Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Page - 259 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 259 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850

Image of the Page - 259 -

Image of the Page - 259 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850

Text of the Page - 259 -

3.5. 1848 259 grundlegende Kenntnis über die Mitte März in Wien stattgefundenen revolutionä- ren Ereignisse hatte. Ob deren Dankbarkeit jedoch über das behördlich angeordnete Maß hinausging, die Hochämter mit Gleichgültigkeit oder gar Widerwillen began- gen wurden, das ist nicht eruierbar. Eine Einschätzung der Stimmungslage in der Region wird also – abgesehen von der unzulässigen, grundlegenden Annahme, es handle sich bei „den Stubaiern“ um eine homogene Gruppe – durch den Mangel an entsprechenden Quellen erschwert. Die wenigen vorhandenen Hinweise zur Einstellung der Talbewohner hinsichtlich der revolutionären Entwicklungen des Jahres 1848 ergeben ein ebenso schemenhaftes wie ambivalentes Bild, dessen Konturierung einer spezialisierten Untersuchung bedürfte: Im Rahmen seiner Bemühungen um die Anwerbung von Freiwilligen für den Schutz der südlichen Landesgrenze – in Kapitel 3.5.2. wird darauf ausführlich ein- gegangen – stieß Michael Pfurtscheller anfangs offenbar auf wenig Bereitwilligkeit. Solange nicht klare Signale hinsichtlich einer Herabsetzung des von der Bevölkerung als zu hoch empfundenen Salzpreises und anderer finanzieller Entlastungen gesetzt würden, sei nicht mit einem Erfolg der Freiwilligenwerbung zu rechnen, so bemerkte Pfurtscheller.867 Dies sowie der nach der tatsächlich Mitte April verfügten Herab- setzung des Salzpreises offensichtlich erfolgte Sinneswandel der Bevölkerung hin- sichtlich des freiwilligen Schützendienstes scheinen Argumente für die bereits zitierte Analyse von Hans Heiss und Thomas Götz zu sein, wonach sich die Landbevölkerung meist weniger für ideologisch aufgeladene Schlagwörter interessierte, als vielmehr für ihre Lebenswelt vermeintlich direkter betreffende finanzielle Erleichterungen.868 Einen weiteren Eindruck von der Einstellung der Stubaier Untertanen zu Ereignis- sen im Revolutionsjahr vermittelt ein vom Kreisamt in Schwaz im Namen des Lan- despräsidiums von Landrichter Alois von Guggenberg eingeforderter Bericht vom 29. Mai 1848.869 Etwa einen Monat zuvor war die Mitte März in Aussicht gestellte Verfassung per kaiserlichem Patent870 erlassen worden. Dem ständischen Zentralaus- 867 Vgl. Briefwechsel Pfurtscheller und Landesschutzdeputation, 11./12. April 1848, TLA, Abt. LV., 1848, Landesschutzdeputation, Fasz. 262, Nr. 95. – Dieses Schreiben wurde offensichtlich – das zeigt der Schriftvergleich – von Michael Pfurtschellers Sohn Johann verfasst und von Michael Pfurt- scheller unterzeichnet. 868 Vgl. Heiss/Götz, Rand der Revolution, 1998, S. 67. 869 Vgl. Abschrift LG Mieders an KA Schwaz, 29. Mai 1848, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 56, 1848, Abt. XVI. – Die Abschrift findet sich auf der Rückseite des Schreibens des Kreisamtes Schwaz vom 26. Mai 1848, mit dem der Bericht von Guggenbergs angefordert wurde: KA Schwaz an LG Mieders, 26. Mai 1848, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 56, 1848, Abt. XVI. 870 Die mit kaiserlichem Patent vom 25. April 1848 kundgemachte, zumeist als „Pillersdorf’sche Verfas- sung“ bekannte „Verfassungs-Urkunde des österreichischen Kaiserstaates“ findet sich unter anderem hier in edierter Form: PGS Nr. 49/1848 (Patent vom 25. April 1848), S. 145–158; sowie – ausführ-
back to the  book Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850"
Ein Bürger unter Bauern? Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Title
Ein Bürger unter Bauern?
Subtitle
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Author
Michael Span
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20144-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
470
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. 1. Einleitung 9
    1. 1.1. Begriffe 9
      1. 1.1.1. Sattelzeit 9
      2. 1.1.2. Mikrogeschichte 11
      3. 1.1.3. Protoindustrialisierung 16
      4. 1.1.4. Bürger und Bauern 19
    2. 1.2. Fragestellungen und Forschungsstand 23
    3. 1.3. Quellen 31
      1. 1.3.1. Nachlass Michael Pfurtscheller 32
      2. 1.3.2. Verfachbuch, Verlassenschaftsabhandlungen, Kuratelrechnungen 34
      3. 1.3.3. Gerichtsakten 35
      4. 1.3.4. Materialiensammlung Rapp 36
      5. 1.3.5. „Statistische“ Daten zum Stubaital 37
      6. 1.3.6. Sonstige Quellen 38
  2. 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
    1. 2.1. Schulbildung in Tirol an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert 41
    2. 2.2. Die Trivialschule in Fulpmes im Jahre 1785 44
    3. 2.3. Wander- und Lehrjahre 51
  3. 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
    1. 3.1. 1797 58
      1. 3.1.1. Der Krieg erreicht Tirol 58
      2. 3.1.2. Quellen zu Michael Pfurtscheller und 1797 59
      3. 3.1.3. Der Stubaier Landsturm zieht aus 64
      4. 3.1.4. Die Einsatzgebiete des Stubaier Landsturms 68
      5. 3.1.5. Das Ergebnis der Kämpfe 75
    2. 3.2. 1799/1800, 1805 77
      1. 3.2.1. Tirol und der zweite Koalitionskrieg 77
