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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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72 Imperium, Nation und Katholizismus somit zur Nationalisierung des katholischen Kirchenlebens bei: Entweder weil sich die (hohe) Kirchenhierarchie, wie es der Fall in den meisten Bis- tümern des ungarischen Staates war, der ungarischen Staats- und Nations- idee verpflichtete,72 oder weil sich Teile des (niederen) Klerus für die natio- nale Emanzipation katholischer Nationalitäten (wie etwa bei den Slowaken oder den Kroaten) einsetzen mussten / wollten.73 Weil sich Budapest dabei als nationaler Akteur positionierte, hatte die katholische Kirche in Ungarn keine supranationale Staatlichkeit, mit der sie sich jenseits der nationalen Polarisierungen hätte identifizieren können. In Österreich hingegen lagen die demographischen Gegebenheiten für einen Katholizismus als einende Idee des Imperiums vor. Die überwiegende Mehrheit der multiethnischen Bevölkerung gehörte nationalitätsübergrei- fend der katholischen Religion an: 1890 waren 79.3  % der Bevölkerung römisch-katholisch,74 1900 79,0  %75 und 1910 78,85  %.76 Die römisch-katho- lische Religion war nicht nur insgesamt die größte Konfession, sie stellte  – im Gegensatz zu Ungarn  – auch fast unter allen Nationalitäten Österreichs die größte und wichtigste Religion dar. Die deutsch-, tschechisch-, polnisch-, italienisch-, slowenisch- und kroatischsprachigen Menschen waren mehr- heitlich römisch-katholisch, nur die ukrainischsprachige Bevölkerung (mit dem griechischen Katholizismus) sowie die serbischsprachige Bevölkerung (mit der Orthodoxie) wichen von dieser Tendenz ab (Die muslimischen und jüdischen Bevölkerungen betrachteten sich nicht als eigene Nationalitäten). Die religiös-konfessionelle Zusammensetzung der Gesellschaft, gepaart mit einem supranationalen Staatsgedanken, konnte die staatspolitische Aufwer- tung eines supranationalen Katholizismus ermöglichen. Die Habsburgermonarchie (in diesem Fall: ihre österreichische Hälfte) war eine durch Widersprüchlichkeit und Heterogenität geprägte komplexe Struktur, weshalb Imaginationen, die die Einheit jenseits der nationalen 72 Gábor Adriányi, Fünfzig Jahre ungarischer Kirchengeschichte 1895–1945,  Mainz 1974, S.  24ff. 73 Ders., Die katholische Kirche und die Nationalitätenfrage in Ungarn im 19. und 20.  Jahrhundert, in: Der Donauraum 20 (1975), S.  47–57, hier S.  49. 74 Bureau der K. K. Statistischen Central-Commission (Hg.), Die Ergebnisse der Volks- zählung vom 31.  Dezember 1890 in den im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern, 1.  Heft: Die summarischen Ergebnisse der Volkszählung, Wien 1892, S.  XVII. 75 Dass. (Hg.), Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31.  Dezember 1900 in den im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern, 1.  Heft: Die summarischen Ergebnisse der Volkszählung, Wien 1900, S.  XXXII. 76 Dass. (Hg.), Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31.  Dezember 1910 in den im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern, 1.  Heft: Die summarischen Ergebnisse der Volkszählung, Wien 1912, S.  54.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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