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174 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
Sicht wäre eine Beteiligung des Stubaier Aufgebotes an den Kämpfen am Bergisel am
25. Mai denkbar, Pfurtscheller war vielleicht lediglich ein Irrtum hinsichtlich des
Datums unterlaufen. Dass ein solcher Irrtum jedoch in den – von verschiedenen Ver-
tretern der Gemeinden des Stubaitales unterzeichneten – Standeslisten des Tales aus
dem Jahr 1830 nicht korrigiert worden wäre, ist allerdings unwahrscheinlich, zumal
es um die Entschädigungen der ausgezogenen Landesverteidiger ging. Doch auch
den Standeslisten aus dem Jahr 1830 zufolge dauerte die Ausrückung des Stubaier
Aufgebotes vom 22. bis zum 24. Mai 1809.529
In seinen Berichten zu den Ereignissen des Jahres 1809 widmet sich Pfurtscheller
den Tagen zwischen 20. und 25. Mai jedenfalls nur sehr kurz. Seine Darstellung legt
den Schluss nahe, dass zumindest er selbst, vielleicht auch das Stubaier Aufgebot, an
den Auseinandersetzungen am Bergisel am 25. Mai wohl nicht direkt beteiligt war.
Für weitere Informationen zu den Ereignissen dieser Tage verweist er Rapp sogar auf
das Werk Hormayrs:
„[Dann] kam Hofer über den Brenner am 24 Maj zu Schönberg an, er ließ seine Leite mit einer
Compagnie Feldjäger bis am Iselberg vorrücken, (der Nachmittag war Regenerisch) er wurde
an das LG Matrei, 18. März 1819, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 79; sowie:
Pfurtschellers „Kurzgefaßte Beiträge zur Kriegsgeschichte“, o. D. [1838], TLA, Landtagsakten 1839,
Fasz. 75, Nr. 1105, S. 9 [vgl. Anm. 6].
529 Standeslisten Gericht Mieders zum 22. bis 24. Mai 1809, 16./18./20. Mai 1830, TLA, Standes-
listen der Landesschützen und Landsturmkompanien 1809, Bündel VII, Abt. 27, Gericht Mie-
ders, Nr. 2. – Übrigens beruft sich auch Maretich in seiner Darstellung aus dem Jahr 1895 auf
die Standeslisten im „k.k. Statthalterei-Archiv zu Innsbruck“, macht unter Bezugnahme auf diese
jedoch Angaben, die aus der heutigen Zusammensetzung dieses Bestands nicht ersichtlich sind.
So findet sich in diesem Quellenkorpus keine Standesliste, die auf eine Mitwirkung der genann-
ten 242 Mann starken Stubaier Kompanie hindeuten würde. Viktor Schemfils Urteil über die
Angaben Maretichs – von dem er selbst sehr viele Informationen wiederverwendet – ist folgen-
des: „Maretichs Darstellung des Standes durch genaue Angaben der aufgestellten Kompanien und
Anführung des Standes nach der Kopfzahl, ferner seine Feststellung, ‚daß es am 24. fast lauter
organisierte Kompagnien waren‘, kann hier keine Zustimmung erfahren. Er stützte sich hiebei
auf die etwa 20 Jahre später verfassten Standesausweise, die aber nicht bestätigen, ob und wo
an den beiden Gefechtstagen die Kompanien in Verwendung waren. Diese Listen stellten nur
Verzeichnisse jener dar, die nach so vielen Jahren jetzt erst ihre Löhnung bekommen sollten. Es
ist verständlich, dass man bei der Verfassung dieser Listen großzügig vorging, um diese finanzielle
Unterstützung tunlichst einer recht großen Zahl der Teilnehmer am Freiheitskampf zukommen
zu lassen. Auf diese Weise dürfte mancher regellose Haufen, der ohne Kompanieeinteilung in den
Kampf gezogen war, im Standesausweis als organisierte Kompanie aufscheinen. […] Unter diesen
Umständen ist auch die Richtigkeit der von Maretich angeführten […] Aufteilung der Kompanien
auf das Zentrum, den linken und rechten Flügel keineswegs anhand zeitgenössischer Dokumente
feststellbar.“ (Schemfil, Freiheitskrieg, 2007, S. 158 f., Anm. 233.) Dennoch übernimmt Schemfil
die Angaben Maretichs in seinem Werk.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435