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Geographie, Land und Leute
Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Seite - 275 -
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275 SIEDLUNGSFORMEN konnte leicht von wenigen Bewaffneten verteidigt werden. Schahara war hierdurch fast uneinnehmbar. Von hier gelangt man über Feldterrassen und zum Teil über den blanken Felsen zu einer ersten Häusergrup- pe von Schahara. Dann geht es nochmals hinab in eine zweite tiefe Schlucht, über die eine steinerne Bo- genbrücke aus dem 16. Jh. gespannt ist. Diese Brü- cke ist zugleich das zweite Hindernis auf dem Weg in die Kernzone der Stadt. Am Beginn der Brücke versperrte früher eine Mauer mit einem zweiten Tor den Weg. Schahara wurde im Lauf der Geschichte oft seiner Wehrhaftigkeit wegen von Menschen auf der Flucht aufgesucht. Schon vor 1990 hatte man mit einer der wohl steils- ten Straßen, die es auf unserem Globus gibt, eine Straßenverbindung nach Schahara hinauf in den Fel- sen gebrochen. Sie startet in Al Gabai am Fuße des Berges auf einer Seehöhe von etwa 1200 m und überwindet die 1400 Höhenmeter bis auf eine Höhe von 2600 m im Zentrum der Stadt Schahara. Nur wirklich gute Vierradfahrzeuge mit guten Fahrern, gu- ter Bereifung, einem guten Motor und guten Bremsen schaffen diese Steigung. Die Wracks in den Schluch- ten tief unter der Straße an etlichen Stellen zeigen, was passiert, wenn sich das Fahrzeug nicht mehr auf der Straße halten kann, der Motor streikt oder die Bremsen versagen. Die Fahrzeuge können nur bei großem Geschick der Fahrer die Strecke bewältigen und müssen sehr langsam unterwegs sein. Durch die neue Erschließung wird der alte Weg nach Schahara praktisch nicht mehr begangen. Die Bauten der Stadt liegen zum großen Teil verstreut über ein weites Gebiet. Zum Teil finden sie sich in langen Zeilen auf den Bergkämmen, wo die Stein- häuser den natürlichen Felsen so nach oben verlän- gern, dass sie kaum als Bauten überhaupt erkenn- bar werden. Die unterschiedlichen Zisternen in und am Rande der Stadt erhalten ihr Wasser von den Dächern der Häuser, von den öffentlichen befestig- ten Flächen, von gesäuberten Plätzen und Wegen. Hier wird Wasser für die wasserarme Jahreszeit ge- speichert. Gewöhnlich wird es zuerst von den Be- wohnern benutzt und erst danach auf die Felder zur Bewässerung der Feldterrassen geleitet. Al Qurazihah, Afrikanischer Kral im Jemen Al Qurazihah war 1992 ein völlig afrikanisch aus- sehender riesiger Kral, der westlich der Hauptstraße von Al Ma’ras nach Al Hodeida einige Kilometer nördlich der Einmündung der aus Haijah kommen- den Gebirgsstraße lag. Der Kral war damals von einem hohen Dornengestrüpp umgeben und relativ ausgedehnt. Die gesamte aride bis semiaride Ebene, in der auch Al Qurazihah liegt, wird Tihama-Wüste genannt und auch von den gleichnamigen Tihama bewohnt. Die Vorfahren der in der Küstenwüste des Jemen lebenden Afrikaner kamen schon früh über das Rote Meer. Die Meerenge misst am Südende des Roten Meeres weniger als 30 km und es gibt in dieser Meerenge auch noch einige Inseln, die den Weg über das Wasser noch erleichtern. Daher gab es schon sehr früh an dieser Stelle enge Beziehungen über das Rote Meer zwischen der Ara- bischen Halbinsel und Afrika. Schon im frühen ersten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung lagen daher große Teile des altsabäischen Reiches in Ostafrika. Auch das spätere axumitische Reich mit Zentrum in Axum in Nordäthiopien umfasste umgekehrt weite Teile des Jemen. Der Kral Al Qurazihah hatte vergleichsweise eine rela- tiv große Siedlungsfläche und war an seinen Ecken mit dem hohen Dornengestrüpp in seiner Großform zumin- dest abgerundet. Innerhalb des Krals gab es nochmals viele einzelne selbst wieder kreisförmige oder abge- rundete eingefriedete Flächen, in