      2. 3.2.2. Die Stubaier Schützenkompanie an der Grenze zu Graubünden 78
      3. 3.2.3. Stubaier Aufgebote an der Grenze zu Bayern 83
      4. 3.2.4. Der dritte Koalitionskrieg 1805 84
      5. 3.2.5. Das Stubaital und der Krieg 1805 86
    3. 3.3. 1809 88
      1. 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
      2. 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
      3. 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
        1. 3.3.3.1. Katastrophenbewältigung und Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 93
        2. 3.3.3.2. Neuordnung der Verwaltungssprengel 100
        3. 3.3.3.3. Währungsreform und wirtschaftliche Schwierigkeiten 109
      4. 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
      5. 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
        1. 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
        2. 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
        3. 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
        4. 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
        5. 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
        6. 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
        7. 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
        8. 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
        9. 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
        10. 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
        11. 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
        12. 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
        13. 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
        14. 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
      6. 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
    4. 3.4. Erbhuldigung 1838 236
      1. 3.4.1. Erbhuldigung im Staat des 19. Jahrhunderts 236
      2. 3.4.2. Michael Pfurtscheller und das Großereignis Erbhuldigung 239
    5. 3.5. 1848 251
      1. 3.5.1. Die Revolution erreicht Tirol 251
        1. 3.5.1.1. Stubaier Reaktionen auf revolutionäre Ereignisse 257
        2. 3.5.1.2. Das Stubaital wählt 268
      2. 3.5.2. Defensionskommissär Pfurtscheller 273
  4. 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
    1. 4.1. Michael Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 288
      1. 4.1.1. Pfurtscheller und die dörfliche Infrastruktur 291
      2. 4.1.2. Die Verlegung des Gerichtssitzes 294
    2. 4.2. „Lästige“ administrative Ämter 300
    3. 4.3. Exkurs: Anton Lutz und die Unbeliebtheit von Gemeindeämtern 307
    4. 4.4. Michael Pfurtschellers „Feinde“ 310
  5. 5. Familie Pfurtscheller 315
    1. 5.1. Michael Pfurtschellers familiärer Hintergrund 315
    2. 5.2. Michael Pfurtscheller heiratet 321
      1. 5.2.1. Anna Lener 321
        1. 5.2.1.1. Stubaier Heiratskontrakte aus dem Jahr 1805 im Vergleich 328
        2. 5.2.1.2. Michael Pfurtscheller und das Netzwerk der Leners 332
      2. 5.2.2. Elisabeth Wolf 333
    3. 5.3. Michael Pfurtscheller als Familienvater 337
      1. 5.3.1. Der rechtliche Rahmen 337
      2. 5.3.2. Säuglingssterblichkeit und Kinderzahl 339
      3. 5.3.3. Emotionale Bindungen im Hause Pfurtscheller 343
      4. 5.3.4. Die Ausbildung der Söhne Michael Pfurtschellers 349
      5. 5.3.5. Michael Pfurtschellers Söhne und der Militärdienst 352
  6. 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
    1. 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
    2. 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
      1. 6.2.1. Die Informationsbasis zeitgenössischer Beiträge 364
      2. 6.2.2. Zur Verlässlichkeit bislang rezipierter Quellen zur Stubaier Wirtschaft 367
      3. 6.2.3. Zeitgenössische obrigkeitlich-statistische Erhebungen 372
        1. 6.2.3.1. Das Stubaital in der Staatsgüterbeschreibung von 1802 372
        2. 6.2.3.2. Das Stubaital in der „Montgelas-Statistik“ 375
    3. 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
      1. 6.3.1. Die Metallwarenerzeugung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 383
      2. 6.3.2. Die Handelskompanien 391
      3. 6.3.3. Die Jahrhundertwende als wirtschaftliche Krisenzeit 394
      4. 6.3.4. Die Wirtschaftskrise und Michael Pfurtschellers Aufstieg als Verleger 398
        1. 6.3.4.1. Das Handelsmodell Pfurtschellers 398
        2. 6.3.4.2. Michael Pfurtscheller als Krisenretter und Krisenprofiteur 401
        3. 6.3.4.3. Exkurs: Michael Pfurtscheller gegen Anna Maria Heilig, verwitwete Schmid 408
    4. 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
      1. 6.4.1. Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Wirten 414
      2. 6.4.2. Stubaier Wirte gegen illegale Konkurrenz 420
    5. 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
  7. 7. Schlussbemerkungen 425
  8. 8. Anhang 435
    1. 8.1. Abkürzungsverzeichnis 435
    2. 8.2. Quellenverzeichnis 436
      1. 8.2.1. Archivalien 436
      2. 8.2.2. Gedruckte Quellen 437
      3. 8.2.3. Zeitungen, zeitgenössisch 438
      4. 8.2.4. Gesetzes- und Verordnungstexte 439
    3. 8.3. Literaturverzeichnis 440
    4. 8.4. Personenregister 460
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ein Bürger unter Bauern?