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REISEBERICHT
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tieferliegende Klüfte ausgemauert werden. Sehr oft
stehen die Bauten auch in Kuchlan direkt auf den
am höchsten aufragenden Felsen. Auf die Grate auf-
gesetzt wirken sie wie eine Verlängerung des Felsens
nach oben. Durch die Verwendung von ganzen Strei-
fen, Flächen und Bändern anders gefärbter Steine
wird das Mauerwerk stark gegliedert. Durch das Auf-
malen meist weißer Strichmuster kommt es zu einer
zusätzlichen Ornamentierung.
Zurückspringende Fassadenteile oder aufwendig ge-
staltete Stein- und Holzerker tragen zur Belebung der
Fassaden bei. Die Holzerker zeigen sehr unterschied-
liche Gitter. Die Sägemuster dieser Fenstergitter sollen,
wie mir gesagt wurde, auf die Osmanen zurückgehen.
Die auf den Naturstein aufgemalten Muster berück-
sichtigen das sichtbare Steinformat an den Fassaden
und fügen sich so in die Gesamtarchitektur besonders
gut ein. Manche aufgemalte Zeichen verstehen sich
zugleich auch als Mittel zur Abwehr böser Mächte.
Wenn man von der Oberstadt auf die Unterstadt sieht,
so hat man an manchen Stellen eine Perspektive wie
aus einem niedrig fliegenden Flugzeug – man sieht
fast senkrecht auf die Hausdächer. Deutlich zeichnen
sich der kleine gerundete Markt mit seinen zu diesem
Zeitpunkt leeren Verkaufskojen und dem hohen run-
den Turm dahinter sowie die Moschee der Unterstadt
hafen, wo wir um 6.00 Uhr bereits einrollten. Unsere
Verabschiedung war relativ kurz, aber umso herzli-
cher. Adele musste nun noch durch viele Checks und
Kontrollen, bis sie in ihren Flieger einsteigen würde.
Daher fuhr ich bald zur Busstation, an der angeblich
ein Bus um 7.00 Uhr nach Amran abfahren sollte. Er
kam aber leider nicht. Daher nahm ich ein Sammelta-
xi nach Amran und von dort ein weiteres Sammeltaxi
nach Kuchlan.
Kuchlan
Ich verließ das Taxi bereits kurz vor Kuchlan bei einer
Felsnadel mit einer Aussichtsplattform, machte einige
Aufnahmen von den zahlreichen Feldterrassen, auf
denen unter anderem auch Kat angebaut wurde, und
von einer großen Zisterne. Dann ging ich zu Fuß hin-
unter zur Oberstadt von Kuchlan mit ihren mächtigen,
aus Steinquadern sorgfältig gefügten, hohen Klanhäu-
sern. Die Häuser stehen zum Teil auf hohen, an den
Seiten fast senkrechten Felsen und staffeln sich extrem
steil den Hang hinunter bis zu einem kleinen Markt.
Durch die Verwendung des Gesteins aus der Umge-
bung heben sich die Häuser kaum vom Untergrund
ab und werden an manchen Stellen zwischen Pflan-
zen fast zum natürlichen Fels, besonders dann, wenn
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix