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Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Seite - 56 -
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REISEBERICHT 56 nicht so deutlich. Außerdem dürfte wohl der größte Teil der Frauen überhaupt nur in den eigenen Räum- lichkeiten Kat konsumieren. Tendenziell sind mehr Menschen im Nordjemen vom Kat abhängig, als im Südjemen. Dazu dürfte beigetragen haben, dass im zwischenzeitlich kommunistischen Südjemen der Kat-Konsum zunächst ganz verboten war und später zwar toleriert werden musste, jedoch nie legalisiert wurde. Außerdem dürften die Kat-Sträucher in den höheren Gebirgslagen des Nordjemen besser ge- deihen. Jedenfalls ist der Kat-Konsum im Jemen auch ein nicht zu unterschätzender negativer Wirtschaftsfaktor, da ein bedeutender Anteil der landwirtschaftlich nutzba- ren Fläche dafür verbraucht wird, die Flächen auch wir an den unter dem Schleier beim Gehen vorkom- menden Füßen erkennen konnte. Dies war vor allem bei Frauen auf dem Land und in kleinen Städten der Fall. In großen Städten, wie in Sanaa, in Taiz oder in Aden hingegen trugen die meisten Frauen Schu- he westlicher Prägung. In manchen Fällen schien es sich um recht teure Fabrikate aus Europa zu handeln. In zwei Fällen hatte ich Gelegenheit, die Kleidung unter den schwarzen Schleiern zu sehen. In einem Fall wurde ich ohne Adele von einer Jemenitin in ein Haus eingeladen; im zweiten Fall war auch Adele dabei. Nach Ablegen der Schleier zeigte sich in bei- den Fällen eine weitgehend modern gekleidete Frau. Offenbar waren vor allem in den größeren Städten viele Frauen unter ihren Schleiern westlich gekleidet. Die leichte Droge Kat Da der Nachmittag bereits angebrochen war, hat- ten viele Männer bereits einen dicken Knödel von Kat im Mund, besser gesagt in einer ihrer Backen- taschen. Bei vielen Jemeniten hatte sich nach jahr- zehntelangem, stetem Kat-Konsum die immer wieder benutzte Backentasche bleibend und deutlich nach außen ausgebeult. Man kaut die Kat-Blätter stunden- lang, bis sie zu einem musartigen Brei werden, den man mit Speichel aufweicht und dann immer wie- der aussaugt. Wichtig ist, dass die Kat-Blätter ganz frisch sind und dass man sie mit etwas gemörsertem, feinst-pulverisiertem Kalk zu sich nimmt. Uns wurde gesagt, dass der Wirkstoff des Kat nicht ohne Kalk erschlossen werden könne. Angeblich können Studenten an den Universitäten mit Hilfe von Kat mehrere Tage hintereinander, ohne zu schlafen, konzentriert auf eine Prüfung lernen, antre- ten, die Prüfung erfolgreich abschließen, um sich erst danach fast endlos auszuschlafen. Ca. 10% bis 20% der landwirtschaftlich genutzten Fläche im so kargen, trockenen Jemen werden nur für den Kat-Anbau ge- nutzt. Es wird außerdem auch relativ viel Zeit für die Kat-Zeremonien gebraucht, die oft den gesamten Nachmittag andauern. Viele arbeiten daher nach- mittags nicht. Die Kat-Zeremonie beginnt schon mit dem Kauf des Kat zum richtigen Zeitpunkt. Es sollten möglichst die frischen Triebe dieser Buschpflanze sein und diese müssen auch möglichst frisch gepflückt worden sein. Mir wurde versichert, dass Kat etwa die Hälfte seiner Wirksubstanz innerhalb von 24 Stunden verliert. Der Konsum beschränkt sich nicht auf die Männer. Es gibt auch viele Kat-abhängige Frauen im Jemen und so- gar Kinder. In manchen Regionen sind fast 100% der Bevölkerung vom Kat abhängig. Bei den Frauen sieht man den Konsum aber auf Grund der Verschleierung Abb. 42 Die ganz in Schwarz verschleierten Frauen tra- gen in Sanaa oft zusätzlich noch einen bunten, aus Indien importierten, sehr dünnen Schleier, der auch die Augenschlitze unsichtbar macht.
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Jemen Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Titel
Jemen
Untertitel
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Autor
Hasso Hohmann
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-670-3
Abmessungen
20.0 x 27.0 cm
Seiten
308
Schlagwörter
Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkungen 7
    1. Reisemotive 9
    2. Reiseplanung 12
  2. Einige Tage Ägypten 17
    1. Sakkara 18
    2. Memphis 19
    3. Gizeh 20
    4. Kairo 21
    5. Ägyptisches Nationalmuseum 24
    6. Altstadt von Kairo 25
  3. Reise durch den Jemen 29
    1. Altstadt von Sanaa 33
    2. Kleidung von Männern und Frauen 42
    3. Die leichte Droge Kat 56
    4. Marib 60
    5. Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
    6. Säulen und ihre Kapitelle 74
    7. Flug ins Wadi Hadramaut 78
    8. Wasserhäuser 84
    9. Tarim 86
    10. Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
    11. Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
    12. Mausoleum in Al Ghurfa 107
    13. Schibam 108
    14. Seiyun 124
    15. Auskragungen und Vorspanneffekte 133
    16. Hureida 139
    17. Hadjarein 142
    18. Chrecher 142
    19. Sif 144
    20. Bienenhaltung in Amphoren 152
    21. Al Mukalla 157
    22. Fahrt nach Aden 165
    23. Aden 168
    24. Taiz 175
    25. Saada 195
    26. Schahara 202
    27. Fahrt nach Sanaa 209
    28. Amran 209
    29. Thulla 213
    30. Kaukaban 218
    31. Kuchlan 224
    32. Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
    33. Hodeida 233
    34. Zabid 236
    35. Hadjara 242
    36. Rauda 249
    37. Baynun 254
    38. Zurück entlang des Roten Meeres 268
  4. Siedlungsformen 273
    1. Schibam 273
    2. Hadschara 273
    3. Hadscharain 274
    4. Schahara 274
    5. Al Qurazihah, Afrikanischer Kral im Jemen 275
    6. Aden 276
  5. Bauformen 277
    1. Adobe-Lehmhochhäuser 277
    2. Saada-Lehmbauweise 278
    3. Schaabwa-Riegelwände 278
    4. Steinbauten 284
    5. Vorkrageffekte bei Lehmbauten 284
    6. Rundtürme mit aufgebauten Kleinpalästen 285
  6. Architekturdetails 287
    1. Kuppeln 287
    2. Gurtbögen 287
    3. Säulen, Pfeiler und ihre Kapitelle 288
    4. Verschachtelungen 288
  7. Apendix
    1. Bibliographie 292
    2. Abbildungsnachweis 294
    3. Anmerkung zu Ortsnamen 295
    4. Glossar 296
    5. Zu den Reisenden 302
    6. Dank des Autors 303
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