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366 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft
ler“ sowie auf die Ausführungen von Hörmanns in „Tirol unter der baierischen Re-
gierung“ Bezug: Außer einem kleinen Aufsatz im Innsbrucker Wochenblatt aus dem
Jahr 1806 und von Hörmanns Unterkapitel von 1816 sei bislang nichts über das
Stubaital erschienen, heißt es hier in einer Anmerkung. Auf die bereits erwähnten
Recherchen Dipaulis und von Hörmanns wird folgendermaßen eingegangen: Ein
durchaus „mit Sachkenntniß im Jahre 1808 geschriebener Aufsatz, vielmehr eine
interessante Abhandlung, über Stubay […] (im gedachten Jahre für den Sammler
für Geschichte und Statistik von Tirol bestimmt)“ liege zwar vor, sei jedoch nicht
erschienen und sei auch zu lang, um ihn beziehungsweise sie im „Bothen“ unterzu-
bringen. Außerdem müssten die darin enthaltenen Informationen erst aktualisiert
werden, sicherlich aber werde „auch der vor 13 Jahren gelieferte Beitrag […] noch
seine Anwendung finden“, heißt es in der bereits erwähnten Anmerkung weiter.24
Während jedoch Josef von Hörmann 1816 unter dem Titel „Tirol unter der baie-
rischen Regierung“ wohl einfach die Ergebnisse seiner und Dipaulis Recherchen zum
Stubaital aus den Jahren 1807/08 beibehielt, mussten diese Informationen für die
beiden anderen Beiträge aus den Jahren 1821 und 1825 noch einmal überarbeitet
werden. In beiden Fällen fiel, auf der Suche nach einem geeigneten Informanten
zu diesem Zweck, die Wahl auf Michael Pfurtscheller.25 Die zwei von der späteren
Literatur am stärksten rezipierten Beiträge über Topographie, Wirtschaft und Ge-
schichte des Stubaitales zwischen etwa 1750 und 1825 sind also maßgeblich geprägt
von den Ausführungen Michael Pfurtschellers.
Allein aufgrund dieser recht einseitigen Informationskanäle sind die Angaben in
den erwähnten Beiträgen jedoch noch lange nicht zu verwerfen. Worin jedoch neben
dem schlichten Un- oder Falschwissen der befragten Experten ein weiteres Problem
hinsichtlich des Quellenwertes dieser zeitgenössischen Beiträge liegen kann, wird aus
dem folgenden Beispiel ersichtlich.
24 Der Kaiserlich Königlich privilegirte Bothe von und für Tirol und Vorarlberg, Nr. 78, 27. September
1821, Beilage 14, nicht nummerierte Anmerkung.
25 Der Briefwechsel zwischen dem Verfasser des Beitrages von 1821 und Michael Pfurtscheller wird
gleich noch ausführlicher thematisiert werden. Auf die Mitwirkung Pfurtschellers an den Recher-
chen zum Beitrag aus dem Jahr 1825 wurde bereits eingegangen. (Vgl. Anm. 23.) Als weiterer Hin-
weis auf eine Mitarbeit Pfurtschellers im Vorfeld der Veröffentlichung des bewussten Beitrages in der
Zeitschrift des Ferdinandeumsvereins 1825, ist wohl auch die neun Seiten umfassende „Preisliste der
Fabrikate, welche theils in Stubei verfertiget werden, theils in den Verlagshandlungen der Stubeier zu
finden sind“ am Ende des Abschnittes über das Stubaital zu interpretieren. Die Vermutung, Pfurt-
scheller wurde durch diese neunseitige „Werbeeinschaltung“ für sein Entgegenkommen als Aus-
kunftsperson im Zuge der Recherchen belohnt, liegt nahe. (Vgl. O. A., Das Thal Stubei und dessen
Bewohner, 1825, S. 238–246.) Ob neben Pfurtscheller auch noch andere Personen befragt wurden,
um die Angaben aus den Jahren 1807/08 zu aktualisieren, ist unklar.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435