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3.3. 1809 119
Schreiben an die Gebrüder Carnelli275 vom 3. Juni 1837 – es handelt sich bei diesem
Schriftstück entweder um das niemals abgeschickte beziehungsweise vom Empfän-
ger retournierte Original oder aber um einen Entwurf – berichtet Pfurtscheller vom
neuerlichen Beginn des Krieges zwischen Österreich und Frankreich und der parallel
dazu erfolgten Verteilung des Hormayr’schen Aufforderungslibells. Über seinen Zu-
gang zu Hormayrs Aufruf sagt Pfurtscheller in diesem Schreiben ebenso nichts,276 wie
auch in seinem 1838 verfassten Bericht über die Ereignisse der Kriegsjahre 1796 bis
richt Mieders.) Die von ihm verwendete Quelle sei in Privatbesitz, schreibt Klaar. Adolf Hueber, der
als Quelle für seine Pfurtscheller-Biografie hauptsächlich dessen Nachlass verwendete, zitiert eine
andere Version des Berichtes Pfurtschellers aus dem Jahr 1819. Die von Hueber wörtlich übernom-
mene Passage (Vgl. Hueber, Michael Pfurtscheller, 1891, S. 27–29.) findet sich jedoch in keinem
der im Nachlass Pfurtschellers erhaltenen Schriftstücke. Auch im ebenfalls 1891 erschienenen, von
der „Gesellschaft von Freunden des Stubeithales“ herausgegebenen Buch „Stubei. Thal und Gebirg,
Land und Leute“ wird im Abschnitt zur Geschichte des Tales, den Adolf Hueber als Coautor mitge-
staltete, diese – nicht im Nachlass Michael Pfurtschellers erhaltene, und auch sonst nicht auffindbare
– Version des Berichtes aus dem Jahr 1819 wiedergegeben. (Vgl. Hans Hausotter/Josef Hirn/Adolf
Hueber, Geschichtliches vom Stubeierthale, in: Stubei. Thal und Gebirg, Land und Leute, hg. v. Ge-
sellschaft von Freunden des Stubeithales, Leipzig 1891, S. 431–571, hier: S. 509–519.) Im Nachlass
Michael Pfurtschellers sind schließlich zwei Versionen seines Berichtes an das Landgericht in Matrei
erhalten, die wohl als Entwürfe zu betrachten sind: Entwurf Bericht Pfurtschellers betreffend 1809
an das LG Matrei, 18. März 1819, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 79. – Als Nr.
78 ist eine weitere Version dieses Berichtes im Nachlass Pfurtschellers vorhanden. Diese stammt
nicht aus der Hand Pfurtschellers. Es handelt sich jedoch wohl um eine Abschrift eines von ihm
verfassten Berichtes, oder aber um ein Diktat. Der Schreiber beschließt die Ausführungen näm-
lich mit „Michael Pfurtscheller“. Auf dem Schriftstück findet sich auch ein Vermerk Pfurtschellers,
durch den sich die Entstehungsgeschichte der beiden Versionen des Berichtes etwas erhellt: „[…] auf
Verlangen der 5 Ortsvorsteher mußte dieses noch weitläufiger verfasset, u. 2 Todte, 4 Plessierte, 2
Gefangene so übersehen wurden noch beigesetzet werden!“ Bevor der Bericht also dem Landgericht
Matrei übermittelt wurde, wurde der Inhalt mit den Gemeindevorstehern des Tales abgestimmt.
Tatsächlich ist die Version Nr. 79 etwas ausführlicher und im Bezug auf die Verlustzahlen korrigiert.
275 Es handelt sich hier wohl um die Handelsmänner Anton und Karl Carnelli. Ersterer war 1809
als Spitalsverwalter in Innsbruck tätig und war später Magistratsrat in Innsbruck, Karl komman-
dierte 1809 als Hauptmann die Innsbrucker Grenadierkompanie, war ebenfalls Magistratsrat und
übte auch noch weitere Ämter in der Stadtverwaltung aus. Die Carnellis waren, so Granichstaed-
ten-Czerva, eine „angesehene Alt-Innsbrucker Patrizier-Familie“. Im Jahr 1822 waren Karl und An-
ton Carnelli an der Gründung der Innsbrucker Sparkasse beteiligt. (Vgl. Granichstaedten-Czerva,
Alte Garde, 1932, S. 43 f.; sowie: Franz Huter, Geschichte der Sparkasse Innsbruck. Das erste heimi-
sche Geldinstitut Tirols im Spiegel der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung (1822–1958),
Innsbruck 1962, S. 18 f.; sowie: Hedwig Fritz (Hg.), 150 Jahre Sparkassen in Österreich, Bd. 2:
Lexikon, Wien 1970, S. 316 u. 327.)
276 Vgl. Pfurtscheller an Gebrüder Carnelli, 3. Juni 1837, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund
2, Nr. 85.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435