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Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 133
rangetragene politische Ansinnen dieser Art hätte er, Schaguna, darüber hinaus stets
von sich gewiesen.71 Indes ließ sich jedoch Hackmanns Skepsis nicht leicht zerstreuen,
»alsdann würde die Bukowiner Diöcese zusehen müssen, wie die Metropolitansynode
mit ihrem Vermögen wirtschaften und welchen Theil davon sie der Bukowina zumessen
würde. Alsdann würde die unmittelbare Verwaltung der zahlreichen Religionsfondsgü-
ter in der Bukowina in die Hände einer Epitropie von 1/3 Geistlichen und 2/3 Laien
fallen«.72
Hinter den ›Laien‹ des Kirchenkongresses standen im Wesentlichen die rumäni-
schen Eliten des Kronlandes, in ihrer Mehrheit Großgrundbesitzer. Die einflussreichen
rumänischen Familien der Bukowina waren, wie gezeigt werden konnte, bereits durch
ihren Einsatz für eine gemeinsame Metropolie und die Einrichtung einer derartigen
Versammlung unter Laienbeteiligung hervorgetreten. Sie befürchteten ihrerseits eine
allmähliche »Entnationalisierung« der Diözese.73 Gheorghe Hormuzaki als Berichter-
statter des Landtagsausschusses zur Frage der Kirchenautonomie merkte dahingehend
an, dass schon der josephinische Regulierungsplan der kanonischen Satzung weitge-
hend zuwiderlaufen würde, da die praktizierte Verwaltung de facto einem Entzug des
Vermögens gleichkomme und Bedürfnisse oftmals erst nach Jahren an Verhandlungen
–
wenn denn überhaupt – erfüllt werden würden.74 Ein Umstand, den der Bischof nicht
gänzlich von der Hand weisen konnte, betraf ihn das doch in der Frage der baufälligen
Residenz selbst. Im vorgebrachten Anliegen blieb indes, was den Religionsfonds angeht,
ein ganz persönlicher Beweggrund dieser Eliten unausgesprochen. Da der Bukowiner
Landtag 1861 mehrheitlich von ebendieser Gruppe dominiert war, musste der Bischof
befürchten, dass dieser die Verfügungsgewalt – wenn auch im Sinne des Landes – an
sich bringen könnte, woraufhin Eugen Hackmann selbst in Wien die Übertragung dieser
Gewalt auf sein Amt beantragte. Das Ministerium beauftragte in der Folge den Landes-
chef der Bukowina mit einer Aufklärung des Sachverhaltes. Wien stellte von vornherein
71 Schaguna 1863, Anthorismus, 14f.
72 Hackmann 1864/1899, Sendschreiben, 106.
73 Hormuzaki 1870, Denkschrift, 7. Hier ist der Kontext zu den seit 1859 unter Ioan Alexandru Cuza
vereinigten rumänischen Fürstentümern zu sehen. Die Reformen von 1863 führten zur Säkularisie-
rung des Kircheneigentums (in Form von Staatsdomänen) zu Gunsten des Staates. Letztlich lief die-
ser Akt auf eine weitgehende Entmachtung der Kirche, zum Vorteil des Adels, hinaus. Damit stand
vergleichsweise ›politisch günstiger‹ Grund und Boden zum Verteilen an die bäuerliche Bevölkerung
für die gleichzeitig einsetzende Agrarreform zur Verfügung, ohne dass davon die Bojaren im Über-
maße betroffen gewesen wären ; Iorga 2011, Vol. II, Istoria, 305–310.
74 DACZ 2/1/25, Bericht des Ausschusses zur Vorberathung des Antrages in der Frage der Kirchenauto-
nomie, Alexander von Kostin (Obmann), Georg von Hormuzaki (Berichterstatter) v. 14.II.1866 ; sowie
Adresse des Bukowinaer Landtages an den Kaiser v. 27.III.1863.
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439