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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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196 Ungarisch-Kroatisches Küstenland ren sei,110 weil es die nationale Bedeutung und Wichtigkeit der altslawischen Liturgiesprache noch nicht begriffen habe: Die Wiedereinführung der Glagoljica in der katholischen Kirche in Kroatien ist im Interesse der kroatischen Nation gelegen und man kann es nur unpatriotisch bezeich- nen, wenn das Volk gegen diese Errungenschaft haranguirt wird, auf welche die Kro- aten als die einzigen unten den Katholiken der Welt mit Stolz verweisen können.111 Die regierungsnahe Presse (Agramer Zeitung, Narodne Novine) wies hinge- gen schadenfreudig darauf hin, dass das »einfache« Volk den national-kle- rikalen Erwartungen und Forderungen wenig Verständnis entgegenbringe: Wir constatieren demnach zunächst, daß die Opposition stets behauptet, die ganze Nation stehe hinter ihr und bekenne sich zu ihren Grundsätzen;… […] Und statt des- sen, was sehen wir nun? Die Bevölkerung eines Landestheiles, in welchem die Erinne- rung an den Gottesdienst in der slawischen Sprache noch nicht erloschen sein kann, widersetzt sich der Wiedereinführung desselben in seiner reinen Form auf das Ent- schiedenste und verlangt die lateinische Messe, wodurch sie eclatant beweist, daß sie dieser national wichtigen Maßregel, zu deren alleinigem Fürsprecher die Opposition sich, im Gegensatz zu der »magjaronischen« Partei, stets aufgeworfen hat, absolut nicht das geringste Verständnis entgegenbringt… […] Dem Volke die hohe Wichtig- keit und die nationale Bedeutung des altslawischen Gottesdienstes klar zu machen, das waren sie [die Opposition] nicht im Stande, daran war ihnen auch offenbar sehr wenig gelegen; aber dazu Schlagwort von dem magjaronischen Landesverrath und dem Serbenhass, die haben sie glücklich in das Volk geschmuggelt.112 Die regierungsnahe Tageszeitung betonte mit Recht, dass die kroatischspra- chige lokale Ebene nicht den nationalistischen Erwartungen entsprechend auf die Forderungen der nationalistischen Kreise reagiere. Obwohl die alt- slawische Liturgiesprache in der politischen Öffentlichkeit  – nicht nur in Kroatien, sondern auch im ganzen Habsburgerreich  – als Ausdruck loka- ler nationaler Selbstverortungen wahrgenommen und dargestellt wurde, scheiterten die kroatisch-nationalistischen Agitatoren mit der altslawischen Liturgiesprache gerade in einer Region, wo die Kirchengemeinden homogen kroatischsprachig waren und die altslawische Liturgiesprache zumindest eine gewisse historische Tradition hatte. Das Blatt hebt ebenso mit Recht hervor, dass die nationalistischen Kräfte die blamierende Ablehnung der altslawischen Liturgiesprache mit antiserbischer Hetzerei und Angstmache- 110 Hrvatska, 30.  Mai 1894. 111 Agramer Tagblatt, 31.  Mai 1894. 112 Agramer Zeitung, 25.  August 1894.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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