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214 Die Institution: Struktur & Werte
nen neuerlichen Anlauf gestartet, diesen Missstand zu beheben.392 Der gültige Name
beruhte auf einer allerhöchsten Beschlussfassung aus dem Jahre 1864, die allerdings im
inneren Verkehr die Verwendung des Begriffes ›orthodox‹ erlaubte.393 1906 lag der An-
trag immer noch in Wien. Diesmal schlug der Bischof von Hermannstadt dem Metro-
politen Repta vor, mit der Umbenennung aufgrund der schwierigen Zeiten vorerst noch
abzuwarten. Damit spielte der Kirchenhierarch wohl auf die nationalen Zwistigkeiten
rund um die Wahlrechtsdiskussion an. Eine spätere Amtserinnerung, die das Wiener
Ministerium auf den Beschluss der Hl. Synode neuerlich hinwies, blieb gleichfalls bis
Kriegsausbruch unerledigt.394
Die langersehnten Erwartungen rumänisch-nationaler Kreise auf eine Autonomie der
Bukowiner Landeskirche schienen im Spätherbst 1918 mit dem Anschluss an das Kö-
nigreich Rumänien endlich greifbar nahe. Indes sollte der Traum nach einer rumänisch-
orthodoxen Kirche der Bukowina und einem selbstverwalteten Religionsfonds als Teil
eines rumänischen Nationalstaates ebenso auf Schwierigkeiten stoßen wie die von eini-
gen Czernowitzer Kreisen angedachte Fortsetzung des bisherigen politischen Lebens als
vergleichsweise vom Zentrum ›autonomes‹ österreichisches Kronland. Die Umbrüche
des ausgehenden letzten Kriegsjahres und ihre Folgen gaben den Weg für eine am Ende
bedingungslose Ausrichtung aller Sphären nach der neuen Hauptstadt Bukarest und ih-
rer strikt zentralisierenden Politik frei.
392 DACZ 320/3/83, fol. 77, Verhandlungsgegenstand der Hl. Synode v. 5./18.VII.1903, Amtserinne-
rung betreffend die Änderung der gegenwärtigen officiellen Benennung unserer Kirche.
393 Reichsgesetzblatt Nr. 91 v. 29.XI.1864, 307, Verordnung des Staatsministeriums, des Kriegsministeri-
ums, der königlich-ungarischen, siebenbürgischen und kroatisch-slawonisch-dalmatinischen Hofkanz-
lei.
394 DACZ 320/3/83, fol. 85, Bischof von Hermannstadt an Repta v. 22.III.1906 ; 29.XI./12.XII.1908,
Amtserinnerung, Beschluss der hl. Synode v. 15./28.XI.1908.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439