Entwicklungen ablesen lassen: So bestanden etwa von den von
Michael Pfurtscheller beschriebenen 27 Ende des 18. Jahrhunderts aktiven Han-
129 Johann von Anreiter beantwortet Fragen zum Stubaital, o. D. [1808], Statistische Nachrichten vom
Thale Stubay, zusammengestellt von Andreas Alois Dipauli, TLMF-Bib., Dip. 1035/III, Teil E, Nr.
6.
130 Vgl. Johann von Anreiter beantwortet Fragen zum Stubaital, o. D. [1808], Statistische Nachrichten
vom Thale Stubay, zusammengestellt von Andreas Alois Dipauli, TLMF-Bib., Dip. 1035/III, Teil H.
131 Joseph von Stolz beantwortet Fragen zum Stubaital, o. D. [1807], Statistische Nachrichten vom
Thale Stubay, zusammengestellt von Andreas Alois Dipauli, TLMF-Bib., Dip. 1035/III, Teil A, Nr.
10.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435