denen die jeweili- gen Familien ihre einzeln stehenden Wohnbauten und Viehgehege hatten. Es gab mehrere Eingänge in den Kral, die aber nur von Bewohnern und Besuchern der Familienklans verwendet werden durften. Ich war mit einem Sammeltaxi bis hierhergefahren, in dem einer der Passagiere aus diesem Kral stammte. Er studierte Englisch an der alten Universität von Za- bid. Daher hatte ich mich schon während der Fahrt im Taxi mit ihm unterhalten können. Ich stieg ebenfalls hier aus und versuchte, unabhängig von dem Studen- ten in den Kral zu gehen, wurde aber sogleich sehr unfreundlich daran gehindert. Als ich den Studenten im Kral sah, bat ich ihn um Hilfe. Er eilte zu mir und stellte klar, dass ich sein Gast sei. Daraufhin wurde der Weg freigegeben und ich wurde freundlich auf- genommen. Von außen konnte man nur die Spitzen der Bauten in dem Kral über der Dornengestrüpp-Einfriedung se- hen. Fast alle Bauten waren runde Lehmbauten, die außen mit einem wärmeisolierenden Schilfmaterial sowohl beim aufgehenden Mauerwerk wie auch beim kegelförmigen Dach gegen die Hitze der Son- ne geschützt wurden. Damit das Deckungsmaterial vor allem im Dachbereich durch die immer wieder recht heftigen Winde und Stürme in der Tihama nicht davongetragen wird, haben alle Bauten über der Deckung zusätzlich noch eine Art Mega-Haarnetz übergestülpt.
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Jemen Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Titel
Jemen
Untertitel
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Autor
Hasso Hohmann
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-670-3
Abmessungen
20.0 x 27.0 cm
Seiten
308
Schlagwörter
Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkungen 7
    1. Reisemotive 9
    2. Reiseplanung 12
  2. Einige Tage Ägypten 17
    1. Sakkara 18
    2. Memphis 19
    3. Gizeh 20
    4. Kairo 21
    5. Ägyptisches Nationalmuseum 24
    6. Altstadt von Kairo 25
  3. Reise durch den Jemen 29
    1. Altstadt von Sanaa 33
    2. Kleidung von Männern und Frauen 42
    3. Die leichte Droge Kat 56
    4. Marib 60
    5. Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
    6. Säulen und ihre Kapitelle 74
    7. Flug ins Wadi Hadramaut 78
    8. Wasserhäuser 84
    9. Tarim 86
    10. Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
    11. Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
    12. Mausoleum in Al Ghurfa 107
    13. Schibam 108
    14. Seiyun 124
    15. Auskragungen und Vorspanneffekte 133
    16. Hureida 139
    17. Hadjarein 142
    18. Chrecher 142
    19. Sif 144
    20. Bienenhaltung in Amphoren 152
    21. Al Mukalla 157
    22. Fahrt nach Aden 165
    23. Aden 168
    24. Taiz 175
    25. Saada 195
    26. Schahara 202
    27. Fahrt nach Sanaa 209
    28. Amran 209
    29. Thulla 213
    30. Kaukaban 218
    31. Kuchlan 224
    32. Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
    33. Hodeida 233
    34. Zabid 236
    35. Hadjara 242
    36. Rauda 249
    37. Baynun 254
    38. Zurück entlang des Roten Meeres 268
  4. Siedlungsformen 273
    1. Schibam 273
    2. Hadschara 273
    3. Hadscharain 274
    4. Schahara 274
    5. Al Qurazihah, Afrikanischer Kral im Jemen 275
    6. Aden 276
  5. Bauformen 277
    1. Adobe-Lehmhochhäuser 277
    2. Saada-Lehmbauweise 278
    3. Schaabwa-Riegelwände 278
    4. Steinbauten 284
    5. Vorkrageffekte bei Lehmbauten 284
    6. Rundtürme mit aufgebauten Kleinpalästen 285
  6. Architekturdetails 287
    1. Kuppeln 287
    2. Gurtbögen 287
    3. Säulen, Pfeiler und ihre Kapitelle 288
    4. Verschachtelungen 288
  7. Apendix
    1. Bibliographie 292
    2. Abbildungsnachweis 294
    3. Anmerkung zu Ortsnamen 295
    4. Glossar 296
    5. Zu den Reisenden 302
    6. Dank des Autors 303
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