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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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29Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung über die nationalen Katholizismen bereits sehr gut erforscht.31 Gottsmann beleuchtet dabei die makropolitischen Wellen, welche durch die einzelnen, lokalen Konflikte angestoßen wurden. Weil der »Nationalitätenkonflikt« ein wichtiges Thema sowohl für die imperiale als auch die päpstliche Poli- tik darstellte, wurden die lokalen Konflikte in dessen Kontext aufgefasst. Gottsmann zeichnet diesen Kontext und die daraus entstandene öffentliche Wahrnehmung der innerkatholischen Konfliktfälle  – von lokalen Gewalt- momenten bis hin zu den Querelen um kirchenorganisatorische Problem- felder  – aufgrund einer immensen Quellenarbeit minutiös und überzeugend nach. Gottsmanns Monographie deckt die ganze Donaumonarchie ab. Seine These der nationalen Spaltung kirchlicher Räume, die schon bei Moritz Csáky in seiner bewusst im Plural gehaltenen Begrifflichkeit »Katholizis- men« der Habsburgermonarchie anzutreffen ist,32 zeigt, dass das Narrativ der »Nationalitätenkonflikte« sowohl die kirchliche Öffentlichkeit als auch die politischen und diplomatischen Debatten über den kirchlichen Raum stark bestimmte. Die Erkenntnisse von Gottsmann lassen sich jedenfalls von der Perspektive von unten, die in dieser Arbeit angestrebt wird, in vieler Hinsicht ergänzen und teilweise relativieren. Was für die »hohe Politik« ein weiteres Beispiel des »Nationalitätenkonfliktes« bedeutete  – was im oberadriatischen Raum sogar als Zeichen der vermeintlich sinkenden Integrationskraft des Katholizismus im Zeitalter des »nationalen Erwachens« gedeutet wurde  –, war auf der lokalen Ebene vom Zusammenwirken unterschiedlicher per- sönlicher oder sozialer Interessen geprägt, die oft nicht politisch, geschweige denn nationalpolitisch motiviert waren. Wegen der lang anhaltenden Dominanz der nationalstaatlichen (und nationalstaatlich organisierten) Historiographien in den posthabsburgi- schen Staaten wurden die makropolitischen »Nationalitätenkonflikte« sehr detailliert aufgearbeitet und erinnert.33 Diese Perspektive erklärt sich frei- gen 2011, S.  337–358; Ksenija Petrovic, Nationale Identität und Religion in Serbien und Kroatien im Vergleich, Wiesbaden 2013; Aleksandar Jakir / Marko Trogrlić (Hg.), Klerus und Nation in Südosteuropa vom 19. bis zum 21.  Jahrhundert, Frank- furt a. M. 2014; Heiner Grunert, Glauben im Hinterland. Die Serbisch-Orthodo- xen in der habsburgischen Herzegowina 1878–1918, Göttingen 2016; Theodora Dragostinova / Yana Hashamova, Introduction. Beyond Mosque, Church, and State. Alternative Narratives of the Nation in the Balkans, in: Dies. (Hg.), Beyond Mosque, Church, and State. Alternative Narratives of the Nation in the Balkans, Budapest / New York 2016, S.  1–27. 31 Andreas Gottsmann, Rom und die nationalen Katholizismen in der Donaumonar- chie. Römischer Universalismus, habsburgische Reichspolitik und nationale Identi- täten 1878–1914, Wien 2010. 32 Moritz Csáky, Paradigma Zentraleuropa. Pluralitäten, Religionen und kulturelle Codes. Religion  – Mythos  – Nation. Einführende Überlegungen, in: Ders. / Zeyrin- ger (Hg.), Pluralitäten, Religionen und kulturelle Codes, S.  9–17, hier S.  13. 33 Judson, Die Habsburgermonarchie  – neue Interpretationen, S.  317.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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