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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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243Nationalitätenkonflikt weise aufgezeigt wurde, waren auch im oberadriatischen Raum vorhanden. Sie wurden aber  – und darin besteht der Unterschied zu den Staaten, die ethnisch-national homogen sind  – vom Konfliktnarrativ der »Nationali- tätenkonflikte« überdeckt, in dem die verschiedenen Pole der jeweiligen Konfliktparteien ethnisch beschrieben oder markiert wurden: »südslawi- sche« Kirche, »italienische« Stadt, »südslawisches« Dorf usw. Die Konflikte und die Gewaltakte auf der lokalen Ebene wurden entweder von den loka- len Akteuren oder in den städtischen Diskursen somit »verständlicher« gemacht  – als Teil einer politischen Kommunikation, in und mit welcher sich die Ereignisse in den Gedanken der vermeintlichen »Nationalitäten- konflikte« umwandeln ließen. Heinz-Gerhard Haupt definiert Gewalt als politische Kommunikation, die daher in ihren »politische[n] Deutungs- und Wirkungszusammenhänge[n]« zu verorten sei.3 Weil die Öffentlichkeit in der Habsburgermonarchie vom Narrativ der »Nationalitätenkonflikte« dominiert war, wurden auch die Ge waltmomente, die ich in dieser Arbeit untersuchte, ständig als deren Teil rezipiert. Bei vielen Fällen aus dem österreichischen und ungarisch-kroatischen Teil des Küstenlandes war allerdings auffallend, dass die verbal oder phy- sisch angegriffenen Menschen in den Konfliktbeispielen derselben Nati- onalität angehörten wie ihre Angreifer. Siehe etwa die Beispiele des italie- nischstämmigen Bischofs Flapp in Visinada / Vižinada (Kapitel  3.1.2), der slowenischsprachigen Priester in Ricmanje (Kapitel  3.2.2), der kroatischspra- chigen Priester in den Dörfern von Lika-Krbava (Kapitel  4.1.2) oder Drenova (Kapitel  4.2.2). In all diesen Fällen wurde zwar das nationale Vokabular zur Beschreibung der Konfliktgründe und der Konfliktparteien bedient, aber es lagen vor Ort keine ethnischen Differenzen unter den Akteuren vor. In den politischen Konflikten ging es oft darum, welche Elitengruppe das jeweilige Volk zu repräsentieren beanspruchte. Diese Strategie der städti- schen Akteure wurde von außen her in die ländlichen Gebiete getragen, die städtische Öffentlichkeit war von ihr eindeutig geprägt. Besonders in der ita- lienischsprachigen Öffentlichkeit, die im Österreichischen Küstenland einen ideologisch wie strukturell klar ausgeprägten parteipolitischen Pluralismus (Nationalliberale, Klerikale, Sozialisten usw.) aufwies, konnten die nationa- listischen Akteure mit einem Rekurs auf eine homogene »Nation« die Sym- pathisanten anderer Strömungen aus der so vorgestellten nationalen commu- nity ausschließen. 3 Heinz-Gerhard Haupt, Gewalt und Politik im Europa des 19. und 20.  Jahrhunderts, Göttingen 2012, S.  7f.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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