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6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 381
Unterscheidung sowohl zur Kategorie der „Verkäufer oder Kaufleute en gros u. en
detail“ als auch zu der der „Krämer“ zuordenbar sein konnte. Zu nennen sind hier
auch die bereits erwähnten Ausführungen Joseph von Stolz’ im Rahmen der Recher-
chen des nicht erschienenen Artikels für den „Sammler für Geschichte und Statis-
tik von Tirol“ im Jahr 1807, wonach die Verlags-, beziehungsweise Handelshäuser
Johann Volderauers Erben, Kapferer und Ralling „nicht nur mit allen Gattungen
Eisen, Messing, und Stahlwaaren in Quantität versehen [seien], sondern […] auch
etwas Spezerey, und Schnitt, oder Tuchwaaren“ führen würden.86 Quellen aus den
Jahren 1820 und 1827 weisen außerdem darauf hin, dass auch Michael Pfurtschel-
ler mit Tuch- und Schnittwaren handelte.87 Da sich nicht ausschließen lässt, dass
derartige Handelstreibende tatsächlich in beiden Rubriken gezählt wurden, ist aus
diesen Angaben folglich die Gesamtzahl der Händler in einem Ort oder im gesamten
Gerichtsbezirk nicht bestimmbar.88 Wenn für die Gemeinde Fulpmes also die Zahl
der „Verkäufer oder Kaufleute en gros u. en detail“ mit 7 und jene der „Krämer“ mit
5 angegeben wird, heißt das nicht, dass es insgesamt 12 Händler gab.
Die Schwierigkeiten hinsichtlich der Interpretation der Handelsdaten setzen sich
fort. So wurde im Rahmen der Datenerhebung auch nach der Herkunft der gehan-
delten Waren unterschieden. Jörg Rode weist jedoch darauf hin, dass sich – um wie-
derum das Beispiel der Fulpmer Händler aufzugreifen – aus der Angabe, dass durch
die hier ansässigen Händler ausländische Waren im Gesamtwert von 8300 Gulden
verkauft worden seien, nicht schließen lasse, dass diese Handelshäuser auch für den
Import der Güter verantwortlich waren. Die Waren mochten zwar ursprünglich aus
dem Ausland stammen, durch die Hände wie vieler Zwischenhändler diese jedoch
gegangen waren, sei nicht ermittelbar.89 Und nicht nur die Bestimmung der Her-
kunft der Waren sei problematisch. Auch die Unterscheidung zwischen „Verkauf im
Inland“ und „Verkauf ins Ausland“ sei – so Rode – kaum möglich: „Der Handels-
stand [sah] verschiedentlich große Schwierigkeiten darin, die geforderten Wertanga-
86 Vgl. Joseph von Stolz beantwortet Fragen zum Stubaital, o. D. [1807], Statistische Nachrichten vom
Thale Stubay, zusammengestellt von Andreas Alois Dipauli, TLMF-Bib., Dip. 1035/III, Teil C, Nr.
38.
87 Vgl. „Ausweiß derjenigen ausländischen Seiden-, Baumwoll-, Schafwoll- und Leinwaaren“ Pfurt-
scheller, 25. April 1820, TLA, Aktenserie LG Matrei, Fasz. 3, 1820, Abt. IV; sowie: Abschrift LG
Mieders an KA Schwaz, 27. Juni 1827, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 35, 1800–1827 (loses,
ungeordnetes Aktenmaterial ganz am Ende dieses Faszikels).
88 Auch Jörg Rode warnt: „Um Mehrfachnennungen zu vermeiden, muss folglich in den weiteren
Ausführungen davon abgesehen werden, die Gesamtzahl der Händler in einem Ort oder einem
Gerichtsbezirk zu bestimmen.“ (Rode, Handel im Königreich Bayern, 2001, S. 49.)
89 Vgl. Rode, Handel im Königreich Bayern, 2001, S. 51.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435