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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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46 Einführung Vergangenheit ebenso ermöglicht werden. Die Fokussierung auf die »Nati- onalitätenkonflikte« stellt in diesem Sinne »eine unzulässige Verengung der Perspektive« dar.92 Diese Arbeit strebt demnach eine Perspektive an, mit welcher die nationsfixierten Erklärungen durch andere Elemente, Momente und Motive ergänzt und dadurch die Meistererzählung von einem alles dominierten »Nationalitätenkonflikt« infrage gestellt werden können. Ich versuche dementsprechend, die lokalen Konflikte, die sich innerhalb religiös konnotierter Räume, Bereiche und Kontexte bewegten, von den lokalen Situ- ationen her zu verstehen. Eine solche Herangehensweise lässt sich als mikrogeschichtlich bezeichnen. Mikrogeschichte bedeutet eine intensive historiographische Beschäftigung mit einem klar abgegrenzten, kleinen Objekt / Ereignis / Dorf (o.ä.). Statt mit Teleskop wird dabei mit einem Mikroskop gearbeitet.93 Diese Methode ent- stand vor allem in der italienischen Historiographie (microstoria): Italien ist ein polyzentrisches Land, auch seine Geschichten gestalten (und gestalteten) sich polyzentrisch, und insofern lässt sich die Realität der lokalen Ebene nicht von der Perspektive eines Zentrums oder eines allgemeinen Narrati- ves erfassen.94 Auch der (post)habsburgische Raum kann nicht nur von den damaligen oder den später entstandenen Zentren und ihren Narrativen her erklärt werden. Mikrogeschichte ist aber nicht nur eine Fallstudie oder eine Ansammlung von Fallstudien. Mikrogeschichte besteht  – wie Otto Ulbricht schreibt  – »aus wenigen Grundsätzen, einem guten Maß an theoretischer Reflexion und großer Vielfalt in der Praxis«.95 Die lokale Realität darf nicht kontextlos als rein anekdotischer Fall dargestellt werden. Mikrogeschichte bedeutet inso- fern auch die theoretische Reflexion und historische Kontextualisierung lokal erfasster Ereignisse. Auch wenn mikrogeschichtlich gearbeitet wird, soll sich also das Ergebnis in einen größeren Kontext einbetten können oder im besten Falle soll das Ergebnis den bestehenden Kontext neu beleuchten und somit neue Erkenntnisse für andere Fälle bringen.96 92 Steffi Marung  u. a., Territorialisierung in Ostmitteleuropa bis zum Ersten  Welt- krieg, in: Frank Hadler  u. a. (Hg.), Handbuch einer transnationalen Geschichte Ostmitteleuropas, Göttingen 2017, Bd.  I: Von der Mitte des 19.  Jahrhunderts bis zum Ersten  Weltkrieg, S.  37–130, hier S.  62. 93 Sigurður Gylfi Magnússon / István M. Szijártó, What is Microhistory? Theory and Practice, Abingdon / New York 2013, S.  4f. 94 Carlo Ginzburg / Carlo Poni, Il nome e il come. Scambio ineguale e mercato storiografica [Der Name und das Wie. Ungleicher Austausch und historiographi- scher Markt], in: Quaderni storici 14 (1979), S.  181–190, hier S.  189. 95 Otto Ulbricht, Mikrogeschichte. Menschen und Konflikte in der Frühen Neuzeit, Frankfurt a. M. / New York 2009, S.  13. 96 Ebd., S.  15.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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