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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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38 Einführung Fiume / Rijeka mit ihrer Umgebung (also mit Teilen der damaligen kroati- schen Gespanschaften Modrus-Fiume / Modruš-Rijeka und Lika-Krbava). Dem Österreichischen Küstenland stand ein Statthalter vor, der von Wien ernannt wurde und in Triest residierte; die einzelnen Kronländer hatten ihre eigenen Landtage und Landeshauptmänner (in Triest: Stadtrat und Bürger- meister). Dem Ungarisch-Kroatischen Küstenland (de facto nur der ungari- schen Stadt Fiume / Rijeka und ihrer Umgebung) stand ein Gouverneur vor, der von Budapest ernannt wurde; die kroatischen Gespanschaften, welche die großen Teile des Küstenlandes abdeckten, hatten ihre eigenen administ- rativen Strukturen. Weil sich die zu schildernden Konflikte innerkatholisch ereigneten, ist es angebracht, das Gebiet kirchenrechtlich zu verorten: Der österreichische Teil (mit den Bistümern Triest-Capodistria / Koper, Pola / Pula-Parenzo / Poreč sowie Veglia / Krk) gehörte zum Erzbistum von Görz. Der ungarisch-kroati- sche Teil, samt der ungarischen Stadt Fiume / Rijeka, war innerhalb des Erz- bistums von Zagreb dem kroatischen Bistum Senj unterstellt.73 Staats- und kirchenrechtlich war also der oberadriatische Raum in der Habsburger Zeit einerseits strikt zweigeteilt, er gehörte zu Österreich und Ungarn bzw. zu den Erzbistümern Görz und Zagreb. Andererseits war sie von der ethnisch markierten Dichotomie urbaner und ländlicher Räume geprägt: Die adriatischen Küstenstädte waren eher italienischsprachig bewohnt und eindeutig von einer italienischsprachigen, liberalen, antiklerikalen Elite poli- tisch und kulturell geprägt. Das bestimmte auch das Verhältnis zwischen »Stadt« und Kirche negativ. Im Gegensatz dazu war das ländliche Hinter- land eher von einer südslawischen (kroatisch- oder slowenischsprachigen) Bevölkerung bewohnt, deren Identität stark von ihrem katholischen Glau- ben  geprägt war. In der Öffentlichkeit der Donaumonarchie galt der oberadriatische Raum als national umkämpfter Raum, in dem das »italienische« und »südslawi- sche« Erwachen (risorgimento, preporod) konfliktbeladen aufeinander geprallt seien.74 Die Historiographie interessierte sich für die Region  – wenn »Nationalitätenfrage« und ihrer Auswirkung auf die katholische Kirche (etwa infolge des starken politischen Katholizismus vor Ort) andere Dynamiken auf. 73 Die Konstellation, dass auch die ungarische Stadt Fiume / Rijeka einem kroatischen Bistum unterstellt war, führte zu kirchenrechtlichen Separationsforderungen und Spannungen mit dem örtlichen Klerus; darüber siehe das Kapitel  4.2.4. 74 Nicht nur werden die Konflikte in der Historiographie nach nationalen Kategorien interpretiert  – als ob ständig »Italiener« und »Südslawen« gegeneinandergestanden hätten  –, sondern die jeweiligen Nationalismen werden auch unterschiedlich erklärt: Während der »italienische« Nationalismus als ein westeuropäischer, liberaler Natio- nalismus begriffen wird, gilt der südslawische als Ausdruck des »Balkans«. Insofern wurde der oberadriatische Raum auch in der gegenwärtigen Nationalismus-For- schung auf der Grenze zwischen zwei imaginierten Welten, dem »Westen« (»Ita- liener«) und dem »Osten« (»Südslawen«), verortet; vgl. Glenda Sluga, The Nation
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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