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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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62 Imperium, Nation und Katholizismus gern basierenden Staatsstruktur entsprach aber Österreich diesem klassi- schen Verständnis von Imperien nicht. Der unter den europäischen Impe- rien feststellbaren Tendenz, sich nationalistisch, quasi-nationalstaatlich zu entwickeln,17 widerstand die österreichische Reichshälfte infolge ihrer sup- ranationalen Struktur, der staatsrechtlich garantierten Gleichstellung aller Staatsbürger und der lokalen Vielfältigkeit.18 Deswegen plädiert Benno Gammerl dafür, dass die Imperien nach ihrem Umgang mit ethnischer Hete- rogenität unterschieden werden sollten.19 Dabei könnte die in vieler Hinsicht einzigartige Struktur und Staatspolitik Österreichs  – als Gegenmodell zu Ungarn und den anderen Imperien Europas auch  – mehr hervorgehoben werden. Die staatsbürgerliche Gleichheit, welche durch die Staatsgrundge- setze von 1867 (vor allem durch das »Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger«) in Österreich garantiert wurde, ermöglichte eine imperiale Gesellschaft. Die Staatlichkeit wurde in Österreich nicht nationalisiert,20 Österreich war keine Nation.21 Die österreichische Reichshälfte der Habsburgermon- archie räumte keinem Volk eine verfassungsrechtlich verankerte Vormacht- stellung ein,22 weil ein Volk im Sinne einer politischen Nation fehlte.23 Dem Imperium lag nicht der Gedanke nationaler Homogenität und nationaler Hegemonie zugrunde (wie in der ungarischen Reichshälfte). Der österrei- chische Staat wurde daher vor allem aufgrund der dynastischen Legitimi- tät und der formalistischen Legalität zusammengehalten. Besonders dem Recht wurde eine sehr wichtige Legitimationsfunktion beigemessen.24 Trotz der ethnisch-sprachlichen, religiösen und regionalen Vielfältigkeit, welche 17 Andrea Komlosy, Imperial Cohesion, Nation-Building, and Regional Integration in the Habsburg Monarchy, in: Stefan Berger / Alexei Miller (Hg.), Nationalizing Empires, Budapest 2015, S.  369–427, hier S.  375. 18 Zum imperialen Charakter von Österreich (aber eben im Sinne eines »Imperiums seiner Völker«) siehe Miloš Řezník, Die Habsburgermonarchie  – ein Imperium ihrer Völker? Einführende Überlegungen zu »Österreichs Staatsidee«, in: Bernhard Bachinger  u. a. (Hg.), Österreich-Ungarns imperiale Herausforderungen. Nationa- lismen und Rivalitäten im Habsburgerreich um 1900, Göttingen 2020, S.  45–66. 19 Gammerl, Untertanen, Staatsbürger und Andere, S.  336. 20 Ulrike von Hirschhausen, Citizenship in Austria-Hungary 1867–1923 between Imperial Inclusion and National Exclusion, in: European Review of History 16 (2009), S.  551–573, hier S.  564. 21 Johannes Feichtinger, Wissenschaft als reflexives Projekt. Von Bolzano über Freud zu Kelsen. Österreichische Wissenschaftsgeschichte 1848–1938, Bielefeld 2010, S.  40. 22 Judson, L’ Autriche-Hongrie était-elle un empire?, S.  593. 23 Peter Urbanitsch, Pluralist Myth and National Realities. The Dynastic Myth of the Habsburg Monarchy  – a Futile Exercise in the Creation of Identity?, in: Austrian History Yearbook  35 (2004), S.  101–141, hier S.  103. 24 James Shedel, The Problem of Being Austrian. Religion, Law, and Nation from Empire to Anschluß, in: Csáky / Zeyringer (Hg.), Pluralitäten, Religionen und kul- turelle Codes, S.  117–129, hier S.  118ff.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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