Page - 262 - in Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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262 Die Institution: Struktur & Werte
mittelbaren administrativen Fondsangelegenheiten, es bedurfte jedoch für die Umsetzung
einmal gefasster Beschlüsse stets der Zustimmung des ministeriellen Delegierten.59 Buka-
rest sicherte sich darüber hinaus Einfluss in Diözesanfragen, indem die Konsistorialräte
und – in der Form neue installierte – Diözesaninspektoren ebenfalls auf Vorschlag des
Kultusministeriums bestellt werden mussten.60
Ende des Jahres 1925, bereits auf Basis des nationalen Kirchenorganisationsgesetzes,
erhielt der Religionsfonds (nunmehr mit seiner neuen Bezeichnung Fondul bisericesc
ortodox român al Bucovinei) eine gesetzliche Regelung, die sich in ihrer Grundstruktur
(theoretisch) nur wenig von der bisherigen Handhabung seit 1919 abhob (vgl. Abb. 45).
Ausgehend vom neuen Organisationsgesetz erlangte die Landeskirche bedeutend größere
Befugnisse als dies während der österreichischen Herrschaft der Fall gewesen war. Dem
18-köpfigen Eparchialrat (Consiliul Eparhial) als Exekutivorgan der Eparchialversamm-
lung (Adunarea Eparhială, Kirchenkongress) unterstand unmittelbar die Fondsdirektion
(Administraţia generală a Fondului bisericesc ortodox român al Bucovinei). Den Vorsitz
übernahm der Bukowiner Metropolit. Innerhalb des Rates verteilte sich die Zuständig-
keit
– nach den verschiedenen Fragen der Religionsfondsverwaltung
– auf drei getrennte
Sektionen (administrativ-kirchlich, kulturell, ökonomisch). Die Ministerien für Land-
wirtschaft und Domänen sowie für Kultus übten – wie schon während der Übergangs-
jahre
– eine Kontrollfunktion aus.61 Versammlung und Rat kontrollierten damit faktisch
den Fonds. Tatsächlich neu war hingegen die strukturell darin verankerte Verbindung
der Institution des Bukowiner Religionsfonds zum allgemeinen orthodoxen Religions-
fonds Rumäniens. Artikel 8 des Regulaments sah vor, dass nach Abdeckung aller im Re-
gelwerk definierten Ausgaben die verbleibenden Überschüsse in diesen Zentralfonds zu
überweisen waren.62 Damit hatte sich das Bukarester Patriarchat indirekt Zugang zur Bu-
59 ANR-B Fonds 2719 pach. 100–1921, fol. 1, Ferdinand I. v. 26.XII.1921, Bucureşti, Statul organic pen-
tru Congresul Bisericesc al Arhidiecezei ortodox române din Bucovina, Art. 5, 21 u. 24 ; ANR-B Fonds
2719 pach. 108–1921, fol. 28, Ferdinand I. v. 15.IV.1921, Art. 1.
60 ANR-B Fonds 2719 pach. 106–1921, fol. 1 u. 6ff., Direcţiuneă generală pentru Culte an Minister
Nistor, Cernăuţi v. 9.VII.1921. In seiner Begründung gegenüber Repta schreibt Nistor von der Buko-
wina als »orthodoxer Oase«, als etwas im Verband der Habsburgermonarchie nach Volk und Kon-
fession Fremdem, umgeben von einer »konfessionell wie national feindlichen Konzeption«.
61 ANR-S inv. 35-I pach. 4–1925, Foaia ordonanţelor şi comunicărilor Consistoriului arhiepiscopesc în
afacerile Arhidiecezei ortodoxe a Bucovinei, Decret Nr. 82 v. 28.XI.1925, Regulament pentru organi-
zarea şi funcţionarea Consiliului eparhial al Arhiepiscopiei ortod. rom. în Cernăuţi. Das Kultusmi-
nisterium
– eine wichtige Schaltstelle zwischen Kirche(n) und Staat, die seit 1921 bestand
– wurde in
dieser Form 1930 aufgelöst und 1934 neu eingerichtet.
62 ANR-S inv. 35-I pach. 4–1925, Foaia ordonanţelor şi comunicărilor Consistoriului arhiepiscopesc în
afacerile Arhidiecezei ortodoxe a Bucovinei Circular Nr. 80 v. 26.XI.1925, Regulament, Art. 3, 4, 7
und 8 ; DACZ 320/2/57 Regulament 1925.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439