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83Katholizismus
und Nation
Die altslawische Liturgiesprache war ein prägender Aspekt in vielen Kon-
fliktfällen. Auf der lokalen Ebene wirkte sich diese Debatte aber oft anders
aus. Auch wenn viele Konflikte auf die Sprache der Liturgie bzw. der Predigte
zurückzuführen waren, nahm die lokale Bevölkerung die altslawische Litur-
giesprache meistens nicht den makropolitischen Erwartungen und Debatten
entsprechend wahr. In den homogen kroatischsprachigen Kirchengemein-
den des Ungarisch-Kroatischen Küstenlandes, wo eine lokale Befürwortung
und Akzeptanz der altslawischen Liturgiesprache am meisten zu erwarten
gewesen wären, trat das Gegenteil ein: Mit Gewalt lehnten die kroatischspra-
chigen Bauern die als »nationales Privileg« angepriesene altslawische Litur-
giesprache ab (vgl. Kapitel 4.1). Aber auch in den ethnisch-sprachlich hete-
rogenen Kirchengemeinden von Istrien, wo die altslawische Liturgiesprache
unter den italienischsprachigen Kirchgängern freilich Ablehnung und Irrita-
tion auslöste (vgl. Kapitel 3.1), wurde die Sprachenfrage – sowohl seitens der
südslawischen Priester als auch der italienischsprachigen Kirchgänger – oft
deswegen öffentlichkeitswirksam thematisiert, um anderen, lokalen, spra-
chen- und nationalitätsunabhängigen Konflikten und persönlichen Animo-
sitäten mehr Gehör verschaffen zu können. Die altslawische Liturgiesprache
stellte immerhin ein Thema dar, das auch die lokalen Akteure in ihren Hand-
lungen – oder zumindest in ihren Handlungsbegründungen – beeinflusste.
Umkämpfte Kirche
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
- Titel
- Umkämpfte Kirche
- Untertitel
- Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
- Autor
- Péter Techet
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-666-35696-4
- Abmessungen
- 15.9 x 23.5 cm
- Seiten
- 310
- Schlagwörter
- Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
- Danksagung 13
- Vorwort 15
- 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
- 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
- 3. Österreichisches Küstenland 85
- 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
- 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
- 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
- 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
- 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
- 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
- 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
- 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
- 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
- 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
- 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
- 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
- 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
- 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
- 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
- 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
- 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
- Ausblick 257
- Quellen- und Literaturverzeichnis 263
- Archivmaterial 263
- Bibliotheken 265
- Zeitungen 265
- Digitale Sammlungen 267
- Zeitgenössische Literatur 267
- Sekundärliteratur 268
- Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
- Personen 295
- Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
- Abkürzungen 299
- Register 301
- 1. Ortsregister 301
- 2. Personenregister 303