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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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34 Einführung solle alle Lebensformen und Identifizierungen (vom Regionalismus bis hin zum Katholizismus) umfassen, welche nicht eindeutig den klaren nationalen Kategorien zuzuordnen seien. Zahra will somit die kritiklose und unreflek- tierte Übernahme nationalistischer Selbstbeschreibungen und Kategorien vermeiden, indem sie die Tragweite nationalistischer Politik infrage stellt: The problem is that historians who analyze nations as »imagined communities« risk remaining imprisoned within nationalists’ own discursive universe, analyzing the contested content of nationalist ideologies and cultures without questioning the extent to which those ideologies resonated among their audience.54 Zahras Konzept beleuchtet das Spannungsverhältnis zwischen Nation und Religion neu, weil dieses mit Hinweis auf die »nationale Indifferenz« kon- fessionsgebundener Selbstverortungen aufgehoben bzw. relativiert wird. Gerade die religiöse (besonders: die katholische) Identifizierung ermöglichte eine Auflockerung der ethnisch-sprachlichen Cluster.55 Zahra verwies dabei auf mehrere neue Studien, welche die Eindeutigkeit und Ausschließlichkeit der ethnisch-nationalen Identifizierungen  – anhand lokaler Beispiele  – dekonstruierten. In diesen Studien wurden die religiöse Überlagerung ethnisch-sprachlicher Identitäten,56 die Fluidität der sprach- kulturellen »Grenzen«57 oder die wechselnden Selbstverortungen in den Grenzregionen58 herausgearbeitet. Das Zahrasche Konzept konnte auch an anderen Fallbeispielen mit Wissensgewinn erprobt werden.59 Das Ziel, die lokale Komplexität (»nationale Indifferenz«) zu verstehen und nicht die zeit- genössischen Makrodiskurse darüber (»Nationalitätenkonflikte«) zu repro- duzieren, ermöglicht einen sozialgeschichtlichen Ansatz, in dem die Akteure 54 Ebd., S.  111f. 55 Siehe bezüglich der italienischsprachigen Katholiken Péter Techet, Imperiale Loyalität unter den italienischsprachigen Katholiken in Triest der späten Habs- burgermonarchie, in: Osterkamp (Hg.), Kooperatives Imperium, S.  297–314, hier S.  303ff; »national indifferente« Elemente blieben auch später im zentraleuropäi- schen Katholizismus anzutreffen, siehe bezüglich des Nachkriegspolens Jim Bjork, »I Have Removed the Boundaries of Nations«. Nations Switching and the Roman Catholic Church during and after the Second World War, in: Maarten Van Ginder- achter / Jon Fox, National Indifference and the History of Nationalism in Modern Europe, London / New York 2019, S.  204–224, hier S.  218. 56 Bjork, Neither German nor Pole. 57 Judson, Guardians of the Nation. 58 Zahra, Kidnapped Souls. 59 Siehe die Beiträge aus: Austrian History Yearbook  43 (2012); Van Ginderachter / Fox, National Indifference and the History of Nationalism; sowie Jan Fellerer  u. a. (Hg.), Identities In-between in East-Central Europe, London / New York  2019.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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