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134 Die Institution: Struktur & Werte
klar, dass die Verwaltung der Religionsfondsmittel zwar »im Namen der Kirche (nomine
ecclesiae) also nicht von der Kirche« erfolgen müsse, »während die Bischöfe die ihnen
gebührende Aufsicht« ausüben sollten.75 Ein Kirchenkongress in der diskutierten Form
hätte diesen Kreisen zusätzlich von anderer Seite den Zugriff auf den Fonds gesichert,
wie das der daraufhin erstellte Ministerialbericht zusammenfassend analysierte :
In der Bukowina herrschen in Bezug auf die Autonomie der griechisch-orientalischen Kirche
zwei Parteien, deren eine aus griechisch-orientalischen Layen, die andere aus dem griechisch-
orientalischen Clerus, der Bischof an der Spitze, besteht. Aber von jeder dieser Parteien wird
die Autonomie anders verstanden. Die Layen wollen die unter ihrer Betheiligung berufene
Synode vornemlich darum, um diese selbst als das zur Verwaltung des Kirchenvermögens ka-
nonisch berufene Organ zu proklamiren, und dadurch den reichen griechisch-orientalischen
Religionsfond in ihre Disposition zu bekommen. Darum hat der Großgrundbesitz insoferne
ein allgemeines Interesse, als nahezu alle Mitglieder desselben und zwar mit sehr erheblichen
Summen Schuldner des Religionsfonds sind. Unter dieser Partei bildet die Familienverbin-
dung Hormuzaki eine eigene Fraktion, welche weiter geht, indem sie die innige Verbindung
der Bukowina mit den übrigen Romanen und die Romanisierung des nur zur Hälfte slavischen
Landes als ihr Endziel anstrebt, und die Hoffnung hegt, mittels der Synode die Vereinigung
der bukowiner Romanen mit jenen Ungarns und Siebenbürgens vorläufig auf dem kirchlichen
Gebiete durchzusetzen. Der griechisch-orientalische Clerus strebt aus Besorgnis vor dem der
Geistlichkeit Bukowinas abholden Einflusse einer auch aus Layen zusammengesetzten Synode
auf die Gebahrung des Religionsfonds und von des letzteren Ausbeutung durch die ungarisch-
siebenbürgische Metropolie die Selbständigkeit der Diöcese an und trachtet die entscheidende
Einwirkung auf die Verwaltung des Kirchenvermögens sich selbst zu vindiciren.76
Gegenüber dem Bukowiner Oberhirten bemühte sich das Ministerium allerdings
ebenso ausdrücklich festzuhalten, dass der Religionsfonds »nach den Bestimmungen
des Grundgesetzes für die gr.n.u. [gr. nicht-unierte] Kirche in der Bukowina […] jene
Aufgaben zu erfüllen [habe], welche sonst den Religions-Studien- und Schulfonden zu-
gewiesen wird. Die Verwaltung, Aufbewahrung und widmungsmäßige Verwendung
desselben hängt, nach dem unzweifelhaften Wortlaute des Regulativs, blos von der
75 DACZ 3/1/2142, fol. 1–2 ; Staatsministerium für Cultus und Unterricht an Landeschef der Bukowina
Wenzel Ritter v. Martina v. 29.XII.1861 ; Unterstreichungen im Original.
76 ÖSTA-AVA, Unterricht und Kultus, Kultus Präsidium, Staatsministerium I Zl. 7267/1866 ; Bericht
des Landeschefs der Bukowina v. 31.III.1866 Zl. 4611 Präs. nach der Zusammenfassung im Minis-
tervortrag Belcredis v. 11.XI.1866 (Staatsministerium Zl. 2061, ad Kabinettszahl 3809) ; abgedruckt
in Németh 2012, Zhishman, 232.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439