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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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123Konflikte um die Nationalisierung Raum.155 Wenn die Religion für nationale Absonderung mobilisiert wird, wird die Beseitigung der bestehenden, tradierten Pluralitäten wie der sprach- lichen Vielfalt angestrebt.156 Die kirchliche Obrigkeit verpflichtete sich allerdings weiterhin der Idee der katholischen Supranationalität. Insofern lehnten die Bischöfe im Öster- reichischen Küstenland, egal ob sie in Triest, Pola / Pula oder Veglia / Krk saßen, wie auch egal ob sie italienischer, kroatischer, slowenischer oder deut scher Abstammung waren, die nationalistischen Tendenzen außerhalb und innerhalb der katholischen Kirche dezidiert ab. Sie empfanden jegliche nationalistische Tendenzen als Schwächung der kirchlichen Position in der Öffentlichkeit. In den bischöflichen Korrespondenzen lässt sich diese Sorge nachlesen, auch wenn die einzelnen Bischöfe bei der Frage, wer für die auf- gewühlten nationalen Gefühle vor Ort verantwortlich sei, unterschiedliche Akzente setzten und unterschiedliche Erklärungen lieferten. Dieser Unterschied ließ sich nicht mit einer nationalpolitischen Vorein- genommenheit, sprich: der ethnisch-nationalen Zugehörigkeit der jewei- ligen Bischöfe, erklären, sondern vielmehr mit ihren kirchenpolitischen Intentionen. Der eine war politischer, ultramontaner, klerikaler eingestellt, der andere begnügte sich hingegen vielmehr mit der rein pastoralen Arbeit. Der eine ließ mehr abweichende Partikularität auf der lokalen Ebene etwa in der Liturgie zu, der andere wollte das Kirchenleben von oben her verein- heitlichen. Ihr Ziel bestand aber darin, die Kirche als internationalen Raum und als Verbündete des österreichischen Staatsgedankens bewahren zu kön- nen. In diesem Sinne hielt es der slowenischsprachige Bischof von Triest, Ivan Nepomuk Glavina, für unabdingbar, dass die Priester die Sprachen der örtlichen Völker zu erlernen haben. Deswegen wies er 1891 den Pfar- rer des nordistrianischen Carcauzze / Krkavče, Don Jakob Ladavac, darauf hin  – nachdem Don Ladavac den kroatischen Gesang in der Kirche des zwar mehrheitlich slowenischsprachigen, aber von italienischsprachigen Men- schen ebenso bewohnten Dorfes157 eingeführt hatte  –, »daß nicht das Volk des Priesters wegen, sondern der Priester des Volkes wegen da ist, und daß daher dem Seelsorger die Gewissenspflicht obliegt, die Sprache des Volkes zu erlernen.«158 155 Trogrlić, Katolička crkva u Istri, S.  217; Wiggermann, K. u. K. Kriegsmarine und Politik, S.  144. 156 Chris Hann, The Limits of Galician Syncretism. Pluralism, Multiculturalism, and the Two Catholicisms, in: Ders. / Magocsi (Hg.), Galicia, S.  210–237, hier S.  213. 157 Im Jahre 1900 lebten im Dorf 518 slowenischsprachige und 85 italienischsprachige Menschen; Daten aus: Gemeindelexikon der im Reichsrathe vertretenen König- reiche und Länder, S.  54. 158 Glavinas Brief an Don Ladavac (17.  August 1891), beigefügt als Beilage zum Bericht von Glavina an die Triestiner Statthalterei (17.  August 1891), in: AST, Luogotenenza, AP, b.  147, fasc.  4.1.5., 1891/1647.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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