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312 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal
Schwaz und Waldamt in Matrei sollten vom Landgericht ebenfalls informiert werden
– einzuschreiten. Um Gemeindeschulden zu tilgen hätte die Gemeindevorstehung
offenbar entgegen vorher gefassten Absprachen beschlossen, ein oberhalb des Dor-
fes gelegenes Waldstück zu verkaufen. Pfurtscheller trat nun dagegen auf, erklärte
sich selbst zum Anwalt des „Gemeinsinns“ und holte zum Rundumschlag gegen die
seiner Ansicht nach unzureichenden Maßnahmen zur Erhaltung der dörflichen Inf-
rastruktur aus: In einem Ort, „wo zwölf verschiedene Brücken zu erhalten sind – wo
2 Kirchen, Widum, ein Gemeinde- und ein Armenhaus zu decken da stehen und
oftmalige reparationen erfordern“ sei es unverständlich, wieso die Gemeindevorste-
hung einen „Hort des Bauholzes“ verkaufen wolle, wo doch andere Gemeindegründe
vorhanden wären, so Pfurtscheller,98 und weiter:
„Die Fahrwege sind verwahrlost zwischen Medratz und Rastbichl […] Es fehlt an drei
Brücken und Schranken. An Versicherung der Archen wird nicht gedacht. Hingegen gibt
es hier Leute welche solche abtragen und das Schodermaterial [Kies, Schotter] zur Straße
nach Schönberg liefern.“99
Etwa ein Jahr später wandte sich Pfurtscheller wiederum erst an das Landgericht in
Mieders, nachdem ihm dieses nicht Recht gab an das Kreisamt in Schwaz. Diesmal
sei er durch die seitens der Gemeindevorstehung unter Vorsteher Johann Schmied
erfolgte Neuvermessung eines Gemeindegrundstücks, das verkauft werden sollte, um
seinen Düngerplatz gebracht worden, so seine Beschwerde.100
Das dritte Beispiel betrifft die im Jahr 1848 freiwillig zum Grenzschutz an die
südliche Landesgrenze Tirols ausgerückte Stubaier Schützenkompanie, für deren Zu-
standekommen Michael Pfurtscheller als Defensionskommissär maßgeblich verant-
wortlich zeichnete:101 Im Mai 1848 gingen im Rahmen einer Gemeindeversammlung
in Fulpmes die Wogen hoch. Es wurde über die Gewährung einer von Michael Pfurt-
98 Vgl. Abschrift Protokoll Gemeindeversammlung Fulpmes, 10. Dezember 1837, TLMF, Hist.
Samml., Nachl. MP, II, Bund 1, Nr. 35; sowie: Pfurtscheller an LG Mieders, 13. Mai 1838, TLMF,
Hist. Samml., Nachl. MP, II, Bund 1, Nr. 36.
99 Pfurtscheller an LG Mieders, 13. Mai 1838, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, II, Bund 1, Nr. 36.
100 Vgl. Entwurf Pfurtscheller an KA Schwaz, Februar 1840, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, II, Bund
1, Nr. 37. – Die Gemeindevorstehung musste Pfurtscheller schließlich auf Beschluss des Landge-
richts Mieders für den Verlust seines Düngerplatzes entschädigen und ihm die Nutzung des an das
fragliche Gebäude Pfurtschellers grenzenden Gemeindegrundes zugestehen. Dafür hatte er einen
neuen Düngerplatz auf seinem eigenen Grundstück zu errichten und mit einem Zaun zu versehen,
„den kein Geflügel überfliegen kann“. (Vgl. Entschädigung für Düngerplatz, 13. August 1840, TLA,
VB Stubai, 34/310, Bl. 371–376.)
101 Vgl. Kap. 3.5.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435