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Vor 1918
Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 411 „Zechstube“ – wobei zu bemerken ist, dass sich nur schwer feststellen lässt, ob dies der einzige für Kunden zugängliche Bereich des Hauses war188 – hätten sich demnach drei Sitzbänke, zwei Landschaftsgemälde, 30 Biergläser in verschiedenen Größen, drei „Lainstühl“ und vier Leuchter befunden. Im „Bierkeller“ wurden zwei „ganze Maßkrüge“, 12 „halbe Maßkrüge“, 300 Pfund Käse und 17 Yhren189 Branntwein auf- bewahrt.190 Pfurtschellers Bier- und Branntweinschenke bot keine Übernachtungs- möglichkeiten für Gäste. Die Befugnis dazu hatten lediglich die bereits erwähnten „Tafernwirte“. Davon gab es in Fulpmes nur einen. So bemerkte Andreas Alois Di- pauli im Jahr 1814 in seinem Bericht über seine „Fußreise in die Umgebungen von Innsbruck“, er und sein Sohn hätten von 5. auf 6. Oktober in Fulpmes „im einzi- gen Gasthause das es da giebt“ übernachtet, im Gasthaus des wenige Monate zuvor gestorbenen Johann Lutz, das seit dem Tod des Wirtes von dessen Witwe Theresia Rott alleine geführt wurde.191 Angesichts der baulichen Voraussetzungen des „Gran- derhauses“, in dem die Gastwirtschaft untergebracht war, die zu diesem Zeitpunkt fünfköpfige Familie Pfurtscheller mit Dienstboten192 lebte, und in der auch noch die Krämereiwarenhandlung untergebracht war, wäre wohl auch bereits 1814 nur 188 Auch der ebenfalls in diesem Inventar angeführte „Saal“ – ausgestattet mit drei Tischen, zwei Bänken und drei Kupferstichen als Dekoration – könnte ebenfalls den Gästen des Schankgewerbes offen ge- standen haben. (Vgl. Vermögensaufteilung Franz Volderauer – Michael Pfurtscheller, 8. April 1811, TLA, VB Stubai, 34/244, Registerteil 3, Bl. 39–55, Beil. 3.) 189 Unter der Annahme, dass hier die in Bozen gebräuchliche Yhre gemeint war, entspräche das rund 1326 Litern. Es waren verschiedene Yhrenmaße gebräuchlich. Diese entsprachen je nach Region zwischen rund 78 und rund 134 Litern. Am weitesten verbreitet war jedoch wohl die Bozner „Wein- Yhre“ zu rund 78 Litern. (Vgl. Rottleuthner, Gewichte und Maße, 1985, S. 46–53.) 190 Vgl. Vermögensaufteilung Franz Volderauer – Michael Pfurtscheller, 8. April 1811, TLA, VB Stubai, 34/244, Registerteil 3, Bl. 39–55, Beil. 3. – Ein zur besseren Einschätzung der regionalen Bedeutung des Pfurtscheller’schen Schankgewerbes nötiger Vergleich mit den anderen Wirtshäusern der Region würde den Rahmen dieser Untersuchung sprengen und muss an dieser Stelle daher unterbleiben. 191 Vgl. Andreas Alois Dipauli, „Bemerkungen auf einer kleinen Fußreise in die Umgebungen von Inns- bruck, im J. 1814. Von Andr. Alois de Pauli, k.k. Appellationsrath.“, TLMF-Bib., Dip. 692/IV, S. 21; sowie: Verlassenschaftsabhandlung Johann Lutz, 23. Dezember 1814, TLA, VB Stubai, 34/248, Registerteil 2, Bl. 287–307 (inkl. vieler nicht nummerierter Beilagen wie dem Testament des Ver- storbenen). 192 Einer aus dem November 1806 stammenden Tabelle zur Berechnung der Klassensteuer für die Ge- meinde Fulpmes zufolge lebten unter dem Dach des Granderhauses zu diesem Zeitpunkt neben Mi- chael Pfurtscheller, dessen Frau Anna Lener, Halbbruder Franz Volderauer und der Mutter Gertraud Wiesflecker noch sechs weitere Personen: die Knechte Georg Mayr und Jakob Hofer, „Stallbub“ An- drä Kapferer, die Mägde Theres Medrazer und Maria Brenner sowie die Köchin Anna Hilber. (Vgl. Klassensteuertabelle Fulpmes, November 1806, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 26, „Steuer 1664–1807“.) Die am 22. Juni 1806 getaufte Tochter von Anna Lener und Michael Pfurtscheller, Maria Kreszentia, wurde in der Tabelle nicht berücksichtigt. (Vgl. Taufbuch Fulpmes I u. II, TLA, Mikrofilm Nr. 0660, Abschn. 3 u. 4.)
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Ein Bürger unter Bauern? Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Title
Ein Bürger unter Bauern?
