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80 Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung
man wiederum Pauli.138 Mustazza hatte in der Zwischenzeit einen Advokaten in Lem-
berg eingeschaltet, fühlte er sich doch durch die Rückgängigmachung eines aus seiner
Sicht bereits abgeschlossenen Geschäftes geschädigt.139 Baron Balsch, der Mustazza in
dieser Sache in Wien unterstützte, geriet gleichfalls in die Anfeindungen von Bojaren
aus der Bukowina, die jedoch von den höchsten Stellen als Verleumder in die Schranken
gewiesen wurden.140 Allem Anschein nach war es, neben den Eigeninteressen der Boja-
ren, hauptsächlich der Domäneninspektor Pauli, der dem Verkauf an den, wie Pauli ihn
nennt, »verschmitzten Griechen« Mustazza von Beginn an skeptisch gegenüberstand. Er
hegte die Befürchtung, der Baron könnte die Liegenschaften einzeln mit einem erheb-
lichen Aufschlag weiter veräußern, sodass der Preis für die Religionsfondgüter in der
Moldau mindestens 500.000 Gulden betragen müsse.141 Zusätzlich stellte sich für die
Behörden heraus – oder man warf Mustazza dies jetzt bewusst vor –, dass er selbst den
Pachtschilling schuldig geblieben wäre.142 Baron Mustazza hingegen war eingedenk der
eigenen Situation im Fürstentum sichtlich bemüht, jeden Eklat mit den moldauischen
Bojaren zu vermeiden.143 Gleichzeitig warteten die österreichischen Behörden vergeb-
lich auf die erhoffte Bestätigung der Abgrenzung der Religionsfondsgüter in der Moldau
durch die Pforte, wofür es dort allerdings weitgehend sowohl der nötigen rechtlichen
als auch der technischen Mittel mangelte. Mittlerweile bemühte Wien neuerlich den In-
ternuntius, da die Interessen der moldauischen Bojaren und des Landesfürsten in Jassy
immer wieder zu Verzögerungen führten.144 Mustazza ließ sich von seinem Ansinnen,
die Güter zu erwerben, indes keinen Jota abbringen und suchte ebenfalls um Fürspra-
che in der Sache bei der Pforte an.145 Ein detailliertes Gutachten der Hofkammer wies
schließlich die Einwände des Domäneninspektors endgültig ab und empfahl als güns-
tigste Lösung nun doch den Verkauf der moldauischen Güter des Bukowiner Religions-
138 ÖSTA-FHKA galiz. Domänen Fasz. 10 v. 16.VI.1802.
139 ÖSTA-FHKA galiz. Domänen Nr. 075 Fasz. 10 Exp. 93–13588/1722 v.16.VII.1801 ; HHKA Faßben-
derakten Karton 4 X/4-XI/2, fol. 817, Wien v. 17.XII.1802.
140 ÖSTA-FHKA galiz. Domänen Nr. 073, Vortrag u. Resolution v. 15.VIII.1799 Beschwerde Bukowiner
Edelleute gegen Kreishauptmann Freiherr v. Balsch.
141 ÖSTA-HHSTA Faßbender Karton 3 Fasz. IX/2, Auszug aus dem Schreiben Pauly, Radautz 2.I.1802.
142 ÖSTA-HHSTA Faßbender Karton 4 X/4-XI/2 fol. 821, Wien v. 17.XII.1802 ; FHKA galiz. Domänen
Nr. 081 Fasz. 10 Nr. 2445 Präsidialschreiben a. galizisches Gubernium v. 27.I.1802.
143 »[…] pour obtenir une indemnisation sans laquelle Moustaza est ruiné« ; ÖSTA-FHKA galiz. Do-
mänen Fasz. 10, Raport Mr. Timoni, Jassy 5.VIII.1803.
144 ÖSTA-FHKA galiz. Domänen Fasz. 10, Bericht a. d. Staatskonferenz u. Kabinettsminister Colloredo,
Wien 9.VII.1803.
145 ÖSTA-HHSTA Faßbender 5 XI/3-XII, Auszug a.d. Schreiben des k.k. Buccowiner Domainen Inspec-
tors Pauly, Radautz v. 17.XII.1803.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439