Page - 324 - in Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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324 Die Institution: Struktur & Werte
senbahn und erste Gewinne in Jakobeny war es der Güterverwaltung des Fonds aller-
dings bereits einige Jahre später unter der technischen Leitung von Krasuski möglich
geworden, die nötigen strukturellen Vorleistungen zu finanzieren, sodass Louisenthal
(das über einen eigenen sieben Kilometer langen Flügel an die Haupteisenbahnstrecke
angebunden war) 1907 bereits 2000 Waggons Schwefelkies an die Werke in Teschen
zur Weiterverarbeitung liefern konnte.73 Am Bau der erwähnten Bahnverbindung als
auch der angeschlossenen Zweigstrecke Pozoritta-Louisenthal hatte sich der Religions-
fonds mit über 750.000 Gulden beteiligt.74 Noch bis 1887 mussten die Erze teuer mit
Fuhrwerken nach Suczawa gebracht werden. Ungeachtet dessen war es dennoch not-
wendig geworden, 1882 eine Reihe von veralteten und im Betrieb unwirtschaftlichen
Werkseinrichtungen (die Hochöfen in Jakobeny und Pozoritta sowie die Eisenhämmer
in Boul, Freudenthal und im zu Jakobeny gehörenden Ciotina) endgültig zu schließen
bzw. abzutragen.75 Trotz der Eisenbahn blieb die Entfernung für die Frachtkosten alle-
mal ausschlaggebend, zumal die Konkurrenz auf dem Braunsteinmarkt den Verkaufs-
preis drückte.76 Dieser Umstand stellte daher immer noch eine gewisse Belastung für
einen rentablen Absatz bzw. Betrieb der Werke dar.77
Am Beispiel des zunehmend unrentablen Walzwerkes wie des Zeughammers in Eise-
nau kristallisierte indes auch eine Konfliktlinie entlang unterschiedlicher Interessen der
Wiener Ministerien, als für den Religionsfonds entscheidenden Stellen, sowie des Czer-
nowitzer erzbischöflichen Konsistoriums. Letzteres drängte schon seit längerem auf die
endgültige Schließung der unrentablen und aus ihrer Sicht finanziell nur belastenden
Eisenauer Montanwerke. Das Konsistorium forderte eine Übertragung der dadurch frei
werdenden Gründe in den Forstwirtschaftsbezirk Wama (rum. Vama) ein.78 Zumindest
bewilligte das Ackerbauministerium in Eisenau und Freudenthal einen vergleichsweise
bescheidenen Verkauf von Grundstücken an Kolonisten. Die davon betroffenen etwa 50
Hektar, verteilt auf 177 Personen, lassen allerdings vermuten, dass es sich dabei lediglich
um Zuerwerbsflächen handeln konnte. Die Kolonisten mussten folglich ihr Hauptein-
kommen aus anderen Bereichen bestreiten, etwa der aufstrebenden Forstwirtschaft.79
73 Krasuski 1907, Bergwesen, Nr. 1021 v. 9.VI.1907, 4 ; dazu detailliert Naske 1908, Manganerzbau.
74 DACZ 320/2/409, fol. 89, Konsistorialprotokoll Nr. 5082 v. 12./25.IX.1902.
75 Krasuski 1907, Bergwesen Nr. 1015 v. 2.VI.1907, 4f.
76 Wie Anm. 74, fol. 63.
77 Naske 1908, Manganerzbau, 546 ; für 1853 werden 52 Fuhrleute mit 166 Pferden und 44 Ochsen
angegeben, die für die Erzbringung der Werke nötig waren ; Anonymus 1936, Manz.
78 DACZ 320/2/409, fol. 13f., Konsistorialprotokoll Nr. 5126 v. 23.X./4.XI. 1899 ; fol. 65ff., Konsistorial-
protokoll Nr. 5082 v. 12./25.IX.1902.
79 DACZ 320/2/409, fol. 41–48, Konsistorialprotokoll Nr. 5126 v. 2VII.1897, Nachweisung ; 35 Personen
erhielten in Freudenthal 18 ha 71 a und 29 m² im Wert von 4.427 fl. 89 x. sowie 142 Personen (141
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439