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Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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248 Die Institution: Struktur & Werte noch zu lesen. Diese Schichten konnten im Alltag nur wenig mit der nationalen Idee oder der Vorstellung von übergeordneter Staatlichkeit anfangen, ganz im Gegenteil. Der Preis, zu den Siegern des Weltkrieges zu gehören und Siebenbürgen und die Bukowina, neben Bessarabien hinzugewonnen zu haben, schien für die maßgeblichen Eliten des Staates und die Mehrheit seiner Bürger vorerst überzeugend genug, um die augenscheinlichen Dif- ferenzen zu den anderen ›rumänischen‹ Ländern zu vergessen.4 Der Befreiungsmythos, das Erreichen ersehnter nationaler Einheit, deren vermeintliche Ursprünge dabei tief in die Vergangenheit zurückprojiziert wurden, geriet zur staatstragenden Ideologie der Ge- genwart. Ihre Kohäsionskraft sollte die Teile zu einem Ganzen verbinden.5 Innerhalb des 1914 noch bestehenden österreichischen Kronlandes hatten sich hin- gegen die nationalen Streitparteien im Landtag, der zu Beginn dieses Jahres ausgesetzt worden war, auf einen Burgfrieden zwischen Rumänen und Ruthenen einigen können. Das politisch-gesellschaftliche Zusammenleben funktionierte zwar einigermaßen, aber war keinesfalls spannungsfrei gewesen. Die russische Besatzung während des Krieges einerseits und der Kampf der österreichischen Zivilbehörden, der Armee und der Fi- scherschen Polizeitruppen andererseits hatten in der Bukowina mithin einen radikalen Stimmungsumschwung begünstigt.6 Auch wenn die bäuerliche Bevölkerung nach wie vor Habsburg loyal war, so hatten doch national-radikale Stimmen der dominierenden politischen Lager beträchtlich an Oberwasser gewonnen.7 Die Ansicht Oszkár Jászis in seiner frühen Darstellung des Zerfalls der Habsburgermonarchie von der ungleich größeren Bedeutung wie Rolle der irredentistischen Bewegung in Siebenbürgen sollte daher differenziert bewertet werden.8 Vor 1916 trifft das sicherlich im Vergleich zum transleithanischen Siebenbürgen zu. Spätestens mit Herbst 1918 schärfte sich aber auch in der Bukowina die angesprochene Epochengrenze. Andererseits hatte jedoch nicht nur in Siebenbürgen auf vergleichsweise breiter Basis der »Geist des Okzidents« tief in gro- ßen Teilen der Bevölkerung Wurzeln geschlagen, wohingegen im rumänischen Altreich dieser lediglich die Eliten erreicht hatte.9 Auch für die Bukowina ist von einer derartigen 4 Boia 2014, Război, 69. 5 Vgl. die Rede von Nistor beim rumänischen Generalkongress v. 28.XI.1918 in Czernowitz ; Nistor 1940, Vereinigung, 38–42. 6 Maior 2016, Ani, 220 u. 226. 7 Am 3.X.1918 fand anlässlich der wenige Wochen zuvor erfolgten Rückführung der Gebeine des Heiligen Johannes Novus von Wien nach Suczawa eine Bauernwallfahrt statt, verbunden mit einer patriotischen Kundgebung gegenüber dem Kaiserhaus ; Prokopowitsch 1959, Ende, 21ff.; (Neu- igkeits)Welt Blatt Nr. 170 v. 28.VII.1918, 4, Die Heimreise der Gebeine des griechischen Landespatron der Bukowina aus Wien. 8 Jászi 1929, Dissolution, 398. 9 Boia 2014, Război, 80. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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