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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 169 Diese wiederholte Aufwärmung des sprachlichen Kohls, an dem jedoch in den gr.-or. Kir- chengemeinden slavischer Zunge Niemand einen Geschmack findet, ist vom Standpunkte der ukrainophilen Theorie und der Unionsbestrebungen begreiflich, aber vom Standpunkte der wohlverstandenen Lebensinteressen der orthodoxen Kirche und des kirchlichen Friedens in der durch die Bande des Glaubens und des religiösen Cultus geeinigten gr.-or. Bevölkerung des Landes beider Zungen ist die beliebte Anregung und Verfechtung von Nationalitätsfragen überhaupt verderblich.198 Drei Jahre darauf, 1891, berief Morariu-Andriewicz einen Kirchenkongress nach Czer- nowitz ein, der nunmehr endlich die Frage nach einer längst fälligen Normierung der gr.-orient. Kirche behandeln sollte. Allerdings brachte diese Konferenz in ihrem Fort- gang ein völlig anderes als das vom Erzbischof zuvor in der Apologie geschilderte Bild  – nämlich kirchlicher Einheit im Glauben abseits nationaler Konfessionalisierung  – zu Tage. Schon die Eröffnung führte zu einem veritablen Skandal zwischen den Teilneh- mern und dem amtierenden Landespräsidenten Anton Graf Pace als kaiserlichem Ver- treter. Pace war Hieronymus Freiherrn von Alesani in diesem Amt nachgefolgt und ver- trat im Gegensatz zu seinem Vorgänger, der die rumänische Adelspartei gestützt hatte, eine gänzlich andere Politik.199 Pace hatte in seiner Eröffnungsrede mit Nachdruck die »Aufrechterhaltung der Gleichberechtigung beider Nationalitäten der Ruthenen und Rumänen« innerhalb der gr.-orient. Kirche verlangt, nachdem die Kongressmitglieder ausschließlich Rumänisch als Diözesansprache (und folglich auch im Kongress) durch- setzen wollten. Letzteres widersprach der gültigen Konsistorialgeschäftsordnung von 1869.200 Die Bukowinaer Rundschau  – und damit weite Teile der auf diesem Feld oh- nehin sensibilisierten Öffentlichkeit des Kronlandes  – vermerkte diesen Vorfall als neuerlichen Auftakt zu nationalen Querelen innerhalb der Kirche : »Was nun gesche- hen wird, wir wissen es nicht. Aber es fiel der erste Schuß und dies bedeutet immer Kriegsgefahr.«201 Der Kongress verlief  – zumindest in der Außenwahrnehmung  – ohne größere Resultate.202 Die ruthenischen Angehörigen der Landeskirche bzw. ihre Eliten sahen sich indes im Recht, nunmehr auch ihre Forderungen vorzubringen. In einer Ar- 198 Morariu-Andriewicz 1890, Apologie, 32. 199 Corbea-Hoişie 2010, Czernowitz, 38 ; Anonymus 1891, Apologie, 20 ; Corbea-Hoişie 2005, Wende. 200 »Bezüglich der Sprache, in welcher die Verlautbarungen gedruckt werden sollen, hat der Grundsatz zu gelten, daß dabei der gleichen Berechtigung der beiden Diöcesansprachen, nämlich der romani- schen und slavischen, volle Rechnung getragen werde« ; Bukowina. Landes- und Amtszeitung VI. Jg. Nr. 148 v. 15.XII.1867, 2. 201 Bukowinaer Rundschau X. Jg. Nr. 1041 v. 4.X.1891, 1f., Chauvinismus. 202 Bukowinaer Rundschau X. Jg. Nr. 1051 v. 27.X.1891, 2.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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