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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 235 Obwohl die in der Bukowinaer Rundschau darüber hinaus aufgeworfene Beschuldi- gung in Richtung Religionsfonds, unter den Bauern neue Leibeigene schaffen zu wollen72, allein aus der spürbaren Parteilichkeit des Mediums heraus an Glaubwürdigkeit verliert, so lässt sich doch die grundsätzliche Eigenschaft der Güterverwaltung als Repräsentan- ten des Großgrundbesitzes nicht völlig in Abrede stellen. Einzelne Gemeindevertretun- gen beschwerten sich etwa ganz offen, dass es gerade der Religionsfonds sei, der »das Le- ben über alle Maßen erbittert«.73 Zudem galt der Grundbesitz in der Bukowina insgesamt als sehr zersplittert ; ein Umstand, der allen anderen voran die Bauern und Kleinpächter besonders hart traf.74 Auch das waren Themen, welche die Presse und der Bukowiner Landtag regelmäßig, unter Verweis auf den Fond, bereitwillig aufgriffen.75 Hinter den Vorwürfen an Ungleichbehandlung lauerte jedoch stets die Gefahr nationaler Aufladung, waren doch bei der Verpachtung bzw. Zuteilung von Ackergründen des Religionsfonds im nördlichen Landesteil hauptsächlich Ruthenen betroffen. Bei den dahingehenden Beschwerden der Czernowitzer Zeitungen übersahen die Redakteure allerdings geflis- sentlich die eigenen Meldungen im Inneren ihrer Blätter über zahlreiche Investitions- tätigkeiten des Fonds in den Landesausbau.76 Dennoch, durch die in wachsendem Aus- 72 Bukowinaer Rundschau Nr. 2665 v. 27.II.1898, 1, Das Gespenst des Elends. 73 Die Gemeindevertretung von Suczawitza hatte direkt die Landesregierung adressiert und hoffte da- mit auf Vermittlung ihrer Anliegen gegenüber der Güterverwaltung des Fonds. Steigende Kosten für Weidebenutzung und Holzbezug warfen für die Dörfer schwerwiegende Probleme auf. Nicht selten entschieden sich daher die Bewohner zur Auswanderung : »Wie es Einem hohen k.k. Landespräsi- dium bereits bekannt sein dürfte, sind am 20. Mai l.J. über 40 Seelen aus unserer allseits verdräng- ten Gemeinde nach Canada ausgewandert und es fehlt nicht viel bis sämmtliche Insassen dieser Gemeinde ihr theuerstes Nest, ihr kostbarstes Österreich zu verlassen bemüssigt sein werden, um ein Ort zu suchen, in welchem das Erwerben einiger Imbisse Brotes leichter wäre« ; DACZ 3/1/8211 Gemeindevertretung Suczawitza an Landespräsidium Bukowina v. 24.V.1901. 74 Die Gesamtwirtschaftsfläche des Kronlandes von 1.044.141 ha verteilte sich bei 230.229 Grund- steuerträgern auf 1.147.647 Parzellen, davon gehörten wiederum 45% in den Kleinbesitz. Die über 400.000 ha des Großgrundbesitzes teilten sich hauptsächlich der Religionsfonds (26%) und Private (19%). Czernowitzer Tagblatt Nr. 1913 v. 4.VII.1909, 1–3, Budgetrede des Abg. Dr. Straucher ; dazu Sandgruber 1978, Agrarstatistik, 146, Tab. 79. 75 Bukowinaer Rundschau Nr. 3279 v. 27.III.1900, 1f., Auswanderung aus der Bukowina ; Antrag des Ab- geordneten Pihuliak und Genossen wegen pachtweiser Ueberlassung der verfügbaren Ackergründe der Religionsfondsgüter an die Bukowinaer Bauernschaft ; in : StenoProt der X. Sitzung des Bukowinaer Landtages am 2.V.1893 (1. Session), 294–301 ; sowie XVI. (Schluß-)Sitzung am 20.V.1893 (1.  Ses- sion), 553–560. 76 Bukowinaer Post Nr. 4286 v. 13.I.1910, 2, Bukowinaer Landtag ; der Fonds beteiligte sich an der Re- gulierung des Moldawaflusses mit 130.000 K (der Landesausschuss brachte dafür 1,8 Millionen K ein) ; Bukowinaer Post Nr. 2779 v. 10.XII.1911, 4, Pellagrabekämpfung ; hier steuerte der Fonds 10.000 K bei (Regierung 60.000 K, Land 30.000 K).
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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