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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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64 Imperium, Nation und Katholizismus legalistische Tradition des österreichischen Rechtsdenkens,31 was auch nach 1918 (eigentlich bis heute) nachwirkt.32 Die Staatsbürger in der österreichischen Reichshälfte waren nicht in einer asymmetrischen Struktur einem imperialen Zentrum und einer einzigen imperialen Nation unterworfen. Deswegen konnten sie sich religiös, natio- nal, regional, lokal (usw.) unterschiedlich identifizieren und gleichzeitig Teil der österreichisch-imperialen Gesellschaft werden.33 Sogar die »Nationali- tätenkonflikte« zeigen die Herausbildung einer gemeinsamen, imperialen Gesellschaft,34 in der über die gleichen Probleme mit den gleichen Mitteln debattiert wurde. Österreich erzeugte den rechtlichen Rahmen für »Nationa- litätenkonflikte«, insofern kann keine Rede von einem »Völkerkerker« sein. Der österreichische Staat anerkannte  – vielen anderen europäischen Staaten im Voraus  – die nationalen und religiösen »Identitäten«  – eigentlich im Sinne von der Charles Taylor’schen »politics of recognition«35  – als gleichwertig, und er stattete sie mit gleichen Rechten aus. Staatsproblem, Wien 1936, S.  2ff. Nicht zufällig sehen einige Autoren Ähnlichkeiten zwischen der Habsburgermonarchie und der Europäischen Union. Auch wenn ein solcher Vergleich anachronistisch ist, lassen sich Strukturähnlichkeiten  – Zusam- menhalt vieler Völker durch das Recht  – in der Tat erkennen; vgl.  u. a. Steven Beller, What Has the Empire Ever Done for Us? The Surprising Legacies of the Habsburg Monarchy, and the Lessons for Today’ s European Union, in: Eurozine, 3.  Novem- ber 2017, URL: <http://www.eurozine.com/what-has-the-empire-ever-done-for-us/> (15.10.2019). 31 Manfred Baldus, Hapsburgian Multiethnicity and the »Unity of the State«. On the Structural Setting of Kelsen’ s Legal Thought, in: Dan Diner / Michael Stolleis (Hg.), Hans Kelsen and Carl Schmitt. A  Juxtaposition, Gerlingen 1999, S.  13–23, hier S.  18ff.; Theo Öhlinger, The Genesis of the Austrian Model of Constitutio- nal Review of Legislation, in: Ratio Juris 16 (2003), S.  206–222, hier S.  215f.; Ewald Wiederin, Denken vom Recht her. Über den modus austriacus in der Staatsrechts- lehre, in: Helmut Schulze-Fielitz (Hg.), Staatsrechtslehre als Wissenschaft. Die Verwaltung, in: Zeitschrift für Verwaltungsrecht und Verwaltungswissenschaften. Beiheft 7, Berlin 2007, S.  293–317, hier S.  295ff. 32 Nicht zufällig in dieser Rechtstradition erschien die von Hans Kelsen entwickelte, radikal-legalistische Theorie der »Reinen Rechtslehre«; vgl. Hans Kelsen, Autobio- graphie (1947), in: Matthias Jestaedt (Hg.), Hans Kelsen Werke, Tübingen 2007, Bd.  1, S.  29–91, hier S.  60; René Marcic, Verfassungsgerichtsbarkeit und Reine Rechtslehre, Wien 1966, S.  56; Ewald Wiederin, Der österreichische Verfassungsge- richtshof als Schöpfung Hans Kelsens und sein Modellcharakter als eigenständiges Verfassungsgericht, in: Thomas Simon / Johannes Kalwoda (Hg.), Schutz der Ver- fassung. Normen, Institutionen, Höchst- und Verfassungsgerichte. Der Staat. Bei- heft  22, Berlin 2014, S.  283–306, hier S.  286ff. 33 Judson, The Habsburg Empire, S.  3ff. 34 Gary B. Cohen, Nationalist Politics and the Dynamics of State and Civil Society in the Habsburg Monarchy, 1867–1914, in: Central European History 40 (2007), S.  241–278, hier S.  243ff. 35 Charles Taylor, The Politics of Recognition, in: Amy Gutmann (Hg.), Multi- culturalism. Examining the Politics of Recognition, Princeton 1994, S.  25–73.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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