Subtitle
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Author
Michael Span
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20144-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
470
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. 1. Einleitung 9
    1. 1.1. Begriffe 9
      1. 1.1.1. Sattelzeit 9
      2. 1.1.2. Mikrogeschichte 11
      3. 1.1.3. Protoindustrialisierung 16
      4. 1.1.4. Bürger und Bauern 19
    2. 1.2. Fragestellungen und Forschungsstand 23
    3. 1.3. Quellen 31
      1. 1.3.1. Nachlass Michael Pfurtscheller 32
      2. 1.3.2. Verfachbuch, Verlassenschaftsabhandlungen, Kuratelrechnungen 34
      3. 1.3.3. Gerichtsakten 35
      4. 1.3.4. Materialiensammlung Rapp 36
      5. 1.3.5. „Statistische“ Daten zum Stubaital 37
      6. 1.3.6. Sonstige Quellen 38
  2. 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
    1. 2.1. Schulbildung in Tirol an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert 41
    2. 2.2. Die Trivialschule in Fulpmes im Jahre 1785 44
    3. 2.3. Wander- und Lehrjahre 51
  3. 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
    1. 3.1. 1797 58
      1. 3.1.1. Der Krieg erreicht Tirol 58
      2. 3.1.2. Quellen zu Michael Pfurtscheller und 1797 59
      3. 3.1.3. Der Stubaier Landsturm zieht aus 64
      4. 3.1.4. Die Einsatzgebiete des Stubaier Landsturms 68
      5. 3.1.5. Das Ergebnis der Kämpfe 75
    2. 3.2. 1799/1800, 1805 77
      1. 3.2.1. Tirol und der zweite Koalitionskrieg 77
      2. 3.2.2. Die Stubaier Schützenkompanie an der Grenze zu Graubünden 78
      3. 3.2.3. Stubaier Aufgebote an der Grenze zu Bayern 83
      4. 3.2.4. Der dritte Koalitionskrieg 1805 84
      5. 3.2.5. Das Stubaital und der Krieg 1805 86
    3. 3.3. 1809 88
      1. 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
      2. 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
      3. 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
        1. 3.3.3.1. Katastrophenbewältigung und Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 93
        2. 3.3.3.2. Neuordnung der Verwaltungssprengel 100
        3. 3.3.3.3. Währungsreform und wirtschaftliche Schwierigkeiten 109
      4. 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
      5. 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
        1. 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
        2. 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
        3. 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
        4. 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
        5. 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
        6. 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
        7. 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
        8. 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
        9. 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
        10. 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
        11. 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
        12. 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
        13. 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
        14. 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
      6. 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
    4. 3.4. Erbhuldigung 1838 236
      1. 3.4.1. Erbhuldigung im Staat des 19. Jahrhunderts 236
      2. 3.4.2. Michael Pfurtscheller und das Großereignis Erbhuldigung 239
    5. 3.5. 1848 251
      1. 3.5.1. Die Revolution erreicht Tirol 251
        1. 3.5.1.1. Stubaier Reaktionen auf revolutionäre Ereignisse 257
        2. 3.5.1.2. Das Stubaital wählt 268
      2. 3.5.2. Defensionskommissär Pfurtscheller 273
  4. 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
    1. 4.1. Michael Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 288
      1. 4.1.1. Pfurtscheller und die dörfliche Infrastruktur 291
      2. 4.1.2. Die Verlegung des Gerichtssitzes 294
    2. 4.2. „Lästige“ administrative Ämter 300
    3. 4.3. Exkurs: Anton Lutz und die Unbeliebtheit von Gemeindeämtern 307
    4. 4.4. Michael Pfurtschellers „Feinde“ 310
  5. 5. Familie Pfurtscheller 315
    1. 5.1. Michael Pfurtschellers familiärer Hintergrund 315
    2. 5.2. Michael Pfurtscheller heiratet 321
      1. 5.2.1. Anna Lener 321
        1. 5.2.1.1. Stubaier Heiratskontrakte aus dem Jahr 1805 im Vergleich 328
        2. 5.2.1.2. Michael Pfurtscheller und das Netzwerk der Leners 332
      2. 5.2.2. Elisabeth Wolf 333
    3. 5.3. Michael Pfurtscheller als Familienvater 337
      1. 5.3.1. Der rechtliche Rahmen 337
      2. 5.3.2. Säuglingssterblichkeit und Kinderzahl 339
      3. 5.3.3. Emotionale Bindungen im Hause Pfurtscheller 343
      4. 5.3.4. Die Ausbildung der Söhne Michael Pfurtschellers 349
      5. 5.3.5. Michael Pfurtschellers Söhne und der Militärdienst 352
  6. 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
    1. 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
    2. 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
      1. 6.2.1. Die Informationsbasis zeitgenössischer Beiträge 364
      2. 6.2.2. Zur Verlässlichkeit bislang rezipierter Quellen zur Stubaier Wirtschaft 367
      3. 6.2.3. Zeitgenössische obrigkeitlich-statistische Erhebungen 372
        1. 6.2.3.1. Das Stubaital in der Staatsgüterbeschreibung von 1802 372
        2. 6.2.3.2. Das Stubaital in der „Montgelas-Statistik“ 375
    3. 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
      1. 6.3.1. Die Metallwarenerzeugung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 383
      2. 6.3.2. Die Handelskompanien 391
      3. 6.3.3. Die Jahrhundertwende als wirtschaftliche Krisenzeit 394
      4. 6.3.4. Die Wirtschaftskrise und Michael Pfurtschellers Aufstieg als Verleger 398
        1. 6.3.4.1. Das Handelsmodell Pfurtschellers 398
        2. 6.3.4.2. Michael Pfurtscheller als Krisenretter und Krisenprofiteur 401
        3. 6.3.4.3. Exkurs: Michael Pfurtscheller gegen Anna Maria Heilig, verwitwete Schmid 408
    4. 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
      1. 6.4.1. Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Wirten 414
      2. 6.4.2. Stubaier Wirte gegen illegale Konkurrenz 420
    5. 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
  7. 7. Schlussbemerkungen 425
  8. 8. Anhang 435
    1. 8.1. Abkürzungsverzeichnis 435
    2. 8.2. Quellenverzeichnis 436
      1. 8.2.1. Archivalien 436
      2. 8.2.2. Gedruckte Quellen 437
      3. 8.2.3. Zeitungen, zeitgenössisch 438
      4. 8.2.4. Gesetzes- und Verordnungstexte 439
    3. 8.3. Literaturverzeichnis 440
    4. 8.4. Personenregister 460
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