Seite - 21 - in Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
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EINIGE TAGE ÄGYPTEN
21 das Dach des unterirdischen Verbindungsganges hi-
nauf zum oberen Tempel der Chefren-Pyramide, von
dem aber kaum mehr etwas zu sehen ist. Der untere
Tempel beeindruckte durch seine kräftige Konstruk-
tion, durch mächtige Steinstützen und Steinbalken,
riesige rektangulierte Granitblöcke, die einst nach
Manier der Holzkonstruktion übereinandergefügt wur-
den. In der Antike gab es beim unteren Tempel auch
einen Landeplatz und eine direkte Verbindung zum
Nil. War der Pharao gestorben, so traf der Einbalsa-
mierte mit einem Schiff auf dem Wasserweg hier ein.
Das Licht war weich und wunderbar für einige sehr
schöne Bilder von der Sphinx mit der Chefren-Pyrami-
de im Hintergrund.
Die ägyptischen Kinder aus Gizeh zeigten sich ziem-
lich lästig und riefen ständig Bakschisch und zupften
an allem, was sie erreichen konnten. Mit einem ande-
ren Taxi fuhren wir um 5 ägyptische Pfund zurück zum
Hotel. Zunächst wollte ein anderer Fahrer von uns 25
Pfund für dieselbe relativ kurze Strecke haben. Man
kann davon ausgehen, dass alle von Touristen gefor-
derten Preise überhöht sind, wenn es sich um Europä-
er, Amerikaner oder ferne Asiaten handelt. Selbst in
ganz normalen Geschäften fiel mir auf, dass manche
Händler mehr zu verlangen versuchten, selbst wenn
der Preis angeschrieben war. Sie gehen davon aus,
dass ein Ausländer die neuarabischen Ziffern nicht
lesen kann. Diese zehn Zahlzeichen merkt man sich
aber doch wirklich leicht.
Kairo
Am Sonntag, den 22.12. ging es um ca. 9.00 Uhr
mit demselben Taxi und Fahrer wie am Vortag – dies-
mal nach Kairo. Der Fahrer Mohamed Mahmoud
Rakikah sagte uns, er sei Archäologe, Ägyptologe
und mangels Arbeit zugleich auch Taxifahrer. Er gab
an, er zahle für seine Wohnung etwa 60 Pfund und
verdient etwa 160 Pfund im Monat. Das Haus seiner
Eltern steht neben dem Taubenturm in Gizeh, den ich
am Abend zuvor von oben schon fotografiert hatte.
Gleich neben der Wohnung seines Bruders gibt es
einen Stall für Pferde und Kamele. Er sagte uns, man
brauche mit einem Pferd für die 30 km bis nach Sak-
kara durch die Wüste fast sechs Stunden, mit dem
Kamel acht Stunden, bis zur nochmals 50 km wei-
ter gelegenen Knickpyramide seien es weitere zehn
bzw. zwölf Stunden. Inzwischen habe ich die Entfer-
nungen überprüft. Es sind in Wirklichkeit von Gizeh
bis nach Sakkara nur Luftlinie 14,2 km und mit Um-
wegen um umzäunte Zonen rund 22 km. Von dort
bis zur Knickpyramide sind es nochmals 9,2 km, die
man relativ geradlinig durch die Wüste reiten kann.
Die Angaben des Taxifahrers waren also alle extrem
übertrieben.
Danach besuchten wir auch die Grabkammern der
Chefren und der Cheops Pyramide, gingen in der
Cheops sowohl den langen Aufgang hinauf in die
obere Grabkammer wie auch in die unteren Kam-
mern. Beeindruckend ist das gewaltige gestufte
Scheingewölbe über dem Aufgang im Innern der Py-
ramide, das mit der Schräge mitläuft und mehr als 10
m hoch und knapp 50 m lang ist. Auf einer Terrasse
nahe bei der Pyramide liegen dicht nebeneinander
viele ältere Grabbauten – sogenannte Mastabas.
Die Sphinx lag bereits im satten Abendlicht vor der
Chefren Pyramide, als wir sie erreichten. Die Schat-
ten der monumentalen Baumassen wurden schon
lang. Um das antike Ensemble standen, saßen und
lagen viele zum Teil auch einheimische Touristen.
Souvenirverkäufer versuchten ihr letztes Geschäft am
Tag und die bettelnden Kinder erinnerten mich an die
massiven sozialen Probleme des Landes, speziell hier
in der Stadt Kairo. Dennoch strahlte die Gruppe der
drei großen Pyramiden von Gizeh und die Sphinx
eine unglaubliche Ruhe und die Gelassenheit von
Jahrtausenden aus.
Die Sphinx wurde gerade wieder einmal saniert, res-
tauriert und am Fuß auch rekonstruiert. Sie war daher
teilweise eingerüstet, was das Fotografieren nicht ein-
facher machte. Wir gingen zum Taltempel und über
Abb. 3
Die Chefren-Pyramide, die zwischen 2570
und 2494 v. Chr. errichtet wurde, erreicht
eine Höhe von 143,5 m. Davor steht die
aus dem natürlichen Fels geschlagene, wohl
deutlich ältere Sphinx mit ihren 57 m Länge
und 20 m Höhe.